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0610 - Pilgerflug nach Terra

Titel: 0610 - Pilgerflug nach Terra
Autoren: Unbekannt
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„Willst du lieber mit deiner Mutter nach Afrika, oder mit mir nach Europa fliegen, Phil?"
    Der Junge zuckte die Schultern und blickte unentschlossen von einem zum anderen.
    „Ich weiß nicht. Ich möchte so gerne eure Heimat kennenlernen. Aber ich kann mich nicht entscheiden. Am liebsten möchte ich an beiden Orten gleichzeitig sein..."
     
    *
     
    Kaze Kazzalo hatte in Südafrika eine neue Heimat gefunden.
    Er hatte mit der Pension, die ihm die Solare Flotte zahlte, ein herrliches Auskommen. Und er war nach der Pensionierung klug genug gewesen, sich nicht auf einer dieser Rentnerwelten anzusiedeln, sondern auf der Erde zu bleiben.
    Er fühlte sich nie einsam. Denn er hatte in Johannesburg einige ehemalige Flottenmitglieder um sich gesammelt und den Veteranenklub „Partisan" gegründet.
    Fast jeden Tag fand man sich dort ein. um über die alten Zeiten zu reden, über die momentane Disziplinlosigkeit der Flotte zu schimpfen und über die solare Politik zu lästern. Das alles war nicht besonders ernst gemeint; es gehörte ganz einfach zu den Veteranen, vom „Goldenen Zeitalter" zu schwärmen, als sie noch selbst aktiv waren.
    In letzter Zeit sprach man im Klub nur über ein Thema: das Heimweh. Es wurde nicht so kraß ausgedrückt, aber unterschwellig sickerte bei allen durch, daß sie sich irgendwie zur Heimat ihrer Väter gezogen fühlten.
    Kaze Kazzalos Vater war ein Eskimo, der seinen Plastik-Iglu noch auf Grönland stehen hatte und in den Eisbär- und Robbenreservaten auf die Jagd gegangen war.
    „Wenn ich daran denke, welches abenteuerliche Leben mein Vater geführt hat, werde ich wehmütig", sagte Kazzalo. Er war bereits 147 Jahre, aber immer noch rüstig und voller Tatendrang.
    „Ich möchte nach Grönland. Und ich werde hinfahren."
    Zuerst war das nur so ein Gedanke, aber dann wurde es zur fixen Idee. Andere Veteranen äußerten ähnliche Wünsche wie er.
    Huin Lin Foreman war der Sohn eines Amerikaners und einer Eurasierin; er wollte die Chinesische Mauer besuchen. Cheek Tahomey hatte noch Spuren indianischen Blutes in den Adern; ihn zog es in die Prärien, wo seine Vorfahren Büffel gejagt hatten, ungeachtet dessen, daß es auf dem nordamerikanischen Kontinent kaum mehr Prärien gab, außer vielleicht in den Naturschutzgebieten.
    Fedor Grabovsky zog es in den Balkan, Fritz Steiner träumte von dem Kibbuz, aus dem seine Eltern stammten.
    „Ihr redet nur, aber ich werde handeln", versicherte Kaze Kazzalo und machte sich auf den Weg zum nächsten Reisebüro.
    „Tut mir leid". teilte ihm der Angestellte des Reisebüros bedauernd mit... Aber für die nächsten vierzehn Tage sind alle Stratosphärenflüge ausgebucht. Und nicht nur die Flüge nach Grönland. Egal wohin Sie wollen, alle Flüge sind ausgebucht.
    „Dann werde ich eben die Transmitter benützen", sagte Kazzalo spontan. „Das ist zwar wesentlich teurer, aber das soll es mir wert sein. Wenn ich es mir recht überlege, ist das sogar eine ausgezeichnete Idee. Ich könnte praktisch in Null-Zeit an meinem Ziel sein. Die Mehrkosten kümmern mich nicht."
    Der Angestellte lächelte.
    „Dieselben Überlegungen haben auch schon andere Leute angestellt. Und darum sind sämtliche öffentliche Transmitter total überlastet. Keine Chance, vor drei Wochen an irgendeinen Punkt der Erde abgestrahlt zu werden. Es scheint, als sei die gesamte Menschheit von einer Reisewut befallen. Jeder hat plötzlich den Wandertrieb."
    „Aber was soll ich dann machen", sagte Kazzalo niedergeschlagen. „Ich muß nach Grönland."
    „Ich gebe Ihnen einen Tip", sagte der Angestellte vertraulich.
    „Die Fluglinien und die anderen öffentlichen Verkehrsmittel sind ohnehin nicht verläßlich. In spätestens einer Woche finden Sie keinen Piloten mehr, der Sie irgendwohin fliegt. Diese Leute wollen selbst einmal ausspannen und vielleicht ihre Geburtsstätte oder die Heimat ihrer Vorväter besuchen. Morgen bin ich auch nicht mehr hier. Ich sehe mich in Sibirien um und werde nach Jahren wieder einmal das Grab meiner Mutter besuchen."
    „Welchen Tip haben Sie", sagte Kazzalo ungeduldig.
    „Können Sie fliegen, ich meine, können Sie ein Fluggefährt selbst steuern?" fragte der Angestellte, „Ich war bei der Flotte."
    „Etwas Ähnliches habe ich mir gedacht. Dann ist es die einfachste Sache von der Welt. Mieten Sie sich einen fliegenden Untersatz und fliegen Sie selbst an Ihr Ziel. Für die Vermietung von Flugzeugen werden zwar Wucherpreise verlangt, aber ..."
    „Das ist mir die
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