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0607 - Piraten der Hölle

0607 - Piraten der Hölle

Titel: 0607 - Piraten der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Euer Glück, Capitano, daß er nicht mehr mein König ist! Eviva Espana! Aber dennoch… es sind keine Bukanier. Die schießen nicht über solche Distanz!«
    Und sie waren auch niemals so schnell, besonders nicht gegen den Wind!
    »Woher, bei Neptuns Dreizack, wollt Ihr das wissen?«
    Wieder lachte der Klabautermann.
    Schrill und durchdringend.
    Der Bärtige fand dies faszinierend.
    Weniger allerdings, daß der nächste Schuß der Piraten, schon aus großer Nähe abgefeuert, das bereits schwer schrägliegende Schiff an der Wasserlinie erwischte und dort aufriß.
    »Die machen mich noch ärgerlich«, erklärte der Rothaarige jetzt grimmig. »Das werden sie bereuen!«
    Er griff zum Degen und sah sich nach den Musketieren um.
    »Alle unter mein Kommando!« schrie er ihnen zu. »Die Waffen laden und auf meinen Befehl hin abfeuern!«
    Unwahrscheinlich schnell war das Piratenschiff nun herangekommen, mit voll geblähten Segeln gegen den Wind!
    An der Reling standen sie, die blassen Gestalten in ihrer zerlumpten Kleidung, die Säbel, Enterhaken und Messer in den Händen.
    »Ihr seid wahnsinnig!« keuchte Vargaz. »Wir können nicht kämpfen! Wir können nur - uns ergeben! Und allerhöchstens noch um Gnade bitten!«
    »Wenn Ihr so denkt, Capitano, entziehe ich Euch hiermit das Kommando über dieses Schiff«, fuhr der Bärtige ihn an. »Ein Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego ergibt sich nicht - niemals!«
    »In der Tat«, flüsterte Vargaz und begann zu beten. »Er ist wahnsinnig…«
    Da war das Piratenschiff bereits heran.
    Und die unheimlichen, blassen Gestalten kamen an Bord…
    ***
    Das Wasser schoß in den Schiffsrumpf. Jedesmal, wenn die MADONNA DE LOS ANGELES sich weiter neigte, kam ein neuerlicher Schwall herein, strömte schäumend und gischtend über die angeketteten Sklaven.
    Es schien, als könne sich das Schiff überhaupt nicht mehr wieder aufrichten. Seine Lage wechselte nur noch Zwischen schräg und sehr schräg.
    Die Angeketteten keuchten und schrien. Soweit es ihnen möglich war, richtetet sie sich auf, um die Köpfe über Wasser zu halten. Über diesem tödlichen Wasser, dessen Salz in ihre schwärenden, entzündeten Wunden biß und, wenn sie schlucken mußten, durch ihre Kehlen kroch und durstig machte. Und das ihnen den Atem nahm, wenn sie den Kopf nicht mehr über die Wasserlinie bringen konnten.
    Sie halfen einander, zerrten jene hoch, die schon zu schwach waren, um sich aus eigener Kraft zu erheben.
    Aber die verfluchten Ketten waren kurz, und viele von ihnen sanken zurück ins steigende Wasser, sie ertranken in verzweifeltem Kampf.
    Die anderen verfluchten den Zauberer.
    Er sang immer noch, aber jetzt als einziger.
    Er lenkte den Tod, der allen zuflüsterte, ihr bester Freund zu sein.
    Aber sie hatten doch nicht sterben wollen! Die Weißen sollten sterben, und das, was der Zauberer rief, hatte ihnen die Freiheit bringen sollen!
    Sie schrien, und mit ihrem Geschrei versuchten sie den fortwährenden Gesang des Zauberers zu übertönen. Dem Gesang des Zauberers, dem sie vertraut hatten.
    Nur hatte er ihr Vertrauen mißbraucht, er hatte den Tod nicht nur zu den verhaßten Weißen gerufen, sondern auch zu ihnen selbst!
    Es half nicht mehr…
    Der Zauberer sang noch, während das Wasser an ihm selbst emporstieg.
    Er sang noch, als es ihm bereits den Atem nahm.
    Und er sang, als es ihn bereits bedeckte. Die mörderische Magie endete nicht…
    ***
    Es glich einem Tanz.
    Einem Totentanz der unheimlichen Gestalten, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit über das Deck des Schiffes bewegten.
    Hier durchschnitt ein Dolch die Kehle eines Matrosen, dort spaltete ein Enterbeil einen Schädel.
    Die Musketen krachten, die Kugeln schlugen in die Leiber der Piraten…
    Doch diese bewegten sich weiter mit mörderischer Kraft und töteten, was ihnen vor die Klingen kam.
    Die Musketiere, die so etwas noch nie erlebt hatten, gerieten in Panik. Einer warf seine Waffe fort und sprang über Bord - direkt in das blitzschnell zuschnappende Maul eines Hais!
    Der Rotbärtige hieb mit dem Degen um sich. Er schaffte es immerhin, die gespenstischen Piraten auf Distanz zu halten, aber während er noch wie ein Wilder um sich schlug, fragte er sich nach dem Sinn dieses verzweifelten Kampfes.
    Die MADONNA - welch ein aberwitziger Name für ein Schiff, das Sklaven transportierte wie Vieh - war an der Wasserlinie getroffen, und es war fraglich, ob sie Port-au-Prince noch erreichte, selbst wenn der Angriff der Piraten
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