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062 - Das Moerderspiel

062 - Das Moerderspiel

Titel: 062 - Das Moerderspiel
Autoren: Andre Caroff
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ehrlich zu sein“, sagte Berger etwas ungeduldig. „weiß ich nicht, worauf Sie hinauswollen, Professor. Wenn das Kind stirbt, so stirbt auch das Gehirn. Menschlich gesehen, ist das traurig. Medizinisch gesehen ist es uninteressant. Ist das die Antwort, die Sie wollen?“
    Tauern lehnte sich bequem in seinen Fauteuil. „Ich persönlich habe es stets als Verschwendung betrachtet, daß ein solches Gehirn nicht irgendwie verwendet werden kann. In Paris, zu einer Zeit, als die Organkonservierung noch nichts als Utopie war, habe ich bereits an einem geheimen Verfahren gearbeitet, nach dem es möglich war, das Gehirn eines verstorbenen Kindes zu konservieren.“
    „Das reicht also bereits zwanzig Jahre zurück?“ fragte Jensen, den Elisabeths Beine entschieden faszinierten.
    „Sie sagen es.“
    „Und ist es Ihnen gelungen?“ fragte Piwnjew.
    „Ja, nach vielen Rückschlägen und Versuchen. Aber schließlich durfte ich feststellen, daß alle meine Hoffnungen in Erfüllung gegangen waren, als Saturn das erste Jahr in einer Nährlösung überdauert hatte. Saturn war das Gehirn eines Kindes, das mit fünf Wochen gestorben war.“
    „Das haben wir verstanden“, sagte Montanelli sarkastisch.
    Tauern warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Würden Sie es immer noch verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß Saturn bei bestem Wohlbefinden ist?“
    „Wollen Sie andeuten, daß es Ihnen gelungen ist, ein menschliches Gehirn zwanzig Jahre lang am Leben zu erhalten?“ warf Misubishi ein.
    Tauerns Augen leuchteten triumphierend. „Ich habe es nicht nur am Leben erhalten, sondern ich habe es sogar großgezogen!“
    „Das ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, Professor“, wandte Elisabeth ein. „Sagen wir, Sie haben ihm geholfen, sich bis zu einer Größe zu entwickeln, die der des Gehirn eines Erwachsenen entspricht.“
    Tauern schüttelte entschieden den Kopf. „Der Ausdruck stimmt, Mademoiselle. Saturn spricht vier Sprachen ohne Akzent, er liest, er schreibt und besitzt nahezu alle meine eigenen Kenntnisse.“
    „Teufel!“ rief Cramer. „Das soll wohl ein Witz sein!“
    „Ein Spaziergang auf dem Mond war vor kurzem auch ein solcher“, sagte Tauern giftig. „Nein, es ist mein voller Ernst. Saturn war ein wunderbar gelehriger Schüler, weil ihm jedes Element der Ablenkung fehlte. Das erklärt auch, wieso ich ihm in zwanzig Jahren all das beibringen konnte, wozu ich ein Leben lang gebraucht habe. Natürlich werden Sie fragen, wie ich mit einem Gehirn in einer Nährflüssigkeit Kommunikation aufnehmen kann. Das alles werde ich Ihnen morgen in meinen Laboratorien zeigen. Glauben Sie mir, ein Mann in meinem Alter findet keinen Geschmack mehr an einem primitiven Ulk.“
    „Können wir Saturn wenigstens sehen, Doktor?“ fragte Berger.
    Tauern senkte den Kopf. „Letzten Juli hat ein verirrter Bergsteiger an die Tür dieses Hauses geklopft. Er war erschöpft. Ich ließ ihn ein, gab ihm zu essen und ließ ihn ausruhen. Dann, in dem Moment, als ich dachte, daß er sich wieder erholt hätte, bekam er einen Herzanfall und starb. Ich hätte die Polizei verständigen sollen, aber ich tat nichts dergleichen. Unten ist er als vermißt gemeldet …“
    Als er schwieg, fragte Elisabeth: „Und was geschah mit der Leiche?“
    Tauern blickte ins Leere. „Sie werden mich für verrückt halten, Mademoiselle, aber ich habe die Leiche konserviert. Dann habe ich damit Saturn einen Körper gegeben.
    Berger, Sie baten mich vorhin, Ihnen Saturn zu zeigen; Sie haben ihn seit Ihrer Ankunft vor Ihren Augen.“
    Berger blickte um sich. „Wollen Sie sagen, daß einer dieser Männer Saturn ist?“
    „Ja, Professor!“ rief Tauern. „Sie haben mit ihm gesprochen, er hat Ihnen geantwortet! Er ist hier unter uns, hier ist mein Roboter. Nun, meine Herren, ist das nicht tatsächlich unglaublich?“
    Cramer, Mitsubishi, Piwnjew, Jensen und Montanelli sahen einander an und sagten unisono: „Na, ich bin es jedenfalls nicht.“
    Berger erhob sich. „Tauern“, sagte er trocken. „ich gehe augenblicklich. Ich nehme an, die Einsamkeit hat Sie den Verstand verlieren lassen. Wollen Sie bitte nach Seefeld telefonieren, daß man ein Taxi schickt?“
    Tauern erhob sich ebenfalls und nahm Berger am Arm. „Berger, Ihre Reaktion erstaunt mich nicht. Aber tun Sie mir den einen Gefallen und hören Sie mich erst an. Sie müssen dem Angeklagten doch ein Wort der Verteidigung zugestehen, oder?“
    Berger nahm Platz. Tauern blieb stehen und sagte sehr ruhig:
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