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0638 - Das Palazzo-Gespenst

0638 - Das Palazzo-Gespenst

Titel: 0638 - Das Palazzo-Gespenst
Autoren: Jason Dark
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aufschreien. Den Mund hatte er bereits aufgerissen, nur kam es zu keinem Schrei.
    Es war nicht mehr möglich, denn die Vereisung hatte ihn voll und ganz erwischt.
    Mit offenem Mund blieb Suko unbeweglich liegen. Das Gespenst aber zuckte plötzlich zurück. Es zeigte sich irritiert, was auch auf seinem bleichen Gesicht abzulesen war, denn es bekam einen Ausdruck, als sollte Porzellan zerspringen.
    So lautlos, wie es gekommen war, huschte es wieder davon. Diesmal nicht zufrieden mit seinem Erfolg.
    Aber es gab noch mehr Ziele.
    Der Palazzo, wo die Gäste warteten, als wären sie zum Sterben angetreten…
    ***
    Noch immer wirkte die Halle des Palazzos wie die Kulisse eines Fellini-Filmes.
    Sie passte einfach nicht in die moderne Zeit; da war ein gewaltiges Stück Vergangenheit zurückgeblieben und dabei mit Menschen gefüllt, die ebenfalls der Vergangenheit entsprungen zu sein schienen.
    Sie bewegten sich wie Puppen oder Schauspieler, die bestimmte Regie-Anweisungen befolgten.
    Man saß in der Halle und wartete. Worauf, das wusste niemand genau.
    Darauf, dass etwas passierte, der Tod kam und seine Knochenhände ausstreckte.
    Das Piano war verwaist. Der Spieler hatte heute seinen freien Tag. Aus vier verschiedenen Richtungen liefen die Gänge zusammen, hinein in den Saal mit der hohen, halbrunden Kuppeldecke und den mit Fresken und Malereien verzierten Wänden.
    Der glatte Marmorboden schimmerte in einem braunrötlichen Ton und gab das Licht der Kerzen als Reflexe wider. Zierliche Möbel, aus der Rokoko- und Barockzeit bildeten das Interieur. Die kleinen Tische mit den geschwungenen Beinen sahen aus, als würden sie jeden Augenblick zusammenbrechen, allerdings nicht unter dem Druck der gehäkelten Decken oder zierlichen Vasen.
    Sie saßen zu zweit, zu dritt oder viert, aber auch allein. Sie unterhielten sich flüsternd oder schauten ins Leere, ihren eigenen Gedanken nachhängend.
    Alte Aristokraten, die ihren Smoking trugen wie andere ihre Jeans, bewegten die Augen kaum, als Lady Sarah die Halle betrat. Im Gegensatz zu ihren Begleiterinnen, die genau hinschauten, ihre Köpfe mit den manchmal tragischlustig geschminkten Gesichtern nickend bewegten und die Lippen zu einem schmalen Lächeln der geschminkten Striche verziehend.
    Erst in der Halle lagen die Teppiche, so dass die Schritte eines Ankömmlings ziemlich spät gedämpft wurden.
    Zwei junge Mädchen, Serviererinnen, die sich vorkommen mussten wie in einer kostbar ausstaffierten Gruft, warteten im Hintergrund. Sie flankierten einen grauhaarigen Ober, dessen Frack ihn zu einem Pinguin machte. Der Mann war es gewohnt, seine Fassung zu bewahren, er bewegte nur seine Augen und verfolgte den Gang der Lady Sarah, die vor einem kleinen runden Rokoko-Tisch ihren Platz fand.
    Sehr schnell wurde sie von dem »Pinguin« nach ihren Wünschen gefragt.
    »Einen Tee.«
    »Sehr wohl, Signorina. Mit Gebäck?«
    »Nein, ohne.«
    »Sehr wohl.«
    Er zog sich zurück und gab die Bestellung an eines der Mädchen weiter.
    Es trug, wie auch ihre Kollegin, schwarze Kleidung und eine weiße, gestärkte Schürze.
    Sarah Goldwyn fühlte sich unwohl. Was hätte sie darum gegeben, jetzt in ihrer Dachkammer zu sitzen und sich einen Video-Film anzuschauen.
    Aber nein, sie konnte es nicht lassen, musste wieder auf Gespensterjagd gehen und hockte nun zwischen diesen Grufties, wobei sie sich selbst nicht als Gruftie ansah.
    Auch die Mädchen hätten sich in einer Disco wohler gefühlt, als hier die Alten zu bedienen.
    Die Gespräche waren wieder aufgenommen worden. Natürlich wurde nur geflüstert. Signora Brandi befand sich nicht unter den Gästen, was Lady Sarah mit Verwunderung feststellte, aber keinen Kommentar gab und sich ihrem Tee widmete, der bald serviert wurde.
    Über ihr hing der prächtige Kronleuchter, ebenfalls eine wertvolle Antiquität. Ein wahres Prunkstück aus Kristall, der nur nicht herabfallen durfte. Er blähte sich auf wie ein Ballon. Die zahlreichen Paletten blitzten durch den Lichtschein wie Goldtaler und blendeten mit ihrer Pracht. Lady Sarah hatte den Tee noch etwas ziehen lassen, bevor sie eingoss.
    In einer Silberkanne war noch heißes Wasser serviert worden, um den Tee später verdünnen zu können.
    Nur wenige Tische in der Halle waren frei. Immer wenn ein Gast sich erhob, schauten die anderen ihm nach, um seinen Weg genau verfolgen zu können.
    Lady Sarah war von dem Tee sehr angetan. In London bekam sie kaum besseren.
    Schritte klapperten auf dem Marmorboden, danach
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