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0646 - Der Templer-Jäger

0646 - Der Templer-Jäger

Titel: 0646 - Der Templer-Jäger
Autoren: Jason Dark
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dachte daran, wie es möglich gewesen war, dass sich der Arzt geirrt haben könnte.
    Pitrelle zog den Reißverschluss auf. Im Augenblick lief kein Zug ein, es war verhältnismäßig still.
    Ein jeder der Umstehenden konnte das Geräusch hören.
    Die beiden Hälften gingen auseinander, eine Lücke entstand.
    Wie eine Lanze schoss die Klaue aus der Lücke hervor. Bleich, griffbereit und zupackend.
    Wie eine Fessel umklammerte sie den Hals des völlig überraschten Pitrelle…
    ***
    Die Szene fror ein!
    Sie war einfach zu schrecklich, um wahr zu sein. Das Grauen hatte Gestalt angenommen. Die tief im Menschen verborgenen Albträume hatten sich realisiert. Ein Toter lebte. Er war möglicherweise zu einem Untoten, einem Zombie, geworden.
    Der Schrecken war greif- und spürbar. Besonders für Pitrelle, an dessen Hals sich die Klaue festhielt, ihm die Luft abdrückte und ihn würgte, sodass seine Augen hervortraten.
    Sekunden wurden für ihn zu Ewigkeiten, die der Tote nutzte und seinen Oberkörper anhob.
    Der Kopf erschien, der Körper, das bleiche Gesicht, die schrecklich verzerrten Züge.
    Balmain griff zu. Alle anderen waren erstarrt. Er packte die Schultern seines Assistenten und zerrte ihn zurück. Die Klaue hielt fest, wollte nicht loslassen, und Pitrelle schrie auf, als er doch Luft bekam. Zwischen den Fingern der Klaue klebte noch Haut von seinem Hals, vermischt mit Blut.
    Ein Flic rannte weg, weil er es nicht länger mit ansehen konnte. Die anderen blieben und schauten zu, wie sich der Tote schwerfällig auf die Seite drehte, weil er nicht länger in seinem Gefängnis bleiben wollte. Er drückte die Arme vor, stemmte sich ab und schaffte es sogar, auf die Füße zu kommen.
    Er war der Einzige, der sich bewegte. Die anderen waren noch vor Schreck erstarrt.
    Balmain spürte, dass er gefordert war. Er sah das Geschehen als seine persönliche Sache an, und er wollte diesen lebenden Leichnam stoppen.
    »Weg!«, fuhr er die anderen an und griff unter sein Jackett, wo die Dienstpistole steckte.
    Es war lange her, dass er zuletzt geschossen hatte. Wenn er erschien, war meist alles vorbei. Hier aber musste er feuern, und er wartete darauf, dass der lebende Tote ihm die Chance gab und sich umdrehte, was er auch tat.
    Die anderen Beamten waren so weit zurückgegangen, dass sie ihm freie Schussbahn geschaffen hatten.
    Noch stand der Zombie ruhig, parallel zum Bahnsteig. Er hatte die Arme ausgebreitet. Äußerlich war keine Wunde an seinem Körper zu entdecken. Die Augen hatten noch immer den gläsernen Blick, der Mantel umwehte den Körper wie ein Lappen.
    Dann ging er einen Schritt.
    Balmain visierte und schoss.
    Die Kugel traf in Brusthöhe den Körper. Sie schüttelte den Zombie durch, der sich drehte, in die Knie sackte, einen Arm ausstreckte und seine Hand als Stütze benutzte.
    Er fiel nicht.
    Wieder kam er hoch.
    »Das ist doch irre!«, keuchte Balmain und feuerte erneut.
    Die Kugel saus. Sie schleuderte den Untoten herum. Genau auf einen Flic zu, der nicht weit genug entfernt stand.
    Die lebende Leiche hätte den Flic fast von den Beinen gerissen. Bevor die Hände nach seiner Kehle fassen konnten, rammte er ein Bein hoch und wühlte das Knie in den Körper der Gestalt.
    Der Gegenschwung schleuderte die Leiche zurück. Sie blieb auf den Beinen, torkelte nur und stolperte genau in die dritte Kugel hinein, die Balmain abschoss.
    Gleichzeitig näherte sich aus dem Tunnelloch ein Zug. Er raste heran, brachte einen Windschwall mit und wurde schnell langsamer.
    Der Zombie schwankte noch immer und näherte sich unaufhaltsam der Bahnsteigkante.
    Es kam, wie es kommen musste.
    Der Zombie ging weiter Richtung Bahnsteigkante, stürzte auf den Gleiskörper, und einen Augenblick später rollte der stählerne Lindwurm über den Körper hinweg. Was da zurückblieb, passte in eine Handtasche.
    Kommissar Balmain ließ die Waffe sinken. Er kam sich vor wie in einem Glaskäfig. Seine Haltung wirkte eingefroren, nur die Augen bewegten sich.
    Er hörte die Schreie, sie kümmerten ihn nicht. Er fühlte sich allein und er steckte die Waffe ein, ohne es zu merken.
    Dann ging er weg. Auf einer Wartebank ließ er sich nieder und bemerkte nicht einmal, dass Kiki neben ihm Platz nahm und ihre Hand auf seine Schulter legte.
    Junkies und Polizisten verstanden die Welt nicht mehr, als sie die Szene sahen…
    ***
    Seit drei Tagen befanden wir uns wieder in London, gewissermaßen im Sommerloch, denn es hatte sich nichts getan. Nur im Süden waren über
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