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0714 - Die Totenfrau ist da

0714 - Die Totenfrau ist da

Titel: 0714 - Die Totenfrau ist da
Autoren: Jason Dark
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verschlossen. Als er sie aufzog, hätte er vor Freude jubeln können.
    Die dunkle Nacht kam ihm vor wie ein großer Freund, der beide Arme ausgebreitet hatte, um ihn zu empfangen. Über sein Gesicht huschte ein Lächeln. Er fühlte sich super, er war derjenige, der es endlich geschafft hatte.
    Wind war aufgekommen. Er spielte mit den Blättern der Bäume und entlockte ihnen ein geheimnisvolles Rauschen, als sollte durch dieses Geräusch dem einsamen Mann eine Botschaft übermittelt werden.
    Sekundenlang hielt er sein Gesicht gegen den Wind. Er wollte ihn genießen, er wollte vor allen Dingen das Gefühl auskosten, daß seine verfluchte Angst weggeblasen wurde.
    Dann aber passierte es.
    Zuerst hörte er die leisen Schreie, dann sah er plötzlich die Augen in der Dunkelheit.
    Drei helle Paare zählte er.
    Also waren es drei Katzen, die aus einer bestimmten Richtung auf ihn zukamen.
    Hyram Scott zuckte zurück. Die Katzen flößten ihm Angst ein, er wollte wieder ins Haus flüchten.
    Dort gab es wenigstens Zimmer, in denen er sich verstecken konnte.
    Die Katzen waren schneller.
    Sie sprangen ihn an.
    Dr. Scott erschrak. Krallen bohrten sich in den Stoff seiner Hosenbeine. Er fluchte, er schrie, er schlug um sich, ohne einen Katzenkörper zu treffen.
    Sie hielten ihn fest, kletterten an ihm hoch. Die Katzen waren nicht zu stoppen, sie wollten sein Gesicht zerkratzen, doch er schlug um sich, erwischte ihre Körper, rammte seine Finger in ihr Fell und schleuderte sie weg.
    Vor seiner Haustür kämpfte er den Kampf seines Lebens. Er wußte, daß er ihn gewinnen mußte, um zu überleben. Die Tiere waren darauf programmiert, ihn zu töten.
    Er taumelte von einer Seite zur anderen. Er hatte keine Waffe, nur seine Hände konnte er einsetzen.
    Aber auch die waren verletzt, die Haut aufgerissen von den Krallen.
    All das konnte er vergessen.
    Denn auf einmal war sie da.
    Groß, düster, unheimlich und wuchtig. Sie war wie aus dem Nichts erschienen, diese mächtige Gestalt, die mehr einem nebulösen Schemen glich.
    Hyram Scott blieb stehen. Er glotzte die Gestalt an. Seine Lippen bewegten sich, ohne daß er etwas sagte.
    Schräg über der Gestalt stand rund, groß und gelb der volle satte Mond.
    Ein Zeuge, der ihn verhöhnte, der mitbekommen wollte, wie Dr. Hyram Scott das nächste Opfer wurde.
    Die dunkle Gestalt ging noch einen Schritt weiter. Hyram Scott konnte erkennen, daß etwas über ihrer rechten Schulter lag. Etwas Langes, das sie mit einer Hand abstützen mußte.
    Dann bewegte sie den Gegenstand nach vorn.
    Er blinkte an seiner vorderen Seite.
    Ein Gruß des Todes.
    Dann raste der Gegenstand so schnell auf ihn nieder, daß Scott nicht mehr ausweichen konnte.
    Ein Spaten, eine Schaufel, dachte er noch. Es war der letzte Gedanke in seinem Leben, denn die Wucht des Treffers schmetterte ihn zu Boden.
    Den zweiten und dritten Schlag spürte er schon nicht mehr…
    ***
    Ich hatte mich verspätet, und das wiederum ärgerte mich. Es war nicht meine Schuld gewesen, sondern die einer Umleitung, die ich wegen eines Wasserrohrbruchs hatte fahren müssen. Da war die normale Straße nur mehr ein See gewesen, der sich seinen Weg bis in die Keller der Häuser gesucht hatte.
    Den Rover stellte ich als letzten in der langen Reihe der Fahrzeuge ab, die alle parallel zur Friedhofsmauer parkten.
    Es war eine ruhige Gegend, in die der Friedhof sehr gut hineinpaßte. Die ersten Wohnhäuser standen ein Stück entfernt, hohe Wohnsilos, die auf mich wie gewaltige Grabsteine wirkten. Sie wiesen nicht eine Spur von Freundlichkeit oder Farbe auf. Aus weiter Entfernung glotzten sie in das Gelände hinein, als wollten sie sich an den Tränen der Trauernden weiden.
    Da ich mich schon verspätet hatte, brauchte ich mich auch nicht zu hetzen.
    Mit den Händen in den Taschen schlenderte ich an den geparkten Fahrzeugen entlang und dachte über den Mann, zu dessen Begräbnis ich gekommen war, nach.
    Er hieß Dr. Hyram Scott, und er war ein Mann gewesen, den ich sehr geschätzt hatte.
    Deutlich erinnerte ich mich noch an seine Vorlesungen in der Uni, die immer interessant gewesen waren. Der Professor war ein Mann gewesen, der seinen Studenten die Juristerei hatte schmackhaft machen können. Er versuchte immer, nicht nur den Fall zu sehen, sondern auch hinter ihn zu schauen.
    Ich war nicht eben ein Star gewesen, hatte eigentlich damals zu viele andere Dinge im Kopf gehabt und sah ihn noch vor mir, wenn er mich über seine Brille hinweg anschaute, die
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