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0629 - Attacke der Werwölfe

0629 - Attacke der Werwölfe

Titel: 0629 - Attacke der Werwölfe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verschließen. Und das Innere des Wagens war ohnehin versaut.
    Das Äußere auch…
    Ein paar Glassplitter von der Frontscheibe, die anfangs auf dem Armaturenbrett und dann auf Grissoms Hose gelegen hatten, hatten sich inzwischen auch auf den Fahrersitz verteilt. Er scheute davor zurück, sie einzeln aufzupicken oder wegzustreifen; er wollte sich nicht noch weitere Verletzungen zuziehen. Statt dessen nahm er eine Matte aus dem hinteren Fußraum und legte sie auf den Sitz. Dann startete er den Motor wieder.
    Er orgelte und bockte schlimmer als zuvor.
    Kam dann und lief wieder rund. Aber als Grissom den ersten Gang einlegte und langsam losfuhr, begann die Maschine wieder unruhig zu werden.
    Mit etwas Glück war es nur die Zündung; höchstwahrscheinlich aber ein kapitaler Motorschaden. Der Ro 80 war ein eleganter, großer Wagen, der vom windschnittigen Styling wie auch von der Technologie einst seiner Zeit weit voraus gewesen war, aber der Kreiskolbenmotor war der große Schwachpunkt. Grissom entsann sich, was im Herkunftsland Germany über die große Limousine gelästert worden war - angeblich begrüßten sich Ro 80-Fahrer mit erhobenen Fingern; die Anzahl der Finger sollte die Zahl der Austauschmotoren darstellen…
    Andererseits waren die Kreiskolbenmotoren des genialen Erfinders Felix Wankel relativ leicht zu reparieren. Keine Ventile, keine Steuerkette, keine Nockenwelle. Was es nicht gibt, kann auch nicht kaputtgehen. Mit dem wichtigsten Werkzeug, dem 55er Ringschlüssel winkend, hatte Cosima einmal gesagt, selbst ein Laie könne den Motor reparieren und der Einfachheit der Konstruktion wegen weder aus Versehen noch absichtlich etwas falsch machen. Aber Grissom besaß nicht das geringste technische Talent; einen Nagel in die Wand schlagen war das Äußerste, was er sich zumutete.
    Wenn der Motor tatsächlich zum Problem wurde, hätte sich Cosima wahrscheinlich überall selbst helfen können. Er dagegen nicht.
    Er hoffte, daß er wenigstens noch bis zum nächsten Ort kam.
    Oder zu einer Telefonzelle, von der aus er einen Notruf tätigen konnte.
    Nur nicht wieder zurück in die Stadt.
    Als er an die unheimliche Verwandlung der beiden Polizisten dachte, sprang ihn das Grauen wieder an wie ein wildes Tier.
    In was für einen Alptraum war er geraten?
    ***
    Nach einer Weile erreichte er die nächste Ortschaft. Longdown, verriet ein Schild den Namen. Eine Ansammlung relativ weniger Häuser. Zweimal wäre ihm der Motor bis dahin beinahe abgestorben. Deshalb war er ja auch durch Exeter gefahren, statt die City über Autobahn und Schnellstraße zu umfahren. Er hatte gedacht, besser mitten im Ort liegenbleiben als irgendwo draußen auf der Autobahn oder fernab jeder Notrufmöglichkeit.
    Woher hätte er wissen sollen, was ihn in der Stadt erwartete? Er war zweimal falsch abgebogen und dann in jene schmale Straße geraten… und jetzt auf völlig falschem Kurs. Er hatte eigentlich weiter nach Süden gewollt.
    Aber nun war er hier, in Longdown.
    In der Ortsmitte stellte Grissom den Ro 80 schließlich ab und stieg aus. Gab es hier einen Arzt?
    Hinter den Fenstern dreier Häuser brannte noch Licht. Grissom gab sich einen Ruck und näherte sich dem ersten Haus. Als er das Grundstück betrat, schlug ein Hund an. Unwillkürlich zuckte Grissom zusammen. Hunde und Wölfe, das war es, was ihm jetzt gerade noch fehlte!
    Hoffentlich lief das Biest nicht frei herum…
    Noch ehe er die Haustür erreichte, wurde sie von drinnen geöffnet. Eine Schrotflinte wies direkt auf Grissom. Licht flammte auf.
    »Ach du gute Güte«, sagte der Mann mit der Schrotflinte dann. »Sie sind ja verletzt. Kommen Sie herein. Wie ist denn das passiert?«
    »Ich brauche einen Arzt«, sagte Grissom. »Gibt es hier einen? Und wo?«
    »Ich bin Arzt«, erwiderte der Bewaffnete. »Bei mir sind Sie goldrichtig. Na los, kommen Sie schon.«
    Konnte es einen solchen Zufall geben? In Grissom erwachte Mißtrauen. War es schon verrückt, von Wolfsmenschen angefallen zu werden, so war es noch verrückter, gleich hinter der ersten Haustür einen Arzt zu finden!
    Er betrachtete den Mann eingehend. Er war untersetzt, und sein Gesicht wurde von einem gewaltigen Bart überwuchert, der nur Nase, Augen und Mund freigab. Auch die Handrücken des Mannes waren stark behaart.
    »Ja, was denn nun? Wollen Sie sich behandeln lassen oder warten, bis Ihnen Efeu um die Füße rankt?« fragte der Bärtige. »In dem Fall kann ich Ihnen Unkrautvernichtungsmittel verkaufen. Mir gehört
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