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0708 - Zwischenspiel auf Saturn

Titel: 0708 - Zwischenspiel auf Saturn
Autoren: Unbekannt
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abschreiben."
    Kalteen beugte sich vor und sah ihn an.
    „Und warum haben Sie nichts unternommen, wenn Sie es so genau wissen wollen?"
    „Ich?" Der Mann schüttelte verwundert den Kopf. „Ich mußte meine Arbeitsnorm erfüllen, da blieb mir keine Zeit, mich um die anderen zu kümmern, das werden Sie noch verstehen lernen.
    Wozu sind denn die Überschweren da? Es ist deren Aufgabe, auf uns aufzupassen."
    Kalteen lehnte sich wieder zurück. „Also ist jeder hier auf sich selbst angewiesen, und niemand ist verpflichtet, dem anderen zu helfen - oder von einem anderen Hilfe zu erwarten. Ich werde es mir gut merken."
    Ferron Kalter nickte ihm zu.
    „Es wird Ausnahmen geben", meinte er ohne besondere Betonung.
    Nach dem Essen legten sie sich auf ihre Betten.
    „Morgen werden wir Saturn kennenlernen", sagte Ferron Kalter.
    „Und schon morgen abend werde ich Ihnen verraten können, wie wir es bewerkstelligen. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Jeder Tag ist lebensgefährlich."
    „Wir dürfen aber auch nichts überstürzen."
    Kalteen lag noch lange wach und mit geschlossenen Augen auf seinem Lager und lauschte auf die Reden der anderen Gefangenen.
     
    *
     
    Am anderen Morgen wurden sie einer Gruppe von fünf Männern zugeteilt, die schon länger auf Saturn waren und den Weg zu den Schwammgründen kannten. Wortkarg kam so etwas wie eine Vorstellung zustande, dann sagte der Mann, der sich Shmitten nannte: „Unser Wagen steht drüben vor der Schleuse. Kommt!"
    Es war ein schwerer Geländewagen mit Raupenketten, nicht etwa ein modernes Gleitfahrzeug. Die Kabine wurde nicht hermetisch verriegelt, so daß die Helme der Schutzanzüge geschlossen bleiben mußten.
    Shmitten kletterte und bewegte die Raupen. Langsam kroch der Wagen auf die Schleuse zu, hinter der die eisige Hölle des Saturn auf sie wartete.
    Kalteen nutzte die kurze Ruhepause, sich die anderen Männer anzusehen. Ferron Kalter saß neben ihm, in den blauen, eiskalten Augen ein merkwürdiges Funkeln.
    Den Namen des Mannes, der ihm gegenüber saß, hatte er behalten können: Coresan. Er machte einen unsicheren und ängstlichen Eindruck.
    Neben ihm saß ein kräftig gebauter Hüne mit einer Glatze, dessen Gesicht hinter der Klarsichtscheibe des Helms deutlich erkennbar blieb. Er besaß grobe Züge und hatte Hände wie Schaufeln. Sein Nachbar auf der anderen Seite, ein schmächtiger Bursche, redete ihn mit „Siral" an.
    Es blieb Kalteen keine Zeit mehr, sein Studium fortzusetzen, denn vor dem Wagen öffnete sich die Außenluke der Schleuse.
    Shmitten fuhr weiter, mitten hinein in die wirbelnden Eiskristalle eines fürchterlichen Sturmes, der den Wagen umzuwerfen drohte. Die Sicht betrug manchmal nur wenige Meter, aber Shmitten kannte die Strecke und ließ sich nicht beirren. Ohne sich umzudrehen, sagte er: „Besonders schlimm heute! Ich glaube, wir nehmen die Abkürzung." Coresan zuckte zusammen und protestierte: „Nicht die Abkürzung, Shmitten! Du weißt selbst, wie gefährlich sie ist. Bleibe auf dem sicheren Weg, auch wenn wir heute dann kleinere Rationen erhalten. Lieber hungern als tot."
    „Coresan hat recht", stimmte selbst Siral zu, der bestimmt keine Angst kannte. „Das letzte Mal hatten wir verdammtes Glück, heil durch den Kristallwald zu kommen."
    Kalteen fragte: „Die Abkürzung durch einen Kristallwald: Was ist das?"
    Einer der anderen Männer sagte bereitwillig: „Keiner weiß so richtig, was er ist. Es sind Bäume, die wie Kristalle aussehen und bei der geringsten Berührung in tausend Stücke zerspringen. Wer sich dann in ihrer Nähe aufhält, ist erledigt. Man darf sie nicht anfassen, sonst ist man sofort tot.
    Vielleicht waren es einmal richtige Bäume, denn die Überschweren haben versucht, mit biochemischen Methoden die Oberfläche des Saturn zu kultivieren und Pflanzen zu züchten, die hier überleben können. Es scheint ihnen nicht gelungen zu sein, wenigstens nicht außerhalb der Kuppeln. Die Kristallbäume sind vielleicht das Überbleibsel solcher Experimente."
    „Können sie uns hier im Wagen etwas anhaben?" fragte Kalteen.
    „Ich glaube... nein."
    „Dann soll Shmitten fahren, wie er es für richtig hält."
    Ihre Funksprechgeräte hatten nur eine relativ geringe Reichweite. Das hing von den atmosphärischen Bedingungen ab.
    Vielleicht reichten sie notfalls dazu, mit anderen Arbeitsgruppen Kontakt aufzunehmen, aber das würde wenig Sinn haben. Sie hatten gestern selbst erlebt, daß sich niemand um den anderen kümmerte, wenn er
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