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0708 - Zwischenspiel auf Saturn

Titel: 0708 - Zwischenspiel auf Saturn
Autoren: Unbekannt
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so, als befasse er sich bereits jetzt mit Fluchtplänen, was einem Selbstmord gleichkam.
    Auch Kalteen sah sich genauer um. Man hatte die Oberfläche des Saturn unter der Kuppel verändert. Der einst unfruchtbare Boden war kultiviert und bepflanzt worden. Es gab richtige Gärten, grün und verwildert. Außerhalb der Kuppel gab es jedoch nur den nackten Fels und die tödlichen Stürme der Eiskristalle.
    Ein Entkommen war schon der feindlichen Natur außerhalb der Kuppeln wegen unmöglich.
    „Weitergehen!" brüllte einer der Wachtposten.
    Die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung.
    Eine namentliche Kontrolle gab es nicht. Sie wurden einfach abgezählt wie Vieh, das man in den Schlachthof trieb. In dem Hof des eingezäunten Gebäudes standen andere Gefangene in Gruppen herum und betrachteten die Neuankömmlinge mit einer Mischung aus Neugier, Neid und Bedauern. Den Neid begriff Kalteen nicht.
    Hinter ihnen schloß sich das Tor.
    „Ich glaube", sagte Ferron Kalter zu Kalteen, „wir müssen uns selbst um unsere Unterkunft kümmern. Wer das nicht tut, kann im Freien unter der Kuppel schlafen. Hier ist sich jeder selbst der Nächste."
    „Sie scheinen sich mit diesen Verhältnissen auszukennen", meinte Kalteen.
    Sein Gefährte nickte ungerührt.
    „Allerdings, das tue ich."
    „Was war es? Mord?"
    Ferron Kalter zuckte die Schultern.
    „Sie können es nennen, wie Sie wollen. Jedenfalls habe ich mir mein Recht selbst geholt, sonst hätte ich lange warten können.
    Wenn wir uns besser kennen, werde ich Ihnen die Geschichte erzählen, falls Sie Interesse dafür haben sollten. Die Menschen auf der Venus lebten nicht gerade wie in einem Paradies, und wer nicht hart genug war, der starb."
    Das wußte Kalteen auch, der als Ronald Tekener oft genug auf der Venus gewesen war. Der Planet unterschied sich in dieser Hinsicht nicht von primitiven Siedlerplaneten irgendwo in der Galaxis, denn der Mensch war trotz allen Fortschritts immer nur ein Mensch geblieben, mit allen seinen Schwächen und Vorzügen.
    „Wir sprechen später darüber", sagte er. „Gehen Sie vor, Ferron."
    Innerhalb des Lagers, so schien es, waren die Gefangenen sich selbst überlassen. Die Überschweren kümmerten sich nicht um das, was die Sklaven trieben. Die Hauptsache war, daß sie morgens bei der Arbeitseinteilung erschienen. Auch die Verteilung der kärglichen Lebensmittel wurde ihnen selbst überlassen.
    Doch das waren Dinge, die Kalteen erst später erfuhr, und er dankte dem Schicksal, daß er einen „Freund" wie Ferron Kalter hatte.
    Sie fanden zwei freie Betten in einer Ecke des großen Saales, der Aufenthalts- und Schlafraum zugleich war. Andere Gefangene begrüßten sie mit einem Nicken, dem man allerdings die kommenden Fragen schon ansah. Doch das beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Neben jedem Bett stand ein primitiver Schrank, in dem die Gefangenen ihre Habseligkeiten und den Druckanzug unterbringen konnten. Kalteen zog ihn aus und verstaute ihn nebst dem Antigravgerät, ohne das er auf Saturn nicht lange leben konnte: Jetzt allerdings, als er sich auf das Bett legte, brauchte er es nicht so dringend.
    Ferron Kalter hingegen behielt es am Gürtel und machte seinen ersten Rundgang. Kalteen sah, daß er mit den anderen Gefangenen sprach, Fragen stellte und die ihren beantwortete.
    Nach einer Stunde kehrte er zurück und legte sich ebenfalls nieder. Er beugte sich zu Kalteen und sagte leise, damit ihn niemand hören konnte: „Wie ich es mir dachte, Kalteen. Morgen schon jagen sie uns hinaus in den Eissturm, um Schwämme einzusammeln. Das ist immer so gewesen und wird sich kaum geändert haben.
    Vielleicht läßt man uns noch einen Tag zum Einleben, vielleicht auch nicht. Das scheint immer verschieden zu sein. Aber wie auch immer, wir werden uns anstrengen müssen, die nächsten Wochen und Monate zu überleben. Bis dahin ist mir dann etwas eingefallen. Erst einmal muß ich die Verhältnisse kennenlernen."
    Kalteen gab zurück: „Sie haben wirklich die Absicht, der Hölle zu entfliehen?"
    Ferron nickte und lächelte grimmig.
    „Das habe ich allerdings, und wenn Sie klug sind, gehen Sie mit mir, egal wohin. Überall ist es besser als hier. Doch nun versuchen Sie zu schlafen. Wir werden in der nächsten Zeit alle unsere Kraftreserven benötigen."
    Kalteen legte sich auf den Rücken und schloß die Augen.
    Er hatte ein hartes und abenteuerliches Leben hinter sich, doch immer waren es Atlan und die USO gewesen, die hinter ihm standen und ihn
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