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0638 - Das Palazzo-Gespenst

0638 - Das Palazzo-Gespenst

Titel: 0638 - Das Palazzo-Gespenst
Autoren: Jason Dark
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grauen Haare, die ein Friseur zu einer flotten Frisur geschnitten hatte.
    Lady Sarah trug ein auberginefarbenes Kleid mit weißen Knöpfen. Sie wirkte ein wenig irritiert, weil Suko sie anschaute. »Sag ehrlich, habe ich etwas an mir?«
    »Ja. Ich vermisse deine Ketten.«
    Da musste sie lachen. Leise allerdings, so gehörte es sich. »Ja, ich vermisse sie auch, Suko, aber ich habe sie bewusst nicht angelegt. Du weißt selbst, dass ich mit einer Kette nicht leben kann, es müssen schon mehrere sein. Und wenn ich mich bewege, klirren sie gegeneinander. Geräusche, an die ich mich gewöhnt habe, die andere Gäste allerdings stören würden. So ist das nun einmal in der Villa. Dort sind wir vornehmer. Es geht alles ein wenig leiser zu. Die Menschen sind älter, zurückhaltender. Oft habe ich das Gefühl, als würden sie sich nur zeitlupenhaft bewegen. Wie Figuren in einem Theater kommen sie mir vor. Und sie scheinen auf etwas zu warten.«
    »Auf den Mord, nicht?«
    Sarahs Augen leuchteten in der Dunkelheit, als sie den Inspektor anschaute. »Du sagst es, Suko, auf den Mord. Sie warten tatsächlich auf den nächsten Mord.«
    »Wann könnte der geschehen?«
    »In dieser Nacht!«
    Suko zeigte sich verunsichert, weil Lady Sarah dies mit einer derart festen Stimme behauptet hatte. »Nein, das ist…«
    »Man sagte es mir.«
    »Wer? Der Mörder?«
    »Eine Signora Brandi.«
    »Sie ist aber nicht die Mörderin?«
    Lady Sarah lächelte schmal. »Wo denkst du hin, Suko? Sie ist eine italienische Signora, die viel Geld geerbt hatte, die sich langweilt und fest davon überzeugt ist, dass in dieser Nacht noch das Palazzo-Gespenst erscheint.«
    Suko hob die Schultern. »Wenn sie das so steif und fest behauptet, müssten wir davon ausgehen.«
    »Das denke ich auch.«
    »Dann frage ich dich, was wir unternehmen sollen.«
    »Du - nichts!« erklärte Sarah Goldwyn mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
    Suko zeigte ein amüsiertes Lächeln. »Soll ich wieder nach London zurück?«
    »Nein, nur in der Nähe bleiben. Wie fühlst du dich eigentlich in deinem neuen Zuhause?«
    »Es ist wunderbar, der reinste Luxus. Ich habe schon immer davon geträumt, auf einem alten Hausboot leben zu können, der auf einem Kanal dümpelt.«
    »Es ist ja nicht für immer.«
    »Hoffentlich.« Suko kam wieder zum Kern der Sache. »Wie also kann es weitergehen? Du wartest darauf, dass etwas geschieht, das dieses Palazzo-Gespenst erscheint.«
    »Wir alle warten.«
    »Dann drücke ich euch die Daumen.«
    »Auch wenn es einen Toten gibt?«
    Suko hob die Schultern.
    »Ich muss auch noch die Hintergründe herausbekommen, weshalb das Palazzo-Gespenst eigentlich erscheint. Jeder unnatürliche Vorgang hat seine eigene Geschichte, das wird sich hier nicht anders verhalten.« Sie nickte Suko zu. »Du weißt also Bescheid, ich werde mich jetzt auf den Rückweg machen und abwarten.«
    »Soll ich in der Nähe des Hauses bleiben?«
    »Wenn, dann nicht so, dass man dich entdeckt. Ich glaube, es ist nicht nötig.«
    »Wir werden sehen.« Suko strich über Lady Sarahs Wange. Eine zärtliche Geste. »Gib auf dich acht, Goldstück, wir brauchen dich noch.«
    Da konnte die Horror-Oma ein Lachen nicht unterdrücken. »Herrlich, wie du das sagst, denn das habe ich lange nicht mehr gehört, ehrlich.«
    »Ich mache mir eben Sorgen.«
    »Okay.« Sie nickte, drehte sich um und ging, während Suko so schattenhaft verschwand, wie er gekommen war.
    Langsam und in Gedanken versunken ging Sarah Goldwyn zurück. Jetzt schaute sie auf die Villa, sah die erleuchteten Fenster und hinter manchen von ihnen auch Bewegungen.
    Das Haus erschien ihr unwirklich. Sie verglich es mit einem Traum, der plötzlich Gestalt angenommen hatte. Es wirkte in diese Welt wie hineingestellt, einfach herabgelassen aus einer fernen Dimension, um Gäste aufzunehmen, wobei die Mauern unter der schweren Last der Geschichte stöhnten.
    Von innen prächtig. Vielleicht Fresken, kostbare Möbel, Zimmer mit hohen Decken und großzügig geschnittenen Bädern. Das alles hatte natürlich seinen Preis und konnte nur von Vermögenden bezahlt werden.
    Auch Bäume wuchsen im Garten. Sie schirmten das Gebäude zur Rückseite hin ab, damit es zum Süden hin offen lag und jeden Morgen im Glanz der Sonne erstrahlte.
    Vier gleiche Fassaden, vier breite Gänge, aus verschiedenen Richtungen, die im Innern dort zusammenliefen, wo sich der große Saal befand und man sich traf.
    Lady Sarah betrat den Palazzo. Die Tür ließ sich
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