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063 - Das Rätsel der Insel

063 - Das Rätsel der Insel

Titel: 063 - Das Rätsel der Insel
Autoren: Michael J. Parrish
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sie aus den Aufzeichnung der Internationalen Raumstation wussten, würden sie dort auf weitere Zivilisationen stoßen. Gerade an den Rändern des Kratersees wimmelte es von Leben. Welches Leben das aber war und ob es irgendwelchen Zwecken diente, wusste niemand. Diese Expedition sollte Klarheit bringen…
    Aruula, Matthew Drax' Gefährtin auf dieser und vielen anderen gefahrvollen Reisen, kauerte auf dem mittleren der hintereinander angeordneten Sitze, hatte die Beine an sich gezogen und den Kopf auf die Seitenlehne gelegt.
    Sie schien zu schlafen, aber dem war nicht so. Matt wusste nur zu gut, was ihr fehlte.
    Aruula, deren Volk durch eine Laune der entarteten Natur mit telepathischen Fähigkeiten ausgestattet war, hatte diese im Zuge eines verhängnisvollen Experiments in El'ay verloren. Dieser Umstand machte der jungen Frau schwer zu schaffen und ließ sie bisweilen in regelrechte Depressionen versinken. Es musste dem Gefühl gleichkommen, plötzlich sein Gehör zu verlieren.
    Matt drehte so weit es ging den Kopf der jungen Frau zu.
    »Schläfst du?«, fragte er, um überhaupt etwas zu sagen.
    Sie hob ein wenig ihr Haupt, und unter einem Vorhang aus wirrem, pechschwarzen Haar lugten traurige Augen hervor.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte Aruula leise.
    »Wie geht es dir?«, erkundigte sich Matt, die Zurückweisung ignorierend. Er kannte Aruula zu gut, um nicht zu wissen, dass sie in Wahrheit Gesellschaft bitter nötig hatte.
    »Wie es mir geht?« Die Barbarin lachte freudlos. »Wie würde es dir gehen, wenn du in einem dunklen Raum eingeschlossen wärst, der weder Fenster noch eine Tür hat, die nach draußen führt? Wenn du nichts mehr sehen könntest und nichts mehr hören und das Gefühl hättest, dass dich der Schlund des Totenvogels verschlungen hat?«
    Matt ahnte, dass sie in ihrer Niedergeschlagenheit maßlos übertrieb. Aber ihr das vorzuwerfen, hätte es nur noch schlimmer gemacht. »Gib nicht auf!«, sagte er deshalb. »Ich bin sicher, dass es bald besser wird.« Matt sah im Rückspiegel ihr Gesicht, und es war eine der wenigen Gelegenheiten, in denen er Tränen in ihren Augen erkannte.
    Aruula war eine hartgesottene Kämpferin. Sie war bei einem Nomadenstamm aufgewachsen und hatte schon früh lernen müssen, ums Überleben zu kämpfen. Sie hatte mit blanker Klinge gegen mutierte Riesenratten gekämpft und Matt schon manches Mal die Haut gerettet.
    In diesem Moment aber erschien sie ihm hilflos und verletzlich wie ein kleines Mädchen. Vor allem nachdem sie in Portland die Gruppe in eine Gefahr gebracht hatte, die sie mit ihrem Lauschsinn rechtzeitig hätte erkennen können.
    In diesem Moment erscholl Aikos Stimme. »Land! Ich sehe Land…!«
    Der Cyborg deutete nach Nord-Nordwest. Matt konnte mit den Augen eines Normalsterblichen noch nicht erkennen, was Aikos bionische Sinne bereits wahrnahmen. Er setzte die Sonnenbrille ab, die sie alle wegen der drohenden Schneeblindheit trugen, kramte das Fernglas hervor und warf einen Blick hindurch.
    Tatsächlich. Aus der endlos scheinenden, von Eis überzogenen Ebene erhob sich ein Berg, bei dem es sich ganz offenbar um die Küste einer Insel handelte.
    Matt rief sich das Kartenmaterial ins Gedächtnis, das er eingehend stud iert hatte, und kam zu dem Schluss, dass es eine der Königin-Charlotte-Inseln sein musste - jene Inselgruppe, die rund hundertfünfzig Meilen nordwestlich von Vancouver Island lag. Was bedeutete, dass sich der Eissegler exakt auf Parallelkurs zur Küste befand…
    Die Brise frischte auf und blähte das Segel des Gefährts, beschleunigte seine Fahrt über das meterdicke Eis. Die Reise über den See konnte tückisch sein - immer wieder öffneten sich überraschend Spalten, manche davon so groß, dass sie den Segler verschlingen konnten.
    Bisweilen waren Matt und seine Begleiter gezwungen gewesen, Umwege von mehreren Stunden in Kauf zu nehmen, um solche Gefahrenfelder zu umgehen - der Weg zur Insel jedoch schien frei zu sein. Kein Hindernis stellte sich ihnen in den Weg, und so kamen sie dem Eiland rasch näher, zeichneten sich seine Konturen immer deutlicher am Horizont ab.
    Als Matt erneut durch den Feldstecher blickte und eine stärkere Vergrößerung wählte, erlebte er jedoch eine Überraschung.
    Die Insel war nicht sehr groß, schien nur aus einem einzigen Berg zu bestehen, der sich aus der schimmernden Fläche des Eises erhob. Es konnte sich also nicht um die Königin-Charlotte-Inseln handeln.
    Doch das war nicht die einzige Überraschung,
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