Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0654 - Unter dem Vampirmond

0654 - Unter dem Vampirmond

Titel: 0654 - Unter dem Vampirmond
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
leutselig, »kann man das nicht als Notwehr auslegen, wenn einer Merdefaire ein bißchen umbringt? Ich meine, so daß er nur ein bißchen tot ist. Dann kann er wenigstens keinem mehr durch erwiesene Unfähigkeit schaden.«
    »Seit wann hegst ausgerechnet du Mordgedanken!« staunte Robin. »Du bist doch sonst gegen jede Gewalt.«
    »Und das völlig zu Recht. Aber dieser Arsch mit Ohren…«
    »Hat leider sehr gute familiäre Beziehungen zum Ministerium. Wo andere gefeuert werden, wird der nur versetzt. Und vermutlich kriegen wir ihn hierher nach Lyon. Macht euch auf einiges gefaßt, Freunde.«
    »Ich werde den Dienst quittieren«, drohte Wisslaire an.
    Er war früher in Roanne im Dienst gewesen und hatte sich versetzen lassen, weil er die arrogante Inkompetenz jenes erwiesen unfähigen Staatsanwaltes nicht mehr ertrug und als Polizist auch nichts gegen dessen Beziehungen ausrichten konnte.
    »Du quittierst den Dienst nicht«, entschied Robin. »Leute wie dich brauche ich hier. Irgendwer muß ja dann seine schützende Hand über Zamorra und Nicole halten, wenn die mal wieder Vampirtote finden oder einen Werwolf killen, der irgendwo ein honoriger Bürgermeister war, und ähnlichen Kram.«
    Staatsanwalt Gaudian hatte schon vor langer Zeit begriffen, daß es diese übersinnlichen und schwarzmagischen Erscheinungen gab. Merdefaire nahm sie nicht einmal zur Kenntnis.
    »Was machen wir jetzt mit dieser Geschichte? Den Auftritt der Spurensicherung werden wir uns sparen können…«
    »Müssen wir aber proforma durchziehen, für die Akten«, sagte Robin. »Wie immer in solchen Fällen. Wer war dieser Mann eigentlich?«
    »Bernard LeVaron«, sagte Wisslaire und wedelte mit einer Ausweismappe herum.
    »Der LeVaron?« staunte Robin.
    »Hätte man ihn kennen müssen?« hakte Zamorra nach.
    »In gewissen Kreisen schon. Der Mann war millionenschwer. Hat einen Sack voll Bestechungsgeld von seinem Vater geerbt und an der Börse mit Software-Aktien spekuliert. Wohnt in einer Villa ganz versteckt am Rand von Amberieu. Ich war mal da, weil ich seinen Ahnherrn verhaften wollte. Der entzog sich der Festnahme durch einen Herzinfarkt mit tödlichem Ausgang. LeVaron junior hat dann über seine Anwälte versucht, mich fertigzumachen, weil ich seinen Vater in den Tod getrieben hätte. Na ja«, er zuckte mit den Schultern, »ich bin immer noch Chefinspektor, und Bernard LeVaron ist jetzt tot. Sagt mal… seid ihr sicher, daß der nicht wieder aufsteht? Vom Vampir gebissen, selbst zum Vampir geworden…?«
    »In diesem Fall nicht«, sagte Nicole. »Schau ihn dir genau an. Seine Mörderin hat dafür gesorgt, daß er kein Sippenzuwachs wird.«
    »Offenbar war er ihr auch nicht ganz koscher«, brummte Robin. Er klopfte noch einmal auf den Lamborghini. »Das hier ist übrigens nur sein kleiner Zweitwagen. Und auf dem Flugplatz bei Amberieu hat er eine zweimotorige Maschine stehen. Irgendwie beruhigend, daß solche Leute ihren Besitz nicht mitnehmen können, wenn sie sterben.«
    »Neid?« fragte Nicole.
    »Ja«, sagte Robin. »Ganz verdammterprimitiver Neid. Unsereiner reißt sich Tag und Nacht den Hintern auf für sein Mini-Beamtengehalt und eine Pension, von der du nicht weißt, ob du sie jemals erhältst, weil dir vielleicht irgendein Killer 'ne Kugel in den Rücken jagt, und diese Leute sacken das Geld millionenweise im Handumdrehen ein, wenn ein paar Aktien fallen oder steigen… und wer sagt uns, daß sie nicht vorher dafür gesorgt haben, daß das passiert? Ich bedauere, daß dieser Mann ermordet wurde, und wenn er schon sterben mußte, hätte ich ihm einen leichteren Tod gewünscht, aber ich werde ganz bestimmt keine Tränen vergießen.«
    »Die vergießt eher Patricia«, sagte Nicole leise. »Sie hätte gern mit ihm angebandelt.«
    Robin hob die Hände. »Und dabei vielleicht sogar das große Los gezogen. Seine menschliche Seite kenne ich nicht und werde darüber kein Urteil fällen. Seht zu, daß ihr den Vampir… äh, die Vampirin erwischt, damit anderen Männern dieses Schicksal erspart bleibt. Ein Toter dieser Art reicht völlig. Ich werde den Papierkram und die Pressearbeit machen und zusammen mit Gaudian euch den Rücken decken, falls es eine größere Aktion wird.«
    »Danke«, sagte Zamorra. »Und -Wisslaire?«
    Der Inspektor wandte sich um, hob die Brauen.
    »Bringen Sie Merdefaire nicht um, Jo«, sagte Zamorra. »Auch nicht ein bißchen in Notwehr. Mit dieser Stoffwechselendproduktausscheidungsöffnung auf Beinen werden wir schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher