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0692 - Herr der Schattenburg

0692 - Herr der Schattenburg

Titel: 0692 - Herr der Schattenburg
Autoren: Jason Dark
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möchte aber nicht, daß dich jemand stiehlt, Darling.«
    »Keine Panik, ich bleibe dir erhalten.« Freds Worte hatten Ann aufgemuntert und die Schatten der Furcht vertrieben. Sie drückte endlich die Kunststoffklinke nach unten, öffnete die Tür und trat ins Freie.
    Die Morlands hatten ihren Wagen auf einem kleinen Parkplatz abgestellt. Man konnte ihn vom Motorway her erreichen, mußte eine dichte Buschinsel umfahren, die den Parkplatz zur Fahrbahn hin abdeckte und kam sich dann vor wie gefangen in der tiefsten kanadischen Einsamkeit. Selbst die Geräusche der vorbeifahrenden Wagen auf dem Motorway wurden zum Großteil vom Buschwerk geschluckt.
    Zur Oberfläche führten zwei schmale Stufen. Ann ging die erste, ließ auch die zweite hinter sich und blieb stehen. Ein kalter Windstoß erwischte sie und die offenstehende Tür. Er war so kräftig, daß er sie sogar ins Schloß drückte.
    Sie runzelte die Stirn und schaute sich um. Vor ihr lag die Buschinsel, dahinter der Motorway, über den auch um diese Zeit noch die Wagen huschten.
    Hin und wieder sah sie das blitzende Licht der Scheinwerfer, und es kam ihr vor, als wäre es ein Gruß von fernen Sternen, die sich zusammen mit dem Himmel, dem Erdboden entgegengesenkt hatten.
    Ihr Wagen stand nicht allein auf dem Parkplatz. Weiter vorn malten sich die Konturen eines Trucks ab. Fred hatte kurz mit dem Fahrer gesprochen, von dem er wußte, daß er sich hinlegen wollte. Für ihn war es wichtig, ungestört zu schlafen.
    Etwas zögernd ging sie vor. An der rechten Hand trug sie den Eimer und merkte, daß ihr Arm zitterte. Sie konnte den Grund selbst nicht sagen, es lag bestimmt nicht an der Schwere des Abfalls. Das mußte etwas anderes gewesen sein.
    Bisher hatte sie sich auch nicht vor der Dunkelheit oder der Nacht gefürchtet, in diesem Fall aber kam sie ihr schrecklich vor. So anders, so dicht, als wäre sie mit etwas gefüllt worden, das einfach nicht in diese Welt hineinpaßte, sondern sich aus einer anderen hervorgedrängt hatte, um einen Überfall zu starten.
    Die schlimmen Gedanken erschreckten sie selbst. Nie zuvor hatte Ann ähnlich reagiert. Sie hatte auch nie dieses Gefühl einer kalten, klebrigen Furcht gespürt. Die Finsternis war völlig normal, für sie aber schien sie aus unzähligen Armen zu bestehen, die sich vom Wind treiben ließen, um sie zu umfangen.
    Oder lag es am Mond?
    Er stand wie ein kreisrundes, bleiches, volles, glotzendes Auge am Himmel.
    Manchmal war er klar zu sehen, dann wiederum trieb der Wind dünne Wolkenschatten vor ihm her, so daß seine Klarheit zu zitternden Bändern zerfaserte.
    Ihr kam es dann vor, als würde er sich bewegen und sie gleichzeitig auslachen.
    Wieder erwischte sie der Wind. Da hatte sie sich bereits aus dem Schatten des Wohnmobils gelöst.
    Er kam als kalte Dusche, die über ihren Rücken fuhr.
    Bis zur großen Abfalltonne waren es nur wenige Yards. Ann aber kam es vor, als würde sie meilenweit gehen, um das Ziel zu erreichen. Bei jedem Schritt mußte sie sich überwinden. Der Schauer bedeckte auch ihre Arme, sie schaute sich ängstlich um. Mal nach rechts, dann nach links und auch nach vorn, wobei sie über die große Abfalltonne hinwegblickte. Danach begann ein Stück Wiese, die wiederum von einer dichten Baumgruppe begrenzt wurde.
    Ann liebte die Natur. Sie wohnte ja selbst auf dem Land. Hier aber kamen ihr die Bäume wie Feinde vor, die sich aufgerichtet und ihre Arme ausgestreckt hatten.
    Sie wollte sich beeilen, so schnell wie möglich sein. Den Abfall leeren und dann…
    Neben der Tonne blieb sie stehen. Den Eimer hatte sie abgestellt. Wieder spielte der Wind mit dem Stoff ihres Jogginganzugs. Ann dachte daran, daß sie sich einfach zu deutlich mit ihrer hellen Kleidung in der Finsternis abhob.
    Sie schaute schräg nach vorn.
    Im Wohnmobil leuchtete vorn ein einsames Licht. Es war zum Greifen nahe, ihr aber kam es vor, als wäre es meilenweit entfernt, sogar Lichtjahre.
    Der Kunststoffdeckel kippte um, und schlug mit seinem Griff gegen die Wand des großen Abfallkorbs. Das dabei entstehende Geräusch erschreckte die Frau, obwohl es sich überhaupt nicht laut anhörte. Ihre Nerven lagen eben blank.
    Sekunden später hatte sie den Eimer entleert und atmete auf.
    Auf einmal schwitzte sie sogar, obwohl es so kühl war. Es war die innerliche Furcht, die ihr den Schweiß auf die Stirn trieb und ihn zu einer kalten Schicht verdichtete.
    Die Zweige des Unterholzes bewegten sich. Blätter zitterten im Wind und
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