Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
zu töten versuchte. Deshalb mußte er die Männer davon abhalten, Feuerhaar und den schwarzen Schamanen anzugreifen.
    Er war auch der einzige, der die Sprache der beiden Fremden verstand. Von einem Moment zum anderen hatte er es gekonnt. Für alle anderen, selbst für den alten Katana, der viel mehr gesehen und erlebt hatte als die anderen Männer, war es nicht viel mehr als unverständliches Geplapper. Tamote nahm an, daß der schwarze Zauberer mit seiner Magie dafür gesorgt hatte, daß Tamote sich mit den beiden in ihrer Sprache unterhalten konnte.
    Womit er durchaus recht hatte - nur war das nicht einmal die Absicht des Gnoms gewesen, sondern der ungewollte Nebeneffekt eines seiner Zauberkunststücke…
    Umgekehrt - was ihm erst recht nicht klar war - hatten der Gnom und Don Cristofero durch denselben Zauber die Sprache der Natchez erlernt…
    Tamote überlegte. Seine Versuche, die fremden Zauberer unschädlich zu machen, waren bisher fehlgeschlagen.
    Vielleicht war es besser, zum Schein mit ihnen zu paktieren, sie wohlgesonnen zu stimmen.
    Dafür kam ihm entgegen, daß Feuerhaar und der hellhäutige Jäger, der vorhin zum Dorf gekommen war, miteinander stritten. Nur Tamote konnte verstehen, was sie sich an Beschimpfungen an die Köpfe warfen. Seltsamerweise griffen sie dabei nicht zu den Waffen, wie es ein Krieger der hohen Klippe sicher getan hätte. Denn Worte, denen keine Tat folgt, sind nutzlos.
    Tamote ging zu Katana.
    »Sie streiten«, sagte er.
    »Ich sehe«, sagte Katana.
    »Was ist deine Meinung dazu?« fragte Tamote.
    »Ich verstehe deine Frage nicht, Schamane«, sagte Katana etwas verwundert.
    »Auf wessen Seite stehst du, Häuptling? Auf der der beiden Zauberer oder auf der des Ledermannes?«
    »Ich stehe auf der Seite der Krieger der hohen Klippe«, erwiderte Katana. »Ich warte ab, wer den Streit gewinnt. Dann überlege ich, was zu tun ist.«
    »Feuerhaar und der Schwarze sind unsere Gefangenen«, sagte Tamote. »Schützt den Ledermann das Gastrecht?«
    Der Häuptling sah den Schamanen an. »Worauf willst du hinaus?«
    Tamote erklärte es ihm.
    »Ich werde die Krieger fragen, die den Ledermann ins Lager brachten, ob er ein Gast oder ein Fremder ist«, sagte der Häuptling. Wenig später trat er wieder zu Tamote. »Noch schützt ihn das Gastrecht nicht«, erklärte er. »Er sprach mit unseren Kriegern und erkundigte sich nach Feuerhaar. Er sagte, Feuerhaar sei ein Spanier. Er sagte, er werde mich vielleicht darum bitten, ihm Feuerhaar zu schenken. Er sagte aber nicht, was er mir dafür schenken wolle. Daraufhin forderten die Krieger den Ledermann auf, ihnen zu folgen. Eine Einladung, das Lager als Gast zu betreten, erhielt er nicht.«
    »Dann nimm ihn gefangen und laß die beiden Zauberer frei.«
    »Damit sie sich sicher fühlen? Das ist ein Ränkespiel, das mir nicht gefällt. Der Ledermann hat niemandem etwas Böses angetan. Die beiden Zauberer dagegen sind verantwortlich für den Tod eines Kriegers. Oder…« Seine Stimme wurde leise, und er sah Tamote nachdenklich werdend an, »oder stimmt das etwa nicht?«
    »Ich weiß es nicht anders«, erwiderte Tamote.
    »Das ist kein Beweis.« Katana sah wieder zu den sich gegenseitig beschimpfenden Weißen hinüber. Gestern war Tamote ins Jagdlager gekommen, hatte erzählt, er sei von Feuerhaar und dem Schwarzen gefangengenommen worden, und die beiden seien Zauberer. In der Nacht war dann ein Krieger getötet worden von einem Wesen, das nicht Mensch und nicht Tier war. Zugleich hatte Tamote von einem solchen Wesen geträumt.
    Das alles deutete auf Zauberei hin.
    Es sprach gegen die beiden Fremden.
    Auch daß der dicke Mann Spanier sei, einer von denen, die einst diesen Landstrich mit Feuer und langen Messern verheerten und viele Männer, Frauen und Kinder töteten, sprach gegen ihn und seinen kleinen Begleiter. Aber nichts sprach gegen den Ledermann, den niemand kannte.
    Außer…
    Er wollte den Häuptling bitten, ihm den Mann mit dem roten Haar im Gesicht zu schenken? Das hieß, er kannte ihn und hatte ein starkes Interesse an ihm.
    Aber sie beschimpften sich gegenseitig. Was fing jemand mit einem Mann an, den er beschimpfte? Warum wollte er ihn zum Geschenk haben?
    »Ich denke darüber nach«, sagte Katana.
    Er bahnte sich einen Weg durch die Männer und trat zu dem Ledermann.
    »Wir müssen reden«, sagte er. »Folge mir.«
    ***
    Don Cristofero stutzte. Ein Indianer sprach auf deDigue ein und nahm ihn beiseite. Von einem Moment zum anderen kehrte Ruhe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher