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0717 - Das Treibhaus des Schreckens

0717 - Das Treibhaus des Schreckens

Titel: 0717 - Das Treibhaus des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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»Eigentlich keiner, wenn ich ehrlich sein soll. Man bat mich, dieser Firma doch einen Besuch abzustatten. Es ist nicht mehr als ein Versandlager im Norden Londons. Damit kann man nicht viel anfangen.«
    »Aber du warst selbst noch nicht da – oder?«
    »Nein, das war ich nicht.«
    Ich nickte. »Ich kann mir vorstellen, weshalb du mich hergebeten hast. Es hängt sicherlich mit dem Text zusammen.«
    »Stimmt, der machte mich misstrauisch.«
    »Was meinst du?«
    »Tja«, sagte Suko, »das ist schwer zu sagen. Ich bin mir da nicht so ganz im Klaren. Wenn man die Nummer wählt, bekommt man auch eine Verbindung. Allerdings nur mit dem Anrufbeantworter. Man wird gebeten, der Firma einen Besuch abzustatten.«
    »Das willst du allein nicht?«
    »So ist es. Die würden ja Stielaugen bekommen, wenn plötzlich jemand wie ich vor ihnen steht. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du mich begleitest.«
    Ich legte meinen Arm über die Sessellehne. »Im Prinzip habe ich nichts dagegen, aber was macht dich so misstrauisch? Ist es allein der Text der Anzeige?«
    »Nicht nur.«
    »Sondern?«
    Suko nahm den Ausschnitt wieder an sich und tat, als wollte er ihn durchlesen, dabei kannte er ihn sicherlich auswendig. »Es ist die Diktion, die Verquickung von Macht und Gewalt. Ich habe das Gefühl, dass die tatsächlich mit anderen Mächten zusammenarbeiten.«
    Ich ließ mir mit einem Kommentar Zeit. »Und du glaubst nicht daran, dass es ein Reklametrick ist?«
    »Nein.«
    »Rechnen musst du damit, Suko. Du weißt selbst, wie raffiniert die Werbung vorgeht. Sie findet immer wieder neue Wege, um Kunden anzulocken.«
    »Nein, John.« Suko stand auf. Ich schaute ihm nicht nach, als er durch das Zimmer ging. Manchmal konnte ich seinen Anblick einfach nicht fassen.
    Er blieb hinter einem Sessel stehen und legte die Hände auf die Kante. »Ich habe das Gefühl, dass es hier um mehr geht. Dass in dieser Anzeige nicht gelogen wird. Dahinter stecken andere Mächte. Ich weiß es.«
    »Gut.«
    »Das klang nicht überzeugend.«
    »Meinetwegen. Was nicht heißen soll, dass ich es grundsätzlich abstreite.«
    Suko war in seinem Zustand sehr empfindlich. Er hatte meine Antwort in den falschen Hals bekommen. »Oder hältst du mich für einen Schwachkopf, John?«
    »Moment, wie…«
    »Ich weiß doch, dass ich im Vergleich zu früher nicht mal ein halber Mensch bin. Dass ich von euch nur noch geduldet werde. Das alles ist mir klar. Da brauchst du nicht so zu tun. Ich kann mir vorstellen, dass ihr hinter meinem Rücken tuschelt, dass ich nicht…«
    »Hör auf!«, unterbrach ich ihn mit harter Stimme. »Hör auf, verdammt noch mal!«
    »Ist dir das unangenehm?«
    »Nein, gewiss nicht. Aber ich weiß sehr genau, dass es nicht stimmt. Niemand tuschelt über dich. Ich versichere dir, dass wir dich ernst nehmen. Du bist zwar nicht mehr derselbe wie früher, aber du bist ein Mensch, der von uns trotz allem akzeptiert wird. So wie du es siehst, ist es Unsinn. Du müsstest uns eigentlich kennen, verdammt. Weder Bill, Jane noch Glenda würden je etwas über dich hinter deinem Rücken sagen. Und wenn du willst, dann kannst du auch wieder deinen Platz in unserem gemeinsamen Büro einnehmen. Das hat dir Sir James ebenfalls zu verstehen gegeben. Deshalb finde ich es unfair von dir, dass du dich selbst auf die Mitleidsschiene drängen lässt. Tut mir Leid, es dir sagen zu müssen.«
    Suko schwieg. Er hatte seinen Platz noch immer nicht gewechselt, stand wie eingefroren und kaute auf seiner Unterlippe. Er atmete durch die Nase, sein Blick war ins Leere gerichtet. Ich konnte nur hoffen, dass ihn meine Worte nachdenklich gemacht hatten.
    Ich stand auf und ging in die Küche, um mir dort etwas zu trinken zu holen.
    Verdammt, ich konnte ihn ja verstehen, auch ich hätte kaum anders in seiner Lage reagiert, aber ich hatte mich auch entschlossen, nicht auf die mitleidige Tour zu fahren. Damit wäre ihm kaum gedient gewesen. Da musste er einfach durch. Fertig und basta.
    Ich schenkte mir Mineralwasser ein und nahm auch Suko ein volles Glas mit.
    Als ich den Wohnraum betrat, hatte er seinen Standplatz nicht gewechselt. Auf mich wirkte er wie eine kleine Statue. »Willst du auch einen Schluck?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich setzte mich hin und schaute ihn an. »Was geht jetzt durch deinen Kopf, Suko? Was immer es auch sein mag, es ist sicherlich das falsche Ergebnis, mein Freund.«
    »Für dich schon.«
    »Auch für dich. Wir sind nicht so, wie du annimmst. Aber gut, wenn du
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