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0646 - Der Templer-Jäger

0646 - Der Templer-Jäger

Titel: 0646 - Der Templer-Jäger
Autoren: Jason Dark
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einfahrenden Zuges vermischte.
    Auf einmal fiel er nach vorn. So hart und plötzlich, als hätte man ihm die Beine weggezogen.
    Bäuchlings blieb er liegen, ohne sich zu bewegen. Vom Ausgang her rannten die Gaffer herbei. »Ist der tot?«, quiekte eine dicke Madame, die einen Federhut trug.
    Kiki war die Einzige, die sich bückte, um nachzuschauen. Sie wunderte sich selbst darüber, woher sie überhaupt den Mut nahm. Und sie rollte den Leblosen auf die Seite, schaute in seine Augen. Der leere, glasige Blick sagte ihr genug.
    Kiki nickte. »Ja, er ist tot«, flüsterte sie.
    Keiner hatte den Schatten gesehen, der sich so lautlos verzog, wie er erschienen war.
    Es achtete auch keiner auf den Mann mit dem dunklen Hut, der nahe des Ausgangs stand. Mit einem zufriedenen Lächeln schritt er die Treppe hoch und trat hinaus in die lärmende Oberweit der Millionenstadt Paris…
    ***
    »Wenn du hier nicht aufhörst herumzuschreien, schlag ich dir meinen Gummiknüppel in die Frisur, du kleine Nutte!« Der Flic stand drohend vor Kiki. Er war breitschultrig und passte in die Beschreibung, die oft genug von den Pariser Polizisten gegeben wurde. Man konnte sie nicht gerade als rücksichtsvoll bezeichnen. Sie gehörten zu den Typen, die lieber hart durchgriffen, als einen Schritt zurückzuweichen.
    Kiki hatte ihn mit Schimpfworten bedacht, weil ihr keiner glauben wollte. Auch jetzt lag ihr wieder einiges auf der Zunge, das sie aber angesichts der Drohung verschluckte.
    Die Polizisten hatten die unmittelbare Umgebung des Tatorts abgesperrt. Keinen ließen sie mehr durch. Natürlich befanden sich die Zeugen im inneren Kreis, was den Junkies überhaupt nicht passte, denn sie verhielten sich teilweise sehr aggressiv. Wenn man sie mitnahm, das wussten sie, würden sie vorerst nicht an den Stoff kommen.
    Chef des Ganzen war Kommissar Balmain. In der Pariser Unterwelt bekannt und gefürchtet. Ein knochenharter Mann, der nicht so aussah. Er wirkte eher unscheinbar. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem großen Regisseur Claude Chabrol war ihm nicht abzusprechen. Auch befand er sich im selben Alter. Das Haar war glatt nach hinten gekämmt und zeigte die Farbe von schmutzigem Eis. Vor den Augen funkelten dicke Brillengläser.
    Wie so oft trug Balmain einen zerknitterten grauen Anzug, an dessen Jackett die Außentaschen abstanden, weil er die als Schlupfwinkel für seine Hände benutzte.
    Er schaute in die Runde, sah der Mordkommission zu, wie deren Mitglieder den Tatort untersuchten und schimpften, weil sie die Gegend hier unten so mies fanden.
    Seine beiden Assistenten verhörten die Zeugen, wenigstens die, die ihnen der Kommissar zugewiesen hatte. Er selbst wollte mit den wichtigen Leuten sprechen. Da stand Kiki an erster Stelle!
    Er tippte dem Flic auf die Schulter, der das Mädchen in die Enge gedrängt hatte. Als der herumfuhr, knurrte Balmain ihn an. »Mach es mal halblang, mein Junge.«
    »Pardon, ich dachte…«
    »Nicht denken, das können die Pferde besser. Die haben einen größeren Kopf.«
    »Stimmt.«
    Balmain schaute Kiki an. Sie blickte zurück, schaffte es nicht so lange wie der Kommissar, der sie praktisch auf der Stelle bannte. Schließlich schloss sie die Augen.
    »Zigarette?«
    Kiki blinzelte. In ihr Blickfeld schob sich eine Hand, die eine blaue Packung hielt. »Sind die Filterlosen. Ich nehme an, dass du sie gerne durchziehst.«
    »Okay.«
    »Ist zwar nicht gesund, aber immerhin besser, als Koks zu schnupfen.« Er gab ihr noch Feuer.
    Kiki ging auf die Bemerkung nicht ein. Sie machte einen Lungenzug und ließ den Rauch durch ihre Nasenlöcher wieder ausströmen.
    »Ganz schöner Mist, nicht wahr?«
    »Klar, Monsieur.«
    »Ich heiße übrigens Balmain.«
    »Kann ich auch nichts für.«
    Der Kommissar grinste zuckend.
    »Du bist Kiki, scheinst hier aus der Rolle zu fallen.«
    »Wieso?«
    »Wie ich hörte, hast du dich mit dem Mann unterhalten. Du als Einzige. Finde ich gut.«
    »War Zufall.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    Kiki zog die Nase hoch. Sie fror plötzlich, weil sie wieder auf die Leiche geschaut hatte, die noch nicht in den Plastiksack gepackt worden war. Es war kaum vorstellbar für sie, dass sie noch vor kurzem mit ihm über seinen Job gesprochen hatte. Sie legte die Arme zusammen, als wollte sie sich selbst wärmen. Von der Zigarette fiel die Asche zu Boden. Sie blieb auf dem Schmier kleben.
    »Ich warte.«
    Kiki nickte. »Was soll das? Er hat nicht viel gesagt. Wir sprachen über seinen
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