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0692 - Herr der Schattenburg

0692 - Herr der Schattenburg

Titel: 0692 - Herr der Schattenburg
Autoren: Jason Dark
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gesehen?«
    Sie gaben auf ihre Weise eine Antwort, schlossen die Augen, öffneten sie wieder.
    Der Weißbärtige grinste. Er dachte an den Sieg, er dachte an die Zukunft, die überhaupt nicht mehr schlecht aussah. Er würde es schaffen, da war er sicher.
    Kein Fahrzeug hatte die Kreuzung passiert. Um diese Zeit trieb sich niemand mehr in der einsamen Gegend herum. Zudem war die Nacht kühl, sie eignete sich kaum für Liebesspiele junger Leute. Die würden wärmere Nächte abwarten.
    Sehr langsam fuhr er an.
    Er lächelte, sein Ziel stand fest. Er wußte, wohin er wollte, und er würde es schaffen.
    Auch wenn nach ihm gefahndet werden sollte, darüber konnte er jetzt nur lachen.
    Er würde es ihnen zeigen, allen. Und ganz oben auf der Todesliste standen zwei Männer, die er auf die Spur des alten Grauen gelockt hatte.
    Sinclair und Suko!
    ***
    Ann Morland blieb vor der Tür des Wohnmobils stehen und zögerte damit, sie zu öffnen. Ihre Hand blieb über der Klinke schweben. Sie sah aus wie jemand, der im letzten Augenblick eine Warnung bekommen hatte und auf sie hörte.
    Im vorderen Teil des Wohnmobils hörte sie ihren Mann Fred. Er war guter Laune, pfiff einen bekannten Schlager und hatte das Licht eingeschaltet, dessen weicher Schein den Platz hinter dem Lenkrad erhellte. Jenseits der beiden Sitze stand auch der kleine Tisch, an dem vier Personen Platz hatten, aber die Morlands waren nur zu zweit.
    Fred hatte endlich ein Versprechen eingelöst. Und das nach genau fünfundzwanzig Jahren, so lange waren die beiden verheiratet. Sie feierten ihre Silberhochzeit, holten die Hochzeitsreise nach, eine Tour quer durch Großbritannien, zu der sie in all den Jahren zuvor nicht gekommen waren, weil der Urlaub sie immer woanders hingeführt hatte. Zumeist in den Süden. Spanien, Portugal und die Kanaren waren in gewesen, aber nicht ihre eigentliche Heimat.
    Aber jetzt hatte er sich entschlossen, und es gefiel ihm, denn die gute Laune hielt bereits seit Tagen an. Am nächsten Tag würden sie nach London fahren und das gemietete Wohnmobil auf einem der Londoner Plätze abstellen.
    Neben Ann stand ein Abfalleimer. Sie wollte ihn hinausbringen, und den Müll in die große Abfalltonne kippen, die auf dem kleinen Parkplatz stand.
    Doch sie zögerte.
    Ann stand nicht im Licht. In diesem Teil des Mobils herrschten die Schatten vor. Sie fürchtete sich davor, jetzt nach draußen zu gehen, denn dort breitete sich die Finsternis noch tiefer aus.
    Ann konnte den Grund ihrer Furcht nicht nennen. Es war einfach das Gefühl, belauert zu werden.
    Okay, die Wände umschlossen sie, konnten ihr allerdings nicht die Sicherheit geben, die sie brauchte.
    Ann Morland trug einen gelben Jogginganzug. Sie war eine schmale Person, mit rotblonden Haaren.
    Für ihr Alter hatte sie sich noch gut gehalten, und manchmal erschien es ihr, als wären die fünfundzwanzig Jahre an ihr vorbeigehuscht wie ein Hauch.
    Sie dachte an die Kinder, die längst erwachsen und aus dem Haus waren. Sie gingen ihren eigenen Weg, die Morlands konnten wieder für sich leben. Manchmal hatte Ann den Eindruck, als wäre ihr das Haus mittlerweile zu groß geworden.
    Ein verlorenes Lächeln huschte über ihre Lippen. Gleichzeitig sah sie die Klinke nur mehr verschwommen. Es dauerte etwas, bis ihr klargeworden war, daß sie den Griff durch einen Tränenschleier sah, der vor ihren Augen lag.
    Komisch…
    »Ann?«
    Als sie Freds Stimme hörte, riß sie sich zusammen. Jetzt nur nicht zeigen, wie es ihr ging. Sie schluckte zweimal, räusperte sich. »Ja, was ist denn?«
    »Ach du bist noch da.«
    »Sicher.«
    »Schon zurück - oder…?«
    »Nein, nein, ich will den Abfall noch wegbringen. Ich habe nur einen Moment gezögert.«
    »Geht es dir gut?«
    Sie lächelte, als sie die besorgte Stimme ihres Mannes hörte. Das hatte Fred auch in den langen Jahren nicht ablegen können. Er war noch immer sehr besorgt um seine Frau und fühlte sich stets wie der große Beschützer. »Ja, es geht mir gut.«
    »Fein.« Sie hörte ein Geräusch, das wie ein dumpfes »Plopp« klang.
    Ann wußte, was dies bedeutete. Ihr Mann hatte den Korken aus der Champagnerflasche fliegen lassen, und Champagner wollten sie trinken, bevor sie sich zur Ruhe legten, bestimmt miteinander schlafen würden, um ansonsten über die alten Zeiten zu sprechen, die einfach zu schnell vergangen waren.
    »Ich gehe schon«, sagte sie.
    »Okay, aber komm schnell zurück.«
    »Was soll ich denn im Dunkeln?«
    »Weiß ich auch nicht. Ich
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