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0630 - Minotaurus aus der Hölle

0630 - Minotaurus aus der Hölle

Titel: 0630 - Minotaurus aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schaden, Eva darauf hinzuweisen, daß Nicole keine Liebesbeute, sondern bei Zamorra in sehr festen Händen war, überlegte sie.
    »Warte einen Moment«, bat sie. »Ich ziehe mir nur kurz etwas anderes an. Vielleicht haben Raffael oder Zamorra auch noch irgendwelche Sachen auf der Wunschliste, die wir gleich mit besorgen können.«
    Sie lächelte Eva zu und eilte zum Haupteingang. Ein paar Minuten später war sie schon wieder da, diesmal nicht mehr nur im Longshirt, sondern in einem knappen Top, Shorts und Sandalen. Sie wedelte mit einem Autoschlüssel und tauchte in der Garage unter, die in früheren Jahrhunderten mal ein Pferdestall gewesen war. Pferde hatten im modernen Betrieb des Châteaus nichts mehr zu suchen; sie traten eher herdenweise unter Motorhauben auf. Wenn Nicole und Zamorra ausreiten wollten, mieteten sie sich Pferde unten im Dorf.
    »Nehmen wir nicht den Cadillac?« wunderte sich Eva und stieg wieder aus dem Cabrio, in dem sie sich bereits ausgestreckt hatte.
    »Den Teufel werd' ich tun«, protestierte Nicole aus dem Halbdunkel der Garage. »Ich hab' den Wagen gerade von Hand gewaschen und poliert, und bestimmt nicht, um ihn gleich wieder staubig zu fahren!«
    Augenblicke später knallte eine Autotür, dann rangierte Nicole Zamorras BMW ins Freie. Eva ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder.
    »Außerdem ist es in diesem Wagen angenehm kühl«, fuhr Nicole fort. Sie versenkte die Fensterscheiben und ließ den Wagen vom Platz rollen, durch das Tor in der Schutzmauer, die Serpentinenstraße hinunter.
    »Ich erinnere mich, daß ich Autos fahren kann«, sagte Eva.
    »Erinnerst du dich auch, daß du mit diesem Wagen allein nach Lyon gefahren bist?« fragte Nicole.
    Das Para-Mädchen schüttelte den Kopf. »Hör auf damit, Nicole, ja? Ich mag jetzt nicht mehr darüber reden.«
    Die Französin zog die Limousine bedächtig durch die engen Kurven. Abwärts zu fahren, machte weniger Spaß, als den Berghang hinaufzupreschen. Dann vibrierte die ganze Maschine bei Vollgas.
    »Warum nehmen wir überhaupt das Auto?« fragte Eva. »In Lyon gibt es doch Regenbogenblumen, oder? Wir könnten wenigstens zwei Stunden Fahrzeit einsparen und…«
    »Wir fahren nach Roanne«, sagte Nicole. »Da gibt es auch ein paar Läden, in denen Bikinis und die Kleinigkeiten verkauft werden, die Raffael mir aufgeschrieben hat. Die schmeiß' ich lieber gleich in den Kofferraum, statt sie in Einkaufstüten durch halb Lyon zu schleppen. Übrigens sind die anderen von der Grillparty auch begeistert. Das hatten wir dieses Jahr noch überhaupt nicht. Himmel, was haben wir da unten schon wilde Feste gefeiert…«
    »Und wenn die Dorfjugend den Platz schon in Beschlag genommen hat?« erinnerte Eva an eine Bemerkung Nicoles von vorhin.
    »Dann wird die Fete nur noch etwas größer«, freute sich Nicole.
    »Dann brauchst du aber auch einen Bikini.«
    Nicole lachte. »Bestimmt nicht… wir ziehen die Jungs und Mädels einfach auch aus! Dann haben wir alle noch mehr Spaß.«
    »Du bist ganz schön verrückt, weißt du das?«
    »Ja-ha…« Aus vergnügt funkelnden Augen sah Nicole Eva an, die erschrocken zusammenzuckte. »He, wenn du weiter so verrückt fährst, landen wir eher im Krankenhaus als an der Loire!«
    Nicole riß den Wagen scharf herum, der gerade aus der Kurve driften wollte. »Hast recht, ich sollte nach vorn sehen«, seufzte sie.
    Wenig später waren sie unten an der Hauptstraße. Nicole stoppte kurz, setzte den Blinker und bog nach rechts ab.
    Direkt in die Hölle.
    ***
    Calderone beobachtete. Zwei Existenzebenen überlagerten sich, durchdrangen einander: die reale Welt und die virtuelle Realität. Calderone fühlte, wie die Magie zu wirken begann, die Stygia ihm zur Verfügung gestellt hatte.
    Wie auch immer sie das angestellt haben mochte…
    Auf jeden Fall konnte Calderone diese Magie jetzt benutzen. Das Tor in den Cyberspace stand weit offen. Und die Opfer fuhren genau hinein.
    Von einem Moment zum anderen verließen sie die Welt der Menschen, drangen ein in die elektronischen Sphären.
    Calderone lachte auf.
    Geschafft!
    Er hatte es fast nicht für möglich gehalten. Bisher war alles nur Theorie gewesen. Sicher, er hatte es immer wieder durchgerechnet und bestätigt bekommen, daß ein solcher Übergang unter genau diesen Umständen möglich sein würde. So wie damals, als er Zamorra und Tendyke in das Computerspiel geholt hatte.
    Magie und Technik, miteinander verknüpft. Die Vorbereitungen, die Unmengen an Arbeit und
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