Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0628 - Der Sturmteufel

0628 - Der Sturmteufel

Titel: 0628 - Der Sturmteufel
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
verdeckt und verkapselt. Rolls-Royce hätte ein größeres Auto um diesen Motor herum bauen sollen.«
    »Machen sie vielleicht - wenn in 20 oder 25 Jahren das Nachfolgermodell kommt«, vermutete Professor Zamorra.
    Er hatte es sich im großzügigen Fond bequem gemacht. Da gab's ein zweites Telefon, Fax, einen TV-Monitor, Videorecorder und ein paar weitere unnötige Kleinigkeiten wie Computer und Modem für Datenfernübertragung und E-Mail. Nur war bis auf das zweite Telefon diese Technik im Moment abgeschaltet.
    »Brauche ich eigentlich gar nicht«, hatte Ted erklärt. »Aber einer meiner Freunde, ein Buchverleger und Besitzer einer Videokette im Ruhrgebiet, pflegt regelmäßig über BMW und Rolls-Royce zu meckern und hat sich einen Mercedes 600 mit allem möglichen und unmöglichen Schnickschnack gekauft, um sich darin chauffieren zu lassen. Ich habe in meinem Rollie noch ein bißchen mehr Schnickschnack drin, daß er blaß vor Neid wird.«
    »Männer!« seufzte Nicole Duval, Zamorras Lebensgefährtin, die sich vorn auf dem Beifahrersitz ausstreckte und am liebsten mit Ted den Platz gewechselt hätte. »Ihr definiert euch wohl nur über eure Autos, wie?«
    »Mußt du gerade sagen«, grinste Ted. »Heckflossen-Cadillac fahren und…«
    »Das ist ja auch was ganz anderes!« protestierte sie energisch. »Das ist ein Oldtimer, ein Liebhaberstück, und hat mit Imponiergehabe nichts zu tun!«
    »Aber wehe, der laue Sommerwind wagt es, ein Staubkörnchen auf den Lack zu pusten«, grinste Zamorra aus dem Hintergrund.
    »Na warte!« fauchte sie. »Komm du mir nach Hause…«
    Zamorra grinste.
    »Wenn Ted die Technik hier hinten einschaltet, damit ich mir ein paar unanständige Videos ansehen kann, kannst du lange drauf warten, dann richte ich mich hier häuslich ein. Fanpost bitte an das Kennzeichen dieses Wagens adressieren…«
    »Blöder Hund«, murmelte Nicole.
    »Beleidige nicht das Schimpfwort!« warnte Zamorra. »Es hat einen Vergleich mit mir nicht verdient!«
    Sie seufzte, beschloß, ihren geliebten Gefährten für eine Weile zu ignorieren und wandte sich wieder Ted zu. »Sag mal, wie schnell ist dieses Schlachtschiff eigentlich?«
    »Auf Autobahnen 130, auf Landstraßen 110, in Ortschaften 50…«
    »Blödsinn!« fuhr sie ihn an. »Seid ihr Männer eigentlich alle so doof, oder tut ihr nur so? Ich meine nicht die Geschwindigkeitsbegrenzungen, sondern die erreichbare Höchstgeschwindigkeit dieses Wagens!«
    »Meinst du die illegal erreichbare Höchstgeschwindigkeit? Keine Ahnung, aber ich schätze mal, daß vor 250 noch lange nicht Schluß ist. Mit der Urgemütsruhe ist es bei Rolls-Royce vorbei, seit BMW die Motörchen liefert. Ich schätze mal, daß der Rollie noch ein bißchen schneller läuft als der BMW 750, aber eher deshalb, weil bei dem die Maschine bei Tempo 250 abgedrosselt wird. Hier nicht…«
    »Aber der Siebener ist wesentlich leichter.«
    »Wenn er nicht abgeriegelt wäre, würde er wohl locker über 300 marschieren. Aber wer braucht das schon? Nicht mal auf den deutschen Autobahnen kannst du das Tempo effektiv nutzen. Und überall sonst ist zwischen 100 und 130 irgendwo Schluß. Und meistens landest du nach ein paar Kilometern eh in irgendeinem Stau, weil ein LKW oder ein unnötiger Golf oder 190er mit Tempo 95 einen Kollegen überholen muß, der 94 fährt… was soll's also? Mich interessiert die Ruhe und die gewaltige Kraft aus dem großen Hubraum. Mit einem Auto wie diesem muß man nicht rasen, um anderen zu beweisen, wie toll man ist und was man für ein tolles, rasantes Kleinwägelchen hat. Man weiß einfach, daß die Power da ist, und das reicht völlig. Auf 100 Kilometer Autobahn beträgt die effektive Differenz zwischen Tempo 100 und 130 gerade mal fünf Minuten, wenn's gut läuft.«
    »Ich sag's ja«, seufzte Nicole. »Ihr Männer beweist euch nur über eure Autos. Die einen so, die anderen so.«
    Ted grinste in den Rückspiegel, und Zamorra grinste via Rückspiegel zurück.
    Im Grunde waren sie alle drei Fans großer und schneller Autos. Ted fuhr schon seit mehr als einem Jahrzehnt Rolls-Royce, obgleich ein so großer Wagen gerade in seiner Wahlheimat Italien, speziell in Rom, einfach unvernünftig war. Aber der Reporter, der das Glück gehabt hatte, schon zu Anfang seiner Karriere den Grundstein für sein beachtlich angewachsenes Vermögen legen zu können, und der jetzt nur noch arbeitete, wenn ihn ein Thema ganz besonders interessierte und persönlich berührte, sah nicht ein, warum er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher