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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
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Tür ertönten schlurfende Schritte, dann war ein Rumoren zu hören. Eine Sicherheitskette klirrte, und die Tür ging auf.
    Vor ihnen stand ein kleiner, etwa ein Meter zwanzig großer Mann mit einem großporigen Nußknackergesicht und einer behaarten Nase. Sein Schädel war dagegen spiegelglatt. Er schob den Stuhl beiseite, den er an die Tür gestellt hatte, um durch den Spion blicken zu können.
    „Guten Abend, Mr. Hunter!" sagte er mit der kultivierten Stimme eines Radiosprechers oder Schauspielers, die so gar nicht zu seiner Erscheinung paßte. „Ich habe Sie sogleich erkannt. Und Sie sind wohl Miß Zamis? Entschuldigen Sie, daß ich Sie nicht auf meinen Anblick vorbereitet habe, aber ich dachte, Mr. Hunter käme allein. Oh, Verzeihung - ich heiße Patrick Haymes."
    Dorian schüttelte dem kleinen Mann die Hand und sagte: „Es bestand kein Grund, Miß Zamis auf irgend etwas vorzubereiten, Patrick."
    „Nennen Sie mich einfach Coco, ja?" schlug Coco freundschaftlich vor, als sie den kräftigen Händedruck seiner unproportional großen Hand erwiderte.
    Dorian hatte Mortons Atelierwohnung noch gut in Erinnerung- den langen Flur mit dem messingverzierten Kleiderständer, das fünfzig Quadratmeter große Atelier, in dem Staffelei, Töpferscheibe und Mal- und Modellierutensilien in schöpferischer Unordnung herumstanden, die mit moderner Grafik buchstäblich tapezierten Wände, die kleine Küche, das Gästezimmer. Doch als er jetzt von Patrick Haymes ins Wohnzimmer geführt wurde, merkte er, daß sich seit seinem letzten Besuch etwas verändert hatte. Nicht, daß auf einmal peinlichste Ordnung geherrscht hätte; nein, diesbezüglich war alles beim alten geblieben; das Atelier hatte noch immer viel Atmosphäre, doch eine gänzlich andere.
    Dorian spürte, wie er von dem kleinen Mann beobachtet wurde, und stellte deshalb keine Frage. Haymes wollte, daß er sich erst einmal selbst ein Urteil bildete und sich äußerte.
    Als erstes stellte Dorian fest, daß an den Wänden nicht Grafiken verschiedener Avantgardekünstler hingen, sondern nur Arbeiten eines einzigen Künstlers. Dieser zeichnete ausschließlich Hände.
    Auf der Staffelei stand ein Keilrahmen. Die Leinwand war bemalt. Es handelte sich nur um einige bunte Ölkleckse. Darunter stand als Titel in Mortons Handschrift: Marias Hände mit dem inneren Auge gesehen. Überall lagen lose Zeichenblätter und Zeichenblocks verstreut herum. Auch darauf befanden sich Skizzen von Händen. Hände gefaltet, Hände mit gespreizten Fingern, Finger über eine Ebene spazierend, geballte Hände, Hände wie von einem Schattenspieler, die verschiedene Tiere oder Symbole nachahmten, Hände ein Glas haltend, Hände - Hände - Hände. Hände auch in Ton geformt. Schöne, grazile Hände. Hände, die einander kosten. Abwehrende Hände. Warnende Hände. Nicht berühren! Gefährlich! signalisierte Dorians assoziationsgeschultes Gehirn.
    Dorian machte eine alles einschließende Handbewegung.
    „Stammen diese Entwürfe alle von Tim selbst?" erkundigte er sich.
    „Ja", bestätigte der kleine Mann. „Tim hat sich in der letzten Zeit mit nichts anderem beschäftigt - außer mit seinem Studienobjekt selbst."
    „Und wessen Hände sind es?"
    „Sie gehören Maria Ramos."
    „Ist das die Frau?"
    Patrick Haymes nickte. „Sie ist eigentlich noch ein Mädchen - zumindest den Jahren nach. Geistig gleicht sie einem schwachsinnigen Kind. Und doch hat sie irgend etwas an sich - eben etwas Bestimmtes."
    Dorian ließ sich auf die Sitzbank sinken und bedeutete Coco, sich neben ihn zu setzen. Doch sie winkte ab und studierte statt dessen die Skizzen und Plastiken.
    „Erzählen Sie der Reihe nach, Patrick!" bat Dorian. „Ich mache uns inzwischen Drinks. Ich kenne mich hier aus."
    „Seien Sie nicht enttäuscht, Mr. Hunter, aber es gibt in diesem Haushalt keinen Alkohol", erklärte der kleine Mann. „Schon längst nicht mehr. Tim ist umgestiegen - auf Stäbchen."
    „Marihuana?"
    „Wenn ich das wüßte..." Haymes hob seine schmalen Schultern. „Aber Sie wollten die Geschichte der Reihe nach hören. Niemand von uns weiß genau, wann das mit Maria Ramos angefangen hat. Tim hat auch nicht darüber gesprochen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte niemand etwas von Marias Existenz erfahren. Wir merkten nur an seinem Verhalten, daß er sich verändert hatte. Und dann kam einer von den Jungen hierher, um ihm eine Botschaft zu überbringen. Er läutete Sturm, weil er wußte, daß Tim zu Hause war. Doch Tim
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