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0641 - Geisterbahn

0641 - Geisterbahn

Titel: 0641 - Geisterbahn
Autoren: Jason Dark
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relativ schnellen Schritten durch den Trubel auf dem großen Platz, wo sich die Menschen amüsierten und jede Attraktion mit lauten Freudenrufen begrüßten.
    Sie mussten zu den großen Parkplätzen, wo Frazer seinen Wagen abgestellt hatte.
    Es war ein alter VW-Käfer. Auf dieses Fahrzeug war er stolz, denn es hatte ihn noch nie im Stich gelassen.
    Als sie einstiegen, hatten sie das Gefühl, in eine Sauna zu klettern, so stark hatte sich der Wagen unter den Strahlen der Sonne aufgeheizt. Dennoch war Linc froh, sich in den Sitz fallen lassen zu können. Für ihn war es furchtbar gewesen, durch den Park zu laufen. Er fühlte sich wie ein Greis.
    Ihm waren die Beine schwer geworden, der Schweiß drang wie Wasser aus seinen Poren, und die nähere Umgebung blieb nie ruhig, denn sie wankte und zitterte, als würde die Glut der Sonne sie allmählich verbrennen.
    Tinas sorgenvolle Blicke sah er nicht, weil er stur geradeaus durch die Scheibe starrte.
    Auch von der Fahrt bekam er nicht viel mit. Die großen Parkplätze hatten sie rasch hinter sich gelassen und rollten hinein in das sommerlich warme London, in dem an diesem Tag selbst die engen Straßen mit ihren alten Häusern einen wunderschönen Glanz zeigten.
    Linc wohnte nicht weit von den großen Zugdepots entfernt, im Stadtteil Camden Town, der im Norden liegt. Ein Stadtteil, der seinen schlechten Ruf zu Unrecht hatte, wie Linc fand, denn es gab genügend schöne Stellen, wo man sich sogar erholen konnte, besonders in unmittelbarer Nähe der Kanäle.
    Eine Eisenbahnlinie führte auch an den St. Pancras Gardens vorbei. Nicht weit von dieser Grünfläche entfernt stand das alte Haus, mehr breit als hoch, das der Besitzer innen umgebaut hatte, sodass aus den großen Wohnungen zahlreiche Apartments geworden waren.
    Der Platz vor dem Haus war frei, immer staubig und im Sommer besonders schlimm.
    Hier stellte das Mädchen den VW ab. Spielende Kinder lachten ihnen zu. Neben einer Blechtonne, in der ein Mieter Regenwasser auffing, stand ein blutjunges Pärchen und knutschte. Sie - im superkurzen Rock - und er schienen sich aufzufressen. Die beiden kümmerten sich nicht um das Paar, gingen in den Flur, der immer nach feuchtem Staub roch.
    Linc Frazers Wohnung lag am Ende des Flurs, nicht weit von der Tür zum Keller entfernt, der auch hatte umgebaut werden sollen. Auf Mieterproteste hin hatte der Hausbesitzer dann darauf verzichtet.
    Tina schloss die graugrüne Tür auf und schob ihren Freund über die Schwelle. Sie sorgte sich um ihn, als sie seinen schwankenden Gang sah. Das konnte sie einfach nicht begreifen. In ihm musste etwas stecken, eine Krankheit oder etwas Ähnliches, denn allein von der Wunde konnte sich ein Mensch ihrer Meinung nach nicht so verändern.
    Das Zimmer war winzig, und noch winziger war das Bad mit der engen Sitzbadewanne und dem traurig nach unten hängenden Duschbügel, aus dessen Düsen das Wasser müde quoll. Der Wasserdruck war halt zu niedrig.
    Den Spiegel hatte Linc von seinem Vormieter übernommen und ihn nicht mehr geputzt. Er war blind wie ein belegtes Auge. Der junge Mann starrte hinein, sah sein. Gesicht verschwommen und in Höhe der linken Schulter das seiner Freundin.
    Sie berührte seine Hüfte. »Komm, setz dich auf den Schemel, dann werde ich mich um deine Wunde kümmern.«
    »Ja«, flüsterte Linc, »ja…« Er drehte sich schwerfällig um, was Tina mit einem Kopfschütteln registrierte. »Bitte, Linc, was hast du? Sag es mir…«
    Er schaute sie an. In seinen Augen lag ein Glanz, der Tina an Fieber erinnerte. Sie kannte so etwas von ihren kleineren Geschwistern her, auch sie hatte es schon erlebt.
    »Ich weiß es nicht, Tina. Ich weiß nicht, was es ist. Ich fühle mich so schlapp, so ausgelaugt. Ich kann es einfach nicht begreifen…«
    »Die Wunde?«
    »Wahrscheinlich.« Er stolperte zurück, bis er den Schemel berührte und sich auf dessen harter Sitzfläche niederließ, wobei er wieder versuchte, sich den kalten Schweiß von der Stirn zu wischen, es aber schnell aufgeben musste.
    Neben der Tür, in Augenhöhe, hing ein schmaler Medizinschrank, wo der junge Mann Pflaster und auch Tabletten aufbewahrte. Tina kannte sich aus, sie öffnete die Tür und war froh, als ihr die rechteckige Dose mit dem Pflaster in die Hand fiel. Sie zog den Deckel ab und suchte nach einem passenden Stück.
    Gebückt saß Linc auf dem Schemel. Er hatte beide Hände vor sein Gesicht geschlagen und stöhnte ab und zu. Als Tina diese Geräusche hörte, bekam
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