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0669 - Engel der Vernichtung

0669 - Engel der Vernichtung

Titel: 0669 - Engel der Vernichtung
Autoren: Werner Kurt Giesa und Rolf Michael
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benachbarten Feurs informiert; für den Fall, daß jemand einen für die Tresortür zu stabilen Gegenstand dazwischenlegte…
    Nicole entnahm einen der beiden Dhyarras 4. Ordnung.
    Dann aktivierte sie das Visofon, die computergestützte Bildtelefonverbindung, die jeden bewohnten Raum im Château erreichen konnte. »Raffael, können Sie bitte in Zamorras Büro kommen?«
    Aber Raffael Bois meldete sich nicht!
    ***
    Lamyron fragte sich, was aus ihm werden sollte. Gefangen auf einer Felseninsel, die er nicht mehr verlassen konnte, hatte er auf die Rückkehr der Fürstin der Finsternis zu warten! Früher hätte das Wesen, das so aussah, wie Menschen sich einen Engel vorstellten, die Flügel gespreizt und wäre einfach davongeflogen.
    Doch die Paradox-Magie des Dunklen Lords hatte seine Schwingen in Eisen verwandelt. Es war zu schwer, es zog ihn in die Tiefe. Er war nicht mehr in der Lage zu fliegen.
    Um von hier fortzukommen, benötigte er Hilfe. So wie damals, als Professor Zamorra ihn nach tausendjähriger Verbannung durch die Unsichtbaren aus der Welt Gash'ronn befreit hatte.
    Aber wer sollte ihm helfen?
    Der Dunkle Lord, der sich Lamyrons Geist zu unterwerfen versucht hatte, ganz bestimmt nicht. Und Stygia? Sie war eine Dienerin des Dunklen geworden. Aber diese beiden waren die einzigen, die wußten, wo sich Lamyron aufhielt. Er hatte keine Möglichkeit, andere zu informieren. Und er konnte nicht einmal in die Zukunft sehen. Das hatte er nie gekonnt, aber andere hatten auf der Innenseite seiner gespreizten Flügel Bilder sehen können, die ihnen Teile der Zukunft zeigten.
    Der möglichen Zukunft. Die aber durch beherztes Eingreifen vielleicht doch ganz anders verlaufen konnte…
    Vor seiner eigenen Zukunft, die er nicht kannte, hatte Lamyron jetzt Angst. Er lebte schon so lange wie nur wenige andere Wesen im Multiversum, und er konnte noch viel länger leben. Aber als Gefangener auf dieser Felseninsel in einem unüberschaubar endlosen Ozean, behindert von schweren Eisenflügeln, die seinen Körper knechteten?
    Vielleicht war es besser, diesem Leben ein Ende zu setzen, es einfach zu vergeuden. Ein Sprung von der Klippe ins Meer, sich von den Flügeln auf den Grund ziehen lassen, einfach sterben…
    Aber war das seine Bestimmung?
    Er wußte es nicht.
    Durch den Dunklen Lord war alles anders geworden.
    Noch zögerte Lamyron mit dem Suizid…
    ***
    Raffael Bois betrachtete seine rechte Hand.
    Sie glitzerte weiß. Er konnte sie noch bewegen, aber er konnte sie nicht mehr fühlen. Wenn er etwas damit berührte, spürte er nichts.
    Die Hand war kalt. Und nicht mehr nur die Hand. Der alte Mann fror. Die Kälte kam von innen, aus ihm heraus, und würde nie mehr schwinden. Er wußte, daß nicht nur seine Hand, sondern bereits fast der ganze rechte Arm vereist war.
    Er versuchte gegen das anzukämpfen, das sich in ihm ausbreitete. Ein seltsamer Drang, alles zu berühren, was er sah, und die Frostmagie darauf zu übertragen. Vorwiegend auf Personen, auf Menschen.
    Noch schaffte er es, sich dagegen zu wehren.
    Aber er wußte schon jetzt, daß es ihm nicht gelingen würde.
    Er hatte lange gelebt, war weit über 90 Jahre alt geworden, beinahe hundert. Und das bei bester Gesundheit; ein göttliches Geschenk, das nur wenigen Menschen vergönnt war. Er war immer noch fit, und er hatte sich nie pensionieren lassen. Seine Arbeit war sein Leben. Er war Diener auf Château Montagne gewesen, noch ehe Zamorra das Schloß von seinem Onkel geerbt hatte. Er hatte sich niemals vorstellen können, etwas anderes zu tun als seinen Beruf auszuüben. Und er war körperlich immer noch dazu fähig.
    Zamorra hatte das akzeptiert und beschäftigte ihn gern weiter.
    Bis heute.
    Aber heute war alles anders geworden. Dadurch, daß Raffael zu vereisen begann, daß er der unheimlichen Magie zum Opfer fiel. Er würde sich verändern. Er würde bösartig werden, aggressiv. Er würde zum Feind all der Menschen werden, die er schätzte und liebte. Und er konnte nichts dagegen tun.
    Vielleicht ganz zu Anfang, wenn er sich die infizierte Hand abgehackt hätte. Aber jetzt war es längst zu spät. Die innere Umwandlung war schon viel weiter fortgeschritten, als es von außen sichtbar war. Die Vereisung erreichte seinen Oberarm, kroch auf seine Schulter zu - hatte aber bereits fast sein Herz erreicht.
    Es war nicht mehr zu stoppen.
    Aber immerhin hatte er den jungen Lord vor diesem Schicksal bewahren können. Er hatte ihm den furchtbaren, frostigen Mörderkristall aus
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