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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans
Autoren: Dämonenkiller
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mich ergreifen, doch da schaltete sich wieder Alraune ein.
    „Bitte, nicht!" rief sie verzweifelt. „Straft ihn nicht ein Leben lang, nur weil er sich einen Augenblick hat gehenlassen. Wenn jemand Schuld auf sich geladen hat, dann nur ich. Ihr werft mir vor, daß ich große Worte mache, weil ich nicht zu ihnen zu stehen brauche. Wenn ihr mir Gelegenheit gebt, das Gegenteil zu beweisen, dann will ich es tun."
    Das Interesse des Burgherrn an mir war sofort wieder erloschen. Für ihn schien auf einmal nur noch Alraune zu existieren.
    „Und wer bist du nun wirklich, schöne Unbekannte?" fragte er.
    „Eine Namenlose, die manche Gretchen nennen."
    „Ein zu simpler Name für eine exotische Blume", sagte der Burgherr - und ich fragte mich, ob er wußte, wie recht er mit seinen Worten hatte. Er nickte wie zu sich selbst und fuhr fort: „Ist es dir wirklich ernst damit, dieser irrgeleiteten Diebin dazu verhelfen, daß sie in ihrem weiteren Leben auf den rechten Weg zurückfindet?"
    „Ich möchte mich ihrer annehmen, sie pflegen und behüten", versicherte Alraune.
    „Nun - diese Möglichkeit bestünde", meinte der Burgherr lauernd. „Helene, diese Idiotin mit den Koloßbeinen, wird bei mir bleiben und auf meiner Burg leben. Du müßtest also mit uns ziehen, um in ihrer Nähe sein zu können. Aber vielleicht fühlst du dich dem Strolch an deiner Seite zu sehr verpflichtet, so daß du sein Schicksal teilen möchtest?"
    Ich wollte aufbegehren, doch Alraune schloß mir mit ihren Fingerspitzen sanft den Mund.
    „Ich fühle mich ihm so sehr verpflichtet", sagte sie und sah mich dabei mit ihren ausdrucksstarken Augen zärtlich an, „daß ich mit jedermann überallhin gehen würde, wenn ich ihm damit die Freiheit erhalten kann."
    „Alraune", flüsterte ich mit rauher Stimme. „Wir haben uns kaum gefunden, und da sollen wir uns schon wieder trennen?"
    „Du bedeutest mir so viel, daß du mir jedes Opfer wert bist", versicherte sie. „Irgendwann gibt es ein Wiedersehen, Georg."
    Es blieb mir noch Zeit, ganz kurz den Druck ihrer kalten Hand zu spüren, dann wurde ich auf Befehl des schwarzen Burgherrn abgeführt.
    Die Stadtknechte trieben mich aus Konstanz und warteten am Stadttor mit drohend aufgestellten Spießen, bis ich mich aus ihrer Sicht entfernt hatte.
    Es kostete mich große Überwindung, die Stadt zu verlassen. Ich war in großer Sorge um Alraune. Was würde nun aus ihr werden? In meiner Obhut hätte sie ein glückliches, ein vorbildliches gutes Wesen werden können. Ich wagte nicht daran zu denken, was unter dem Einfluß des grausamen Burgherrn aus ihr werden konnte. Ich mußte sie wiederfinden und davon erretten, im Morast des Bösen und der Dämonie zu versumpfen.

    Gegenwart
    New York an einem heißen Junitag in einem Taxi - das war nicht die reinste Freude. Und daß sich der Tag dem Abend zuneigte, machte die Sache auch nicht besser. Im Gegenteil; die Straßen verstopften sich zusehends mit Autos, bis sich ein endloser Lindwurm aus Blech zwischen den Wolkenkratzerschluchten dahinzog. Und Abkühlung brachte der Abend auch keine. Die Schwüle des Tages lastete noch immer über der Stadt. Auf den Gehsteigen wimmelte es von sommerlich gekleideten Menschen, die dem sich langsam dahinquälenden Autobandwurm plattfüßig davonrannten. New York an diesem heißen Juniabend bedeutete für Dorian Hunter aber nicht nur Schwitzen und mit dem Cabbie am Steuer zu fluchen. Gleichsam einer unsichtbaren, schwarzen Wolke zog Unheil am Himmel von Greenwich Village auf.
    Dorian holte zu x-ten Mal das Telegramm hervor, das ihn in London erreichte, kaum daß er von seinem Abenteuer aus der Karibik zurückgekommen war.
    Und Coco, die ihn begleitete und neben ihm im Taxi saß, sagte auch nicht zum erstenmal: „Es wird schon nicht so schlimm um Tim stehen. Der Absender des Telegramms übertreibt wahrscheinlich maßlos. Und eigentlich steht gar nichts drin, was zu ernsthafter Besorgnis Anlaß geben könnte. Warten wir ab."
    Der Taxifahrer, seiner eigenen Aussage nach ein beschäftigungsloser Opernsänger, begann wieder zu singen. Als er von Coco erfahren hatte, daß ihre Muttersprache Deutsch war, hatte er sofort zu trällern begonnen: „Schön ist das Le-heben..." und abgesehen von kurzen Unterbrechungen, in denen er über die anderen Verkehrsteilnehmer schimpfte - nicht mehr aufgehört.
    Dorian entfaltete das Telegramm.

    Mit Tim Morton geht es bergab - stop - er hat alles aufgegeben, woran früher sein Leben hing - stop - ist drauf
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