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0694 - Lavalles Todesspur

0694 - Lavalles Todesspur

Titel: 0694 - Lavalles Todesspur
Autoren: Jason Dark
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Fremden ging ein Hauch von Gewalt aus. Er schob mit dem rechten Zeigefinger die Kopfbedeckung hoch, so daß sein Gesicht freilag. Dennoch sah Jane nicht viel davon.
    Der graue Bart verdeckte die untere Hälfte; unter den Augen lagen Tränensäcke wie breite Falten.
    Der Mund schimmerte feucht. In seinen Rändern hatten sich Bläschen gebildet.
    »Was wollen Sie?« Jane übernahm jetzt die Initiative und ließ sich nicht einschüchtern. Sie wollte dem anderen zeigen, daß er mit ihr nicht machen konnte, was er wollte.
    »Du wirst sterben!«
    Die Antwort klang wie ein Zischen, dennoch hatte Jane Collins sie verstanden.
    »Was soll ich?«
    »Sterben!«
    Sie blieb ruhig, fast zu kalt. »Ja, ich weiß, daß ich sterben muß. Irgendwann wird jeder von uns einmal sterben. Das ist der Lauf der Welt, Mister.«
    Der Fremde sagte nichts. Er schien allein die Dunstschwaden interessant zu finden, die geräuschlos über den Boden krochen, als wären sie dabei, Verstecke zu suchen. Sie drangen unter die abgestellten Fahrzeuge, und sie schwebten auch an den Beinen der beiden so unterschiedlichen Personen hoch, die sich gegenüberstanden.
    Jane hatte die Drohung verstanden, ihre Antwort war locker gewesen, aber sie dachte noch über gewisse Dinge nach und kam zu dem Entschluß, daß die Drohung verdammt ernst geklungen hatte.
    Jane legte eine Hand auf das Dach des Autos. Unter der Haut spürte sie die Nässe. »Okay, wenn ich also sterben soll, dann hätte ich gern den Grund gewußt.«
    »Sie brauchen dich!«
    »Wer braucht mich?«
    »Die Geister der Rache. Die Totengeister. Sie warten auf dich. Die anderen Welten sind herausgefordert worden. Alle werden sterben müssen, die zu ihm gehören.«
    »Zu wem denn?«
    Jane bekam keine direkte Antwort. Dafür ging der Unbekannte auf sie zu. Ungefähr drei Schritte trennten ihn von ihr. Sekunden später waren es nur mehr einer.
    Er blieb stehen.
    Jane war darauf gefaßt, blitzschnell ausweichen zu müssen, wenn der Kerl angriff. Der schien sie nicht alle im Kasten zu haben, der war überspannt, aber gefährlich überspannt…
    »Wollen Sie mich töten?«
    Der Fremde bewegte sich nicht. Nur seine Stirn bildete ein Muster aus Falten. »Vielleicht…«
    Die Detektivin schaute gegen die Arme des Fremden. Beide Hände steckten in den Taschen des Fischgrätenmantels. Um etwas zu tun, mußte er sie hervorreißen. Da fand Jane noch immer Zeit, sich dagegen zu wehren. Zudem gehörte sie zu den Frauen, die sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen ließen.
    Die Geräusche des Parkplatzes verschwammen in der hellgrauen Dunstbrühe. Nur eben die Stimme des vor ihr stehenden Fremden hob sich davon ab.
    Janes Blick wanderte weg von den Armen und hinein in das Gesicht des Mannes. Dort erreichte er die Augen.
    Seltsame Augen.
    Irgendwo leer und tot, aber dennoch von einer grausamen Macht erfüllt oder besessen.
    Ja, der war besessen!
    Er öffnete den Mund. Noch immer bewegte er die Arme nicht. Nur zwischen den Lippen entstand zunächst ein Spalt, und anschließend formte er sich zu einem Oval.
    Eine Zunge füllte es aus.
    Aber war eine Zunge schwarz?
    Hatte eine Zunge Augen?
    Plötzlich schlug ihr Herz schneller. Das Blut pochte unter der Schädeldecke, so daß Jane Kopfschmerzen bekam.
    Augen in der Zunge!
    Verrückt war das, verrückt! Aber es waren Augen. Silbrige, schmale Ovale, sie sprühten und leuchteten, als hätte jemand Wunderkerzen angezündet. Auf einmal fing der Mann an zu würgen. Das Geräusch ekelte Jane an, weil es sich anhörte wie…
    Ihre Gedanken stockten.
    Er würgte, aber er würgte auch etwas hervor.
    Der Kopf, die Augen - ein Wurm!
    Jane stand bewegungslos. Aal, Wurm oder Schlange, es paßte einfach alles und traf haargenau auf dieses Tier zu, das sich bisher im Mund des Mannes versteckt gehalten hatte.
    Nun kroch es weiter. Es war böse, es war tödlich, und es wurde von einer nicht menschlichen Kraft angetrieben.
    Jane, die ehemalige Hexe, merkte diesen Ansturm sehr deutlich. Noch immer besaß sie einige Hexenkräfte, die allerdings tief in ihrem seelischen Innern verborgen und nicht so einfach abzurufen waren.
    Dieses Wissen sagte ihr, daß sie sich urplötzlich in Lebensgefahr befand, daß ein dämonischer Angriff auf sie stattfinden würde und sie sich etwas einfallen lassen mußte.
    Der Mann würgte noch immer. Je weiter der Wurm oder Aal aus seinem Mund hervorkroch, um so schlimmer wurden die Geräusche, die er von sich gab. Es hätte Jane Collins nicht gewundert, wenn er im
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