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0638 - Das Palazzo-Gespenst

0638 - Das Palazzo-Gespenst

Titel: 0638 - Das Palazzo-Gespenst
Autoren: Jason Dark
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nicht einen zweiten Freund?«
    »Ja.«
    »Sinclair, ich weiß.« Mit tänzelnden Bewegungen schritt die Brandi an Suko vorbei und deutete auf den zweiten Stuhl. »Der ist für ihn, Sarah. Wir haben ihn extra reserviert. Wer darauf Platz genommen hat, entkommt nicht, denn er ist tödlicher als der elektrische Stuhl in den Staaten.«
    Lady Sarah hörte nicht hin, denn sie konzentrierte sich allein auf Suko.
    Als sie ihn auf dem Hausboot gefunden hatte, war sie zu Tode erschrocken gewesen, doch auch jetzt konnte es durchaus sein, dass Suko noch lebte, denn die Peitsche hielt er noch immer fest.
    Rosanna Brandi sah es Mrs. Goldwyn an, dass deren Gedanken abglitten, und sie schrie plötzlich los.
    »Hol ihn! Hol diesen verfluchten Engländer!«
    »Sehr wohl!« Es war der Ober, der Rosanna zunickte, bevor er kehrtmachte und verschwand.
    Die Brandi kam auf Sarah zu. »Wenn er da ist, verstehst du, wird auch sie erscheinen. Sie verlässt die Tiefen einer furchtbaren Welt, die ihren Geist gefangen hält, um das zu tun, was sie auch zu ihren Lebzeiten getan hat.«
    »Hören Sie auf!«
    »Nein, ich höre nicht auf.« Rosanna packte zu und schüttelte Sarah durch. »Ich werde, verdammt noch mal, nicht aufhören, hast du begriffen? Aber ich lasse dir die Wahl und frage dich, wer zuerst sterben soll. Der Chinese, Sinclair, oder willst du daran glauben?«
    »Si, Signora Brandi!«
    Da schnellte sie zurück, öffnete den Mund und stieß ein gellendes Gelächter aus. »Ja, so habe ich mir das gedacht, so und nicht anders. Aber den Gefallen werde ich dir nicht tun. Ich gehöre zu denen, die überleben werden!«
    »Das haben schon viele behauptet. Sehr viele. Nur traf es bei den meisten nicht ein.«
    »Wir warten es ab.« Geduckt ging sie wieder zurück, schaute sich um und fragte die anderen Gäste. »Was sagt ihr dazu? Wem glaubt ihr mehr? Dieser Person oder mir?«
    »Ihnen, Signora!«
    Zunächst gab nur einer die Antwort, dann wurden es immer mehr, schließlich brandeten die Stimmen durch die Halle und auch hinein in die vier Gänge.
    »Ja, so ist es richtig, so muss es sein! Ihr wisst, wem ihr diese schöne Zeit zu verdanken habt. Ihr könnt euch beruhigen. Nach dem heutigen Leichenfest wird Venetia Ruhe geben und erst im nächsten Jahr wieder erscheinen, das hat sie mir versprochen.«
    »Ihnen?« fragte Sarah.
    »Ja, mir, denn ich bin etwas Besonderes. Ich liebe sie, ich habe sie geehrt, ich…«
    »Schon gut, ich fange an zu begreifen.«
    »Was begreifen Sie denn? Was?« Die Brandi schrie Sarah Goldwyn an und schüttelte sich.
    Zu einer Antwort kam die Horror-Oma nicht mehr, denn jeder von ihnen hörte die hastigen Schritte, deren Echos durch den Gang bis hinein in die Halle schallten.
    Der Ober kehrte zurück. Allein, völlig von der Rolle und aufgelöst wirkend.
    Keuchend blieb er vor der Brandi stehen, breitete die Arme aus und hob die Schultern.
    »Was ist den los?«
    Der Ober holte tief Luft. »Er… er ist nicht mehr da!«
    »Was sagen Sie da?«
    »Der Engländer ist verschwunden!«
    Da drehte die Brandi durch. Sie brüllte auf und streckte den Mann mit einem Faustschlag nieder…
    ***
    Ein widerlicher, süßlicher Leichengeruch riss mich aus meiner Bewusstlosigkeit, und ich hatte das Gefühl, unter einem Wirrwarr aus Zombiekörpern zu liegen, die zudem noch auf meinen Kopf drückten, wobei der Schmerz allerdings mehr vom Nacken her in den Schädel strömte und ihn zu einem Bergwerk machte.
    Hinzu kam der Druck im Rücken, auch der an meinen Wangen, der sogar in der Lage war, den Kopf anzuheben.
    »Signore, Signore…« Eine zittrige Mädchenstimme erreichte meine Ohren. »Sie müssen aufwachen, bitte…« Leichte Schläge trafen meine Wangen, doch ich kam mir vor wie in einem Traum.
    »Was ist denn?«
    »Aufwachen, bitte. Signora Goldwyn hat es mir gesagt. Sie hat mich auch geschickt.«
    Lady Sarah?
    Was die ersten Worte nicht geschafft hatten, das brachte die Erwähnung des Namens fertig, denn der riss mich aus meiner verfluchten Lethargie.
    Ich stemmte mich hoch, hatte mir zuviel vorgenommen, kippte zur Seite und fiel auf etwas Weiches.
    Es war eine kalte Leiche, die meinen Fall bremste. Dennoch explodierten Sterne vor meinen Augen. Ich hörte die Unbekannte schluchzen, bevor sie mich anfasste und zur Seite zerrte.
    »Sie müssen hier raus, Signore. Sie müssen weg! Sie können nicht bleiben - bitte…«
    Ja, verdammt, ich musste weg. »Helfen Sie mir!«
    Sie verstand mich und zerrte mich auf die Füße. Mein Gott, dieser
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