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0629 - Attacke der Werwölfe

0629 - Attacke der Werwölfe

Titel: 0629 - Attacke der Werwölfe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er durchs Fenster geflohen war. Mit einem weiten Sprung durchs Glas nach draußen. Er glaubte auch weitere Schüsse zu hören, die Brendon ihm nachgejagt hatte. Er war wohl bis zum Wagen getaumelt, war eingestiegen. Und die verdammte Karre sprang an und brachte ihn aus dem Dorf.
    Irgendwohin.
    Bis sie endlich doch stehenblieb und der Motor sich nicht noch einmal starten ließ.
    Und Antony Grissom blieb in der Dunkelheit allein, in der Einsamkeit.
    Aber er lebte.
    Noch.
    Was sollte er jetzt tun?
    Sterben! Sie wollen alle, daß du stirbst!
    Er brauchte Hilfe. Aber an wen sollte er sich wenden?
    Er vertraute niemandem mehr.
    ***
    »Warum erzählen Sie das ausgerechnet mir?« fragte Professor Zamorra.
    »Weil ich Ihnen vertraue«, sagte Cosima Cordona. »Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern. Wahrscheinlich nicht. Aber ich lebte in den USA, als Sie an der Harvard University unterrichteten. Ich habe etliche Ihrer Vorlesungen belegt, dann aber doch darauf verzichtet, mich ernsthafter mit der Parapsychologie zu befassen.«
    »Es ist schon sehr lange her, daß ich Harvard-Dozent war«, sagte Zamorra. »Sehr länge. Sie sehen etwas zu jung aus, als daß Sie damals im Hörsaal gewesen sein könnten.«
    »Wollen Sie meinen Paß sehen, Professor?« fragte Cordona. »Sie sehen auch etwas zu jung aus, als daß Sie damals schon am Rednerpult gestanden haben könnten. Ich bitte Sie, uns zu helfen. Sie sind doch auf solche Dinge spezialisiert.«
    »Ich bin Parapsychologe, kein Großwildjäger«, sagte Zamorra.
    »Kommen Sie, Professor, versuchen Sie keine Spielchen. Sie sind ein Dämonenjäger. Ich habe ein wenig im Internet herumgeforscht. Sie sind nicht nur Wissenschaftler. Das zeichnete sich damals schon ab. Also, helfen Sie uns oder nicht?«
    Zamorra lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Er betrachtete die Frau eingehend, die ihm gegenübersaß. Sie sah aus wie eine 30jährige, mußte aber wenigstens anderthalb Jahrzehnte älter sein.
    Für ihn selbst spielte das Alter keine Rolle. Er war, wie seine Gefährtin Nicole Duval, ein Auserwählter und schon immer viel langsamer gealtert als andere Menschen, und seit er vor gut 17 Jahren vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatte, alterte er überhaupt nicht mehr. Er sah immer noch aus wie ein Enddreißiger…
    Aber er konnte sich nicht vorstellen, daß diese Frau ebenfalls eine Auserwählte war. Der Kreis der Auserwählten war sehr, sehr klein. Wenn sie gesagt hätte, eine seiner späteren Gastvorlesungen gehört zu haben, oder an der Sorbonne studiert zu haben, an der er heute noch hin und wieder tätig wurde, hätte er ihr einfacher glauben können.
    Aber sie log nicht. Das spürte er.
    Sie saßen im Flughafenrestaurant von Lyon. Hier hatte Cosima Cordona einen Zwischenstop eingelegt, eigens, um ihn zu treffen. Ihr Begleiter war mitsamt dem Gepäck nach London weitergeflogen; sie wollte ihm folgen.
    Wenn sie mit Zamorra gesprochen hatte.
    Sie hatte ihm eine dringliche E-mail geschickt. Also war Zamorra nach Lyon gekommen. Es gab zwar eine Menge anderer Dinge, die er derzeit zu erledigen hatte, aber der Text der elektronischen Post hatte ihn neugierig gemacht.
    »Internet, soso«, murmelte er. Natürlich gab er seine wissenschaftlichen Arbeiten auch ins Netz, aber seine E-mail-Adresse aufzuspüren, war trotzdem nicht ganz so einfach, da er sie nicht mit den Artikeln über parapsychische und magische Phänomene veröffentlichte; er wollte vermeiden, von Mail-Bomben blockiert zu werden. Nicht jeder Kollege war mit seiner Sicht der Dinge einverstanden, und viele, die eher zufällig auf die entsprechenden Webseiten gelangten, hielten alles für Humbug und Scharlatanerie, um dann ihre Meinungen entsprechend drastisch kundzutun.
    »Im Internet steht aber nicht, daß ich Werwölfe jage«, fuhr er ruhig fort.
    »Für die Schwachköpfe sicher nicht. Aber ich kenne Ihre Arbeiten, und ich kann mir einiges zusammenreimen. Ich habe genug über Sie gehört und gelesen. Außerdem sagt mir die Tatsache genug, daß Sie nicht längst aufgestanden und gegangen sind. Statt dessen haben Sie mir sehr aufmerksam zugehört. Ich bitte Sie noch einmal: Helfen Sie uns! Mir und vor allem meinem Freund Antony Grissom.«
    Wenn es stimmte, was sie Zamorra eben erzählt hatte, hatte dieser Antony Grissom sie aus England angerufen und ihr erzählt, er sei von einer ganzen Horde Wolfsmenschen überfallen und dann noch von einem Arzt angeschossen worden.
    Eine verrückte Story.
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