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069 - Der Vampir von Venedig

069 - Der Vampir von Venedig

Titel: 069 - Der Vampir von Venedig
Autoren: Dämonenkiller
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solche Gassen und Kanäle in den restlichen Tagen ihres Aufenthalts zu meiden. Das war nichts für Christa, die wohl zu sensibel war.
    Siegfried zahlte und nutzte seine Sprachkenntnisse, um sich gespielt beiläufig bei dem Wirt nach dem unheimlichen Gast zu erkundigen.
    Der Wirt sah ihn daraufhin unsicher an - schien dann die Tür zu beobachten. Hatte auch er Angst? Kannte er den Fremden mit dem olivfarbenen Teint?
    „Er war noch nie hier", sagte er dann hastig.„ Ich habe ihn hier noch nie gesehen."
    Nein, er schien sich über diesen Mann nicht weiter unterhalten zu wollen. Er hatte plötzlich hinter seiner Glasvitrine zu tun und befaßte sich mit Gläsern, die er unnötigerweise polierte.
    „Komm!" sagte Siegfried Gruber und legte einen Arm um die Schulter seiner jungen Frau. Sie verließen die Trattoria und blieben auf dem schmalen Gehsteig vor dem Kanal stehen. Beiden sahen fast gleichzeitig den großen, schlanken und schwarzgekleideten Mann. Er saß in einer schwarzen Gondel und ließ sich vorbeirudern. Ohne sein Gesicht zu verziehen, deutete er ein höfliches Kopfnicken an.
    Nun wußte auch Siegfried Gruber plötzlich, was Beklemmung und Angst ist.

    Sie hatten ihn im Wohnzimmer der kleinen und engen Wohnung aufgebahrt.
    Stefano Grassi, der junge Mann aus dem Kanal, lag in einem schmalen Bett, das man in die Mitte des Raumes geschoben hatte. Sein Gesicht war auf eine unnatürliche Art weiß und blutleer. Man hatte seine Hände übereinander geschoben und einen Blumenstrauß darauf gelegt.
    In dem verdunkelten Raum befanden sich die Eltern des Toten, Paolo und Anna Grassi, und die Geschwister Emilio und Franca. Schweigend standen sie zu beiden Seiten des Bettes und schauten auf den Toten hinunter. Sie reagierten nicht, als die Tür sich öffnete und Hausbewohner erschienen; mit brennenden Kerzen in den Händen bauten sie sich halbkreisförmig an der Tür auf.
    Es herrschte eine unwirkliche, bedrückende Stimmung. Nur das Gemurmel der Gebete war zu hören. Die Menschen schienen unter einem Bann der Angst zu stehen. Scheue Blicke galten dem Toten.
    Paolo Grassi nickte seiner Frau zu und drängte sie behutsam vom Bett weg. Anna, die untersetzte, rundliche Mutter des Toten, wollte sich über den Toten werfen, doch ihr Mann hinderte sie mit einer schnellen, aber energischen Bewegung daran. Während sie jetzt krampfhaft schluchzte, ließ sie sich in eine Ecke des Zimmers geleiten. Vor dem Glassturz auf der Kommode, unter der die Madonna stand, sank Anna Grassi in sich zusammen und faltete die Hände. Ihre Lippen bewegten sich im Gebet.
    „Ich werde ihn finden", sagte Emilio Grassi, der ältere Bruder des Toten plötzlich. Er war knapp dreißig Jahre alt, mittelgroß und schlank.„ Ich werde ihn finden und umbringen. Ich schwöre es bei allen Heiligen, ich werde ihn umbringen."
    Er beugte sich noch einmal wie zum Abschied über seinen Bruder, zog das weiße Leinentuch oben am Hals zur Seite, starrte auf die beiden bläulich verfärbten Bißwunden und schien sie noch einmal genau zu studieren und sich einprägen zu wollen. Dann richtete er sich auf und drehte sich zu den Hausbewohnern um. Er nickte ihnen nur knapp zu. Was sein mußte, mußte getan werden. So war das Gesetz.
    Genau in diesem Augenblick war unten vor dem Haus der Motor eines Motoscafi zu hören. Emilio stutzte, lief zum Fenster und schob vorsichtig den schwarzen Vorhang zur Seite. An einem der grauen, übermannshohen Ankerpfähle vor dem Haus machte ein Motorboot der Polizei fest. Drei uniformierte Beamte und ein Zivilist sprangen auf den schmalen Gehsteig und liefen auf die Haustür zu. Sie war natürlich fest verschlossen und sogar zusätzlich gesichert worden. Die Grassi und ihre Freunde hatten mit dem Erscheinen der Behörde fest gerechnet. Der Postbeamte war da richtig eingeschätzt worden.
    Fäuste hämmerten gegen die Tür, Rufe wurden laut. Emilio ließ den dunklen Vorhang zurückfallen und ging an seinem Vater vorüber, der jetzt neben seiner Frau kniete und betete. Er sah seine Schwester Franca an, sagte aber nichts. Dann winkte er dem Großvater zu, der im Kreis der Trauernden an der Tür stand.
    Der Lärm vor der Haustür wurde lauter. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis die Beamten die Tür sprengten. Sie hier oben im Trauerzimmer durften jetzt keine weitere Zeit mehr verlieren. Hatte bisher eine unheimliche Stille geherrscht, so wurden jetzt laute Klagen ausgestoßen. Luigi, der Großvater, löste sich aus dem Kreis der
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