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0654 - Unter dem Vampirmond

0654 - Unter dem Vampirmond

Titel: 0654 - Unter dem Vampirmond
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Verdammt, wir sind zu spät gekommen. Warum habe ich nicht auf Patricia gehört? Ich hätte schneller fahren müssen, dichter dranbleiben, dann hätte er vielleicht noch eine Chance gehabt…
    Aber sie wußte selbst, daß das Unsinn war. Es war einfach Pech gewesen.
    Sie führte Patricia zum Cadillac zurück, drückte sie förmlich auf den Beifahrersitz. Aufmerksam sah sie sich um. Der bleiche Mond erleuchtete die Umgebung. Aber von dem fremden Mädchen war nirgendwo etwas zu sehen.
    Im Lamborghini befand sich nur der Tote.
    Und der sah ziemlich übel aus.
    Sehr viel Blut konnte die Vampirin allerdings nicht von ihm getrunken haben. Warum hatte sie ihn dann nicht weiterleben lassen? Sie hätte ihn noch einige Male zum Stillen ihres bösen Durstes mißbrauchen können! So aber war er für sie verloren.
    Vielleicht, überlegte Nicole, hat sie sich gestört gefühlt. Hat unser Auftauchen bemerkt, reinen Tisch gemacht und ist geflohen.
    Das war die einzige halbwegs brauchbare Erklärung.
    Eine Vampirin… Nicole verstand das nicht. Sie war der Schwarzhaarigen in der Disco einige Male sehr nahe gewesen. Zwar trug sie Merlins Stern nicht bei sich, Zamorras zauberkräftiges Amulett, das vor Schwarzer Magie warnte und dagegen schützte, aber…
    Es ist wie bei Tan Morano, durchfuhr es sie. Ihn habe ich auch nicht bewußt als Vampir registriert. Ich bin sogar mit ihm ins Bett gegangen…
    Es lag etwa ein halbes Jahr zurück. Morano hatte sie irgendwie in seinen Bann schlagen können. Und unter normalen Umständen wäre sie sein Opfer geworden.
    Aber der Vampirkeim wirkte bei Nicole nicht.
    Sie war einmal, vor langer Zeit, gebissen und infiziert worden, aber eine Waldhexe im südamerikanischen Regenwald hatte sie geheilt und wieder menschlich werden lassen. Geblieben waren die Immunität gegen den Vampirkeim und die Telepathie.
    Den Seitensprung hatte Zamorra ihr wohl verziehen; zumindest hatte er nie wieder davon gesprochen, nachdem sie es ihm gebeichtet hatte, und sein Verhalten ihr gegenüber hatte sich auch nicht geändert. Sie wußte es definitiv, eben durch ihre Telepathie und überhaupt durch die innige Verbindung mit ihm. Es war eine Liebe, die über das Normale hinausging und auch durch solche »Ausrutscher« nicht beschädigt werden konnte.
    »Eine Vampirin«, murmelte Nicole. »Warum habe ich sie nicht erkannt? Warum habe ich damals auch Tan nicht als Vampir erkannt - nicht rechtzeitig? Bei solcher körperlicher Nähe hätte ich es spüren müssen.« Aber Patricia hatte etwas gespürt. Nur hatte sie nicht definieren können, was an der Schwarzhaarigen mit den endlos langen Beinen falsch war.
    Patricia sah auf. »Wovon sprichst du?« Sie hatte Nicoles leises Gemurmel nicht verstanden, war mit ihren Gedanken vielleicht weit fort - in einer Welt voller Entsetzen.
    Die Vampirin war fort. Gefahr -bestand in der unmittelbaren Nähe nicht mehr. Das verdammte Biest war geflohen.
    Der Mann im Lamborghini hatte nicht fliehen können. Die Vampirin hatte ihn vorher umgebracht, und sie hatte nicht einfach nur sein Blut getrunken, sondern ihren Sadismus an ihm ausgetobt. Die Wunden, die sie ihm mit ihren Fangzähnen beigebracht hatte, befanden sich jedenfalls nicht an der Halsschlagader des Mannes…
    Nicole aktivierte das Transfunk- Gerät des Cadillac und rief Château Montagne an.
    Professor Zamorra nahm das Gespräch selbst entgegen. Er befand sich in seinem Arbeitszimmer, während seine Gefährtin sich den Abend freigenommen hatte, um mit Patricia Lyon unsicher zu machen.
    Rasch schilderte Nicole ihm den Vorfall.
    »Bleibt vor Ort«, empfahl Zamorra. »Ich rufe Robin an. Ich denke, er wird mich abholen. Wo genau seid ihr?«
    Nicole beschrieb ihm die Route, die sie bei der Verfolgung genommen hatten.
    »Brauchst du das Amulett?« fragte Zamorra.
    »Die Vampirin ist fort, mich schützt das weißmagische Geflirre, und zur Not liegt ein Blaster im Handschuhfach. Wir halten das hier schon aus, bis ihr auftaucht.«
    Nicole schaltete den Transfunk aus.
    »Er hat es nicht verdient«, flüsterte Patricia neben ihr. »Das hat er nicht verdient. Nicht das…«
    ***
    Eine halbe Stunde später war die Polizei da.
    Ein halbes Dutzend uniformierter Beamter suchte mit starken Stablampen nach ersten Spuren und sorgte für eine provisorische Absperrung des Feldwegs. Chefinspektor Pierre Robin tippte mit dem Pfeifenstiel Nicole vor die Stirn.
    »Wenn ich nicht zufällig ohnehin Nachtbereitschaft hätte, würde ich dich jetzt öffentlich
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