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0638 - Das Palazzo-Gespenst

0638 - Das Palazzo-Gespenst

Titel: 0638 - Das Palazzo-Gespenst
Autoren: Jason Dark
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riskierte es dann, wechselte sehr schnell die Richtung, schwamm gegen das rechte Ufer, wo ich den Mann auf die Schräge zerrte, bevor die anderen richtig begriffen hatten, was überhaupt ablief.
    Ich legte ihn auf den Rücken und presste ihn in das dichte Gras, hatte den Blick erhoben und sah die Menschen über mir stehen. Keiner von ihnen hatte seine Ruderstange weggeworfen. Lauernd und abwartend standen sie da. Sicherlich suchten sie hinter den dunklen Gläsern der Brillen nach Zielen.
    »Wagt es nicht!« keuchte ich. »Ihr würdet nur ihn treffen!«
    »Du kommst hier nicht weg!« schrie eine Frau und drohte mir mit der linken Faust. »Nein, du kommst nicht weg!«
    Und ich kam weg!
    Bevor jemand mit einer Stange nach mir stoßen konnte, warf ich mich zurück. Das Wasser schlug über mir zusammen. Ich jedoch hatte zuvor genügend Luft geholt, um jetzt eine längere Strecke zurücklegen zu können. Als ich den Grund erreichte, drehte ich mich, denn ich wollte in die entgegengesetzte Richtung schwimmen, wieder hin zum Wrack des Schiffes, das der Kanal geschluckt hatte.
    Diesmal kraulte ich, hielt mich dicht über Grund und wühlte dabei mit meinen Händen den zähen Schlamm zu regelrechten Wolken auf, die mich umgaben und davor schützten, gesehen zu werden.
    Ich wollte die Häscher irritieren und blieb so lange unter Wasser wie möglich.
    Wenn ich auftauchte, legte ich den Kopf schräg, so dass ich nur Luft holen konnte.
    Dann stieß ich wieder in die Tiefe, aus der etwas hervorwuchs, das wie eine schwarze Mauer aussah.
    Es war das Wrack des Kahns, auf dem Suko einmal gelegen haben sollte. Bevor meine Lungen platzten, umschwamm ich das Wrack und kraulte mit langen Armbewegungen weiter, um so viel Distanz Wie möglich zwischen mich und meine Verfolger zu bringen.
    Ich schaffte es.
    Beim nächsten Auftauchen blieb ich länger an der Oberfläche, blickte zurück und freute mich diebisch darüber, dass ich sie genarrt hatte. Außerdem befand ich mich in einer Umgebung, die mir sehr zu statten kam, denn an beiden Ufern wuchsen dichte Hecken und Büsche.
    Ich trieb dem Ufer entgegen und wühlte mich durch die Büsche. Erst jetzt merkte ich, wie erschöpft ich war. Der Kampf gegen die Übermacht und das lange Schwimmen hatten mich doch ziemlich geschlaucht. Kaputt und keuchend blieb ich auf dem Bauch liegen, denn meinen Rücken wollte ich wegen der Schmerzten nicht belasten.
    Jeder Atemzug tat weh. Die Rippen mussten gequetscht worden sein, zum Glück nicht gebrochen.
    Leider hatte ich keine Zeit, mich auszuruhen, denn es ging auch um Suko, den ich auf dem Kahn nicht gesehen hatte. Sie mussten meinen Freund weggeschafft haben. Doch wohin?
    War er tot? Hatten sie ihn bereits vergraben? Der Gedanke daran erschreckte mich zutiefst. Mir gefiel auch Lady Sarahs Zustand nicht. Ich schob ihn nicht auf das Wetter oder die klimatischen Bedingungen. Hier hatte jemand eine gewaltige Schlinge über unsere Köpfe gelegt und war dabei, sie zuzuziehen.
    Im Prinzip ging es um das Palazzo-Gespenst mit dem Namen Venetia.
    Nur hatte ich diesen komischen Geist noch nicht gesehen, nur seine Gefährlichkeit insofern gespürt, was seinen Einfluss auf die Gäste in der Villa del Sole anging.
    Allmählich erholte ich mich. Die Kleidung hatte die große Nässe verloren, sie klebte jetzt wie feuchte Lappen auf meiner Haut. Da die Sonne schien, würde sie bald getrocknet sein.
    Ich wollte zunächst erkunden, wo ich mich überhaupt befand. Auf Händen und Füßen kletterte ich die Kanalböschung hoch und bekam große Augen, denn der Garten, der zum Palazzo gehörte, lag hinter mir.
    Über meine Lippen zuckte ein Lächeln, denn das vor mir liegende Gelände gefiel mir ausgezeichnet. Es war natürlich gewachsen, eine gute Deckung für mich. Kein Gärtner hatte hier Hand angelegt. Zypressen, Palmen, auch Hecken, in denen der Jasmin blühte, bildeten beinahe einen kleinen Dschungel, in dem sich zahlreiche Vögel wohl fühlen. Ich hörte ihr helles Zwitschern.
    Der Garten mit seiner Primadonna aus Stein lag rechts von mir. Ich sah auch das verspielt wirkende Dach mit den Erkern, den Giebeln und den kleinen Türmchen über die Bäume hinwegschimmern, angestrahlt vom Gelb der Sonne.
    Dort lag mein Ziel, da würde ich Venetia finden können. Wobei ich davon ausging, dass sich dieses Gespenst erst in der Nacht zeigte. So lange musste ich warten.
    Das passte mir überhaupt nicht.
    Ich dachte an Lady Sarah, die sich nicht wohl gefühlt hatte. Wenn jemand aus dem
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