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0666 - Das Lächeln einer Teufelin

0666 - Das Lächeln einer Teufelin

Titel: 0666 - Das Lächeln einer Teufelin
Autoren: Jason Dark
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mich kaum wehren konnte, wenn Nadine kam, um mein Blut zu trinken.
    Noch blieb sie, wo sie war, aber sie tat etwas anderes. Links von mir erklang in der Dunkelheit ein leises Ratschen. Ein eigentlich bekanntes Geräusch, das entsteht, wenn der Kopf eines Zündholzes über die Reibfläche streicht.
    Es war ein Streichholz, das aufblitzte, und plötzlich entstand eine kleine Flamme, die in eine halbkreisförmige Bewegung hineinglitt und deren Widerschein in ein Frauengesicht leuchtete.
    Es war Nadine Berger!
    ***
    Ich tat nichts. Ich ging nicht einmal zur Seite, sondern schaute dorthin, wo die helle Insel aus Feuer in der Dunkelheit schwamm und über das Gesicht strich.
    Ich sah ihr Gesicht, als wäre sie eine Person ohne Körper, denn der wurde von der Dunkelheit aufgesogen. Hatte es sich verändert? Ja, es war bleicher geworden, sehr blass mit einer durchscheinenden Haut. Auch das Haar zeigte nicht mehr die leicht rötliche Fülle, die es einmal gehabt hatte.
    Es war ziemlich strähnig und verfilzt. Dabei hätte es mich nicht gewundert, wenn Spinnen oder Würmer durch die Strähnen gekrochen wären. Die Flamme verlosch erst dann, als sie bereits die Finger berühren musste, aber Schmerzen verspürte Nadine nicht.
    Es wurde dunkel, bis zu dem Augenblick, als sie das nächste Zündholz anriss, diesmal mit der Flamme von ihrem Gesicht wegging und sie an den Docht einer Kerze hielt, der sehr schnell Feuer fing.
    Dieses Kerzenlicht reichte aus, um die unmittelbare Umgebung der Person zu erhellen. Sie hockte auf dem Boden, drehte sich jetzt von der Kerze weg und sorgte dafür, dass sie in die Dunkelheit eintauchte.
    »Willkommen, John!«
    Ich schluckte, räusperte mich und fragte dann: »Woher weißt du, dass ich es bin?«
    »Das habe ich gerochen. Wir waren lange genug befreundet, wir sind uns auch sehr nahe gekommen. Jeder Mensch gibt einen gewissen Geruch ab. Da machst du keine Ausnahme.«
    »Wenn du das sagst.«
    Sie lachte. »Ich wusste, dass du hinter mir her bist. Ich habe es immer gespürt, ich sah dich im Hotel, und ich lockte dich weg, damit meine Brüder und Schwestern freie Bahn haben.«
    »Das hast du auch geschafft.«
    »Ja, und jetzt sind wir allein. Nur wir beide. Du hast mich gefunden, und ich habe deinetwegen auf viel Blut verzichtet, denn die Typen hier hätten meine Opfer werden können.«
    Ich hörte die Worte und lauschte gleichzeitig dem Klang der Stimme nach, die ein anderes Timbre bekommen hatte. Sie war zur Vampirin geworden, daran gab es nichts zu rütteln, doch ich trug etwas bei mir, dass sie möglicherweise retten konnte: das flüssige Leben. Doch es steckte in meiner Hosentasche, in die ich mit den gefesselten Händen nicht hineingreifen konnte.
    »Also willst du mich!«
    »Wen sonst?« Sie blieb am Boden hocken, drehte sich allerdings so, dass sie mich anschauen konnte.
    Ihr Gesicht befand sich nahe der Flamme. Mich erinnerte Nadine an eine träge Katze, die nur darauf wartete, endlich angreifen zu können.
    Sie tat es nicht. Wahrscheinlich wollte sie es genießen, mit mir allein zu sein. Ob sie auch wusste, dass ich Fesseln trug, war mir unbekannt. Darauf angesprochen hatte sie mich noch nicht.
    Ihre Lippen zogen sich in die Breite. Dieser Teil des Gesichts lag im Schein der Kerze, sodass ich den Mund genau unter Beobachtung halten konnte.
    Er teilte sich ein wenig, und dicht unter der Oberlippe schimmerte es plötzlich hell.
    An zwei verschiedenen Stellen zeigten sich die Zähne, die auf die relativ große Distanz an Messer erinnerten.
    Es war ein böses, gemeines, triumphierendes Grinsen, mit dem sie mich bedachte, und es war gleichzeitig das Grinsen einer Siegerin. Sie hatte gewonnen.
    In diesen Augenblicken spürte ich wieder den Druck der verdammten Lederriemen an meinen Gelenken. Das wiederum bewies mir, wie hilflos ich war. Abermals schaute ich in Nadines Gesicht.
    Es war das Lächeln einer Teufelin…
    Ihre Haut zeigte zudem einen grünlichen Schimmer, als wäre sie mit einem Pilz überzogen. Unter den Augen sah ich die Schatten wie Halbkreise liegen.
    Schlimmer ging es nicht. Sie war grausam, wollte Blut, und sie würde es bekommen.
    Ich bewegte meine Hände hinter dem Rücken. Vielleicht konnte ich die Fesseln lockern. Bei einem anderen Material wäre es mir möglicherweise gelungen, hier schaffte ich es nicht, denn die Lederriemen hatten sich noch stärker zusammengezogen.
    Handelte Nadine aus eigenem Antrieb oder steckte jemand hinter ihr? Mallmann, zum Beispiel, der sie hätte
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