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0600 - Jenseits des Lebens

0600 - Jenseits des Lebens

Titel: 0600 - Jenseits des Lebens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ständig freundliche Klima bedauert hätte. Es gefiel ihm besser als eine fortgesetzte Folge von kühlen Regentagen oder frostigen Schneefällen. Die hätten seinem nicht mehr besonders jungen Körper Krankheiten beschert.
    Der Silbermond war ein Paradies, das er nicht mehr missen wollte.
    Aber ihm war, als verdüsterten die Worte des Sauroiden das Tageslicht allein durch ihren Klang.
    Die Schatten des Todes verdeckten das Sonnenlicht…
    ***
    Lis Bernardin schrie. Bis sich eine knöcherne Hand auf ihre Lippen legte und sie endlich verstummen ließ.
    Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie das unheimliche Wesen an.
    Sie glaubte, den Verstand zu verlieren.
    Alles hatte sich verändert. Es war, als sehe sie ein Negativbild der Wirklichkeit, in dem alle Farben gegeneinander vertauscht waren.
    Ein dunkler Himmel, ein seltsam helles Leuchten um die Bäume und Grabsteine, und es war, als seien diese hohl.
    Sie selbst fühlte sich wie in eine andere Welt versetzt, die keinen Kontakt mehr mit ihrer Umgebung zuließ.
    Aber der Eindruck täuschte.
    Der Knöcherne bewies ihr das Gegenteil.
    Der Kontakt mit ihm war ihr schon viel zu intensiv.
    Fassungslos starrte sie auf die Skelettfinger, die sich bewegten, den schwingenden Arm, das Gerippe, von dessen bleichen Knochen Stoffetzen herunterhingen. Sein Unterkiefer bewegte sich, als wolle er etwas sagen, und in seinen Augenhöhlen glaubte Lis eine stumme Frage voller Schmerz zu erkennen.
    Der Knochenmann war nicht allein.
    Plötzlich sah Lis Bernardin mehrere dieser Kreaturen.
    Eine hockte an einen Grabstein gelehnt wie ein Mensch, der trübsinnigen Gedanken nachgeht, eine andere versuchte, einen Spalt in der Dunkelheit zu öffnen… Licht fiel herein…
    Und im nächsten Moment war der Spuk vorbei!
    Sekundenlang stand Lis noch wie erstarrt.
    Dann wirbelte sie herum und begann zu laufen.
    Nur fort, fort von hier, ehe das Unheimliche zurückkehrte und sie ein weiteres Mal überfiel!
    Vali öffnete die Augen.
    Sie war verwirrt. Sie wußte sofort, wer sie war, aber sie wußte auch, daß sie gar nicht mehr existieren konnte.
    Sie war tot - wie alle anderen!
    Wie konnte sie leben?
    Sie hatten doch beschlossen, ihre körperliche Existenz aufzugeben. Und sie hatten beschlossen, mit der Kraft ihrer Bewußtseinsenergie die entartete Sonne zu zerstören.
    Die Sonne, die von den Unheimlichen, den Schatten, zu etwas unsagbar Bösem gemacht worden war. Zu etwas, das die Wunderwelten mehr und mehr zerstörte und sie zu Horten der Finsternis werden ließ.
    So hatten sie den Silbermond in die Sonne gestürzt, um mit ihm alles zu vernichten und durch die Vernichtung den Schatten und ihren Herrschern, den MÄCHTIGEN, die Macht über die Wunderwelten wieder zu entreißen.
    Sie hatten es beschlossen, und sie hatten es getan.
    Vali erinnerte sich daran.
    Sie war doch mit den anderen im Seelenkollektiv aufgegangen, nachdem sie alle ihre Körper aufgegeben hatten.
    Sie hatten sich der Versklavung entzogen, sie hatten alles gerettet, indem sie alles zerstörten…
    Der Schrei hallte noch in ihrem Bewußtsein wider. Dieser gewaltige Schrei der Macht, des letzten Triumphes über die Widersacher…
    Und jetzt lag sie in duftendem Gras zwischen Blumen unter einer Sonne, die goldgelb und warm leuchtete. So warm wie einst jene Sonne, um welche die Wunderwelten kreisten, und doch viel heller und näher.
    »Was ist passiert?« Valis Lippen formten die Frage, die ihr niemand beantworten konnte.
    Sie richtete sich auf. Ihre Hände tasteten über ihren Körper.
    Ihr Körper existierte.
    Er war nicht zerstört.
    Auch der Silbermond war nicht zerstört.
    Also war ihr Vorhaben gescheitert? Also war das System der Wunderwelten immer noch im Würgegriff der wahnsinnbringenden Schatten?
    Doch die Sonne war nicht mehr schwarz.
    Sie war keine entartete Sonne mehr.
    Oder - war es eine andere Sonne?
    Vali war ratlos.
    Und unsagbar allein.
    Vielleicht war sie doch tot, und dies war nur ein Traum.
    Der Traum der Toten…
    Schatten wisperten einander zu. Gedanken flossen von einem zum anderen, und erwartungsvolle Spannung stieg.
    Da begannen Energien zu fließen, wurden stärker und stärker.
    Ein Traum lieferte ihnen die Kraft.
    Und die Schatten fühlten, daß die Zeit reif war.
    Sie waren schon seit langem dafür bereit.
    ***
    Der untersetzte Endzwanziger mit dem pfiffig wirkenden rundlichen Gesicht lächelte vergnügt und rieb sich die Hände.
    »Das war’s dann wieder mal, Professor. Die Rechnung an Sie oder an die
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