Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0633 - Zoraks Höllenschwur

0633 - Zoraks Höllenschwur

Titel: 0633 - Zoraks Höllenschwur
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Fußball gucken? Da fällt gleich das nächste Tor…«
    »Bestimmt nicht!« behauptete Pater Ralph. »Bei dem Schiedsrichter? Der pfeift doch wieder Abseits, wo keins ist…«
    Unterdessen tauchte Mostache, der Wirt, mit einem großen Tablett auf. Er verteilte die Biergläser auf dem großen Tisch. »Mach schneller, weg da, ich kann nichts sehen!« grummelte der alte Curd. »Wer zahlt denn nun eigentlich, wenn's Zamorra nicht tut?«
    »Immer der, der fragt«, grinste Zamorra ihn fröhlich an.
    Pater Ralph räusperte sich. »Es wäre vielleicht ganz sinnvoll, wenn derjenige, der von sich behauptet, vor schon längerer Zeit der Hölle abgeschworen zu haben, einen Beweis für seine Menschenfreundlichkeit und christliche Nächstenliebe erbringt.« Dabei sah er Sid Amos an, der an der Seitenkante des Tisches saß, in inniger Umarmung mit einem Geschöpf, das man vielleicht in einem Fantasy-Film oder in einem Märchen erwartet hätte, nicht aber in einer Gaststätte im südlichen Loire-Tal.
    »Meint ihr etwa mich?« fragte der Drache Fooly entrüstet.
    »Sicher meinen sie dich«, behauptete Sid Amos, der einst als Asmodis der Fürst der Finsternis gewesen war, ehe er seine eigenen Wege zu gehen begann.
    »Nee, mein Lieber«, erklärte Mostache energisch. »Die meinen dich, Monsieur Sid Amos, Asmodis, James Bond, oder wie du alter Teufel dich gerade mal wieder zu nennen beliebst.«
    »Mich?« keuchte Amos entsetzt auf. Vorsichtshalber sah er sich erst einmal um.
    »Doch, es ist schon so, du bist gemeint«, sagte Mostache.
    »Die Welt ist schlecht, und die Menschen sind undankbar«, seufzte der Ex-Teufel. »Oft habe ich so wie jetzt das Gefühl, daß ich der einzige Gute bin. Mostache, mein Freund, weißt du nicht mehr, daß ich dir immer wieder mal ein Spezialrezept für ganz spezielle Getränke überlasse und du davon profitierst, weil niemand in weitem Umkreis in der Lage ist, dich dahingehend zu übertreffen?«
    »Soll das eine Erpressung sein?« knurrte Mostache.
    »Aber nein«, versicherte Amos händeringend. »Nur ein kleiner Hinweis auf all das Gute, das ich dir und deinen Gästen ständig tue.«
    Pater Ralph hüstelte.
    »Du verführst sie zum Alkoholmißbrauch«, stellte er fest.
    »Genuß, Paterchen. Genuß, nicht Mißbrauch. Mißbrauch wäre es, wenn ich jeden von Mostaches Gästen auffordern würde, sich exzessiv zu besaufen. Aber tue ich das? Mitnichten! Ich sitze nur ganz brav hier und schreibe Mostache bisweilen ein kleines Rezept auf. Aber nun ja, wir wissen ja schon seit dem tiefsten Mittelalter, daß die Kirche den Menschen immer ›ora et labora‹ gepredigt hat, ›bete und arbeite‹, ihnen aber jeden Genuß versagte, sondern stets nur Buße und Unterwerfung verlangte, das Lachen und die Freude verbot und…«
    »Hältst du Satansbraten jetzt vielleicht auch mal die Klappe?« fuhr Pater Ralph ihn an. »Sonst stopfe ich dir ein Kruzifix hinein! Die Kirche bietet ihren Gläubigen nach einem enthaltsamen, gottgefälligen und menschenfreundlichen Leben, das gar nicht ohne Freude sein muß, ein Leben im Paradies, in Glück und Freude und Zufriedenheit, ohne Ende bis in alle Ewigkeit! Und was bietet die Hölle für das zügellose, lasterhafte Dasein und den Genuß verbotener, vermeintlicher Freuden? Ewige Verdammnis! Schmerz und Leid, Elend immerdar.«
    »Auch die Ewigkeit hat ein Ende«, erwiderte Amos trocken. »Wenn eines Tages dieses Universum sich wieder zusammenzieht, bis es insgesamt in weniger als einer Stecknadelspitze Platz findet, endet alles - auch das Paradies. Und es wird einen ganz neuen Anfang geben, wenn gleich darauf der nächste Urknall erfolgt, der ein ganz neues, sich wiederum ausdehnendes Universum erschafft…«
    »Soll das eine Schöpfungstheorie sein?« knurrte Pater Ralph verdrossen.
    »Ooch, nöö«, winkte Amos großzügig ab. »Nur ein bißchen Wissenschaft und Wahrheit… aber damit haben es deine Vorgänger fast zweitausend Jahre lang ja nie besonders genau genommen…«
    »Schluß jetzt!« donnerte Goadec. »Führt eure Grundsatzdiskussion anderswo - hier wird Fußball geguckt! Und nichts anderes, verstanden? Wer stört, fliegt raus!«
    »Willst Du diesem Abgesandten der Hölle wirklich das Vergnügen lassen, das letzte Wort zu haben?« empörte sich Pater Ralph. »Sohn, ich muß dich tadeln!«
    »Wer das letzte Wort hat, hat noch längst nicht recht«, konterte der Weinbergpächter.
    Unterdessen bemerkte Zamorra aus dem Augenwinkel, daß Mostache die Runde doch ihm auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher