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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht
Autoren: Vladimir Volkoff
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Montferrand. »Verhalten Sie sich heute genauso, wie Sie es immer getan haben. Vergewissern Sie sich, daß man Ihnen nicht folgt. Sobald Sie das Schriftstück übernommen haben, rufen Sie im Verteidigungsministerium an und geben Sie Bescheid, daß Sie Ihre Fahrt antreten. Und nun machen Sie, Lennet, daß Sie weiterkommen. Ich, mein Lieber, habe volles Vertrauen zu Ihnen.«

Wer ist Arthur?
    Als Lennet seinen Chef verließ, fühlte er sich noch nicht ganz beruhigt. Montferrand hatte Vertrauen zu ihm, gewiß. Aber Hauptmann Sourcier, wahrscheinlich handelte es sich um diesen Frosch, dem es gelungen war, sich zu einem Ochsen zu entwickeln, mußte den Kurier des Französischen Nachrichtendienstes verdächtigen. Dasselbe galt für alle anderen, die mit der Sache zu tun hatten und ihn, Lennet, nicht kannten. Sobald er das Gebäude des F.N.D. verließ, würde ihn höchstwahrscheinlich ein Agent des Militärischen Sicherheitsdienstes beschatten. Bestimmt würde man von jetzt ab zögern, ihm wichtige Aufgaben anzuvertrauen. Mit anderen Worten, von jetzt ab würde er ständig mit dieser Last des Verdachts auf seinen Schultern leben müssen.
    Bedrückt ging Lennet in die Garage hinunter.
    Die Garage des F.N.D. war eine Art unterirdische Festung aus Stahlbeton.
    Dort parkten die Agenten ihre Dienstwagen unter der Aufsicht eines Hauptfeldwebels. Er saß in einer kugelsicheren Glaskabine und betätigte das schwere Eisengitter.
    Dort standen Wagen verschiedener Fabrikate, alle mit auswechselbaren Nummernschildern. Unter ihnen suchte sich Lennet seinen kleinen grauen Citroen heraus, unter dessen Haube ein ausgewachsener Sportwagenmotor lag.
    Im ersten Gang fuhr er die gewundene Rampe hinauf, die zur Straße führte.
    Zwanzig Minuten später parkte der Geheimagent seinen Wagen in einer Einbuchtung des Boulevards de Latour-Maubourg. Durch eine Seitentür betrat er das Gebäude des Verteidigungsministeriums, wo der Verbindungsstab für Wehrwissenschaft untergebracht war.
    Nachdem Lennet seinen Ausweis vorgezeigt hatte, erhielt er die Erlaubnis, sich in das Gewirr von Gängen dieses riesigen Hauses zu stürzen. Aber er verirrte sich nicht: Er kannte seinen Weg durch dieses Labyrinth. Er klopfte an die Tür des Chefs des Verbindungsstabs.
    »Herein!« bellte General de la Tour du Becq. Lennet blieb unerschüttert.
    Der General war ein kleiner, kahlköpfiger Mann, sehr rundlich und mit einem roten Gesicht.
    »Kurier zur Stelle, Herr General.«
    Der Chef des Verbindungsstabs musterte mürrisch den kleinen blonden Mann, der vor ihm strammstand.
    »Jedesmal schickt man mir Kuriere in Taschenformat!« brummte er, ohne Lennet zu erkennen. »Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis.«
    Nachdem er einen Blick auf den Ausweis des F.N.D. geworfen hatte, den Lennet ihm zeigte, suchte der Chef des Verbindungsstabs unter einem Haufen von Aktenstücken nach dem Schreiben. Schließlich fand er einen dicken, versiegelten Umschlag, der die Aufschrift trug: An den Herrn Verteidigungsminister persönlich »Bitte", brummte der General.
    Lennet grüßte und verließ das Gebäude, wobei er sich unauffällig umsah, um festzustellen, ob ihm irgend jemand vielleicht folgte.
    Montferrand hatte ihm empfohlen, den Empfänger des Schriftstücks anzurufen. Zuerst dachte Lennet daran, die Polizeiwache, die sich am Eingang des Gebäudes befand, aufzusuchen, aber dann überlegte er es sich anders.
    Er ging die Straße bis zu einem Platz entlang, wo er eine freie Telefonzelle fand.
    Lennet hatte den dicken, versiegelten Umschlag in seiner Wildlederjacke verborgen. Als er den Hörer abnahm, rutschte ihm der Umschlag heraus und fiel zu Boden. Er beugte sich nieder, um ihn aufzuheben, und entdeckte dabei eine Kritzelei unter dem Apparat: Jemand hatte sich den Spaß gemacht, viermal hintereinander den Vornamen Arthur aufzuschreiben.
    Sie muß sehr in ihren Arthur verliebt sein, dachte Lennet.
    Er rief im Ministerium an und gab Bescheid, daß er sich jetzt auf den Weg machte.
    Nach einer ganzen Reihe von Ausweiskontrollen wurde er beim Minister vorgelassen um ihm das Schriftstück persönlich zu überreichen.
    »Danke", sagte der große Mann, und einige Minuten später stand Lennet auf dem Bürgersteig des Boulevards Saint-Germain.
    Er hatte schon einen Fuß im Wagen, als ihm plötzlich eine Erleuchtung kam.
    »Ich ahne was", murmelte er. Ach, wenn er sich nur nicht irrte!
    Napoleon war der Ansicht, ein General sollte vor allem Glück haben, das sei seine wesentlichste Eigenschaft.
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