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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob
Autoren: Marion Chesney
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aus und schnippe mit den
Fingern.«
    »Es sei denn, das Frauenzimmer ist
zufällig eine wie Miss Jenny Sutherland, dann natürlich...«, sagte Fergus
hinterhältig.
    »Erwähne ihren Namen ja nicht
wieder. Sie nimmt sich viel zu wichtig.«
    »Wie jemand anderer, dessen Namen
ich nennen könnte«, murmelte Fergus.
    »Hast du etwas gesagt?«
    »Nein, Euer Gnaden. Gar nichts.«
    Als sie in ihrer Kutsche nach Hause
fuhren, sagte Lady Letitia zu Jenny: »Ich habe dir gerade erzählt, dass ich
beschlossen habe, nach London zu gehen. Hast du nicht gehört? Natürlich nicht,
ich hatte ganz vergessen, dass du nur sehr selten zuhörst.«
    »Das ist nicht wahr!« brauste Jenny
auf. »Ich war nur völlig überrascht, weil alles so plötzlich kommt. Ich habe
beschlossen, nicht nach London zu gehen.«
    »Ach, das hast du beschlossen? Nun,
in diesem Fall, Miss, werde ich einmal meinen Willen durchsetzen. Lord Paul
Manne-ring hat mich überzeugt, dass ich dich nach London bringen sollte.«
    »Wirklich?« Jenny setzte sich zurück
und rief sich Lord Pauls ansprechendes Gesicht in Erinnerung. Er war zwar ein bisschen
alt, aber er war ein Lord. Sein Interesse an ihr war genau, wie es sein sollte.
Jennys Eitelkeit kehrte zurück, und sie fühlte sich wieder wohler. »Dann müssen
wir natürlich gehen«, sagte sie und lachte auf. »Lord Paul darf nicht
enttäuscht werden.«
    Was war denn nun wieder, fragte sich
Jenny, als sie das traurige Kopfschütteln und das leichte Achselzucken ihrer
Tante sah, warum nahm sie an dieser Bemerkung Anstoß?

Zweites Kapitel

    »Fahren wir direkt in die Clarges
Street, Euer Gnaden?« fragte Fergus, der neben dem Herzog, der selbst kutschierte,
auf dem Kutschbock des Reisewagens saß.
    »Nein. Ich werde vorher Palmer in
seinem Kontor in Holborn aufsuchen. Ich möchte einen Blick in die
Wirtschaftsbücher werfen.«
    »Haben Sie den Verdacht, dass er
nicht ehrlich ist?«
    »Vielleicht. Es schien ihm seltsamerweise
gar nicht recht zu sein, dass ich in der Clarges Street wohne. Er tat in seinem
Brief sehr überrascht und erstaunt, dass ich mich überhaupt an das Haus
erinnerte. Er schrieb, in dem Haus sei Personal, weil es jeweils während der
Saison vermietet werde, und ob es mir nicht doch lieber wäre, in einem Hotel zu
logieren, da das Haus auch in dieser Saison bereits vermietet sei. Ich habe ihn
beauftragt, den Mietern zu kündigen — wahrscheinlich sehr anmaßend von mir,
aber er hat mich misstrauisch gemacht. Er hat mir geantwortet, dass in dem Haus
der Geist meines Vaters umgehe. Daraufhin habe ich ihm geschrieben, er solle
sich nicht wie ein verdammter Narr aufführen und meine Ankunft erwarten.«
    Fergus schauderte. »Vielleicht ist
es wahr, Euer Gnaden.«
    »Unsinn. Vollkommener Unsinn. Ich muss
mich sehr über dich wundern, Fergus. Mein Vater war ein selbstsüchtiger alter
Mann und ziemlich verrückt. Nachdem er diese Welt so erfolgreich verlassen
hat, hat er sicherlich nicht den Wunsch zurückzukehren.«
    »Vielleicht hat er keine andere
Möglichkeit?«
    »Ich weigere mich, an eine göttliche
Strafe zu glauben, die die Seele dazu verdammt, in einem Stadthaus in Mayfair
umzugehen. Reiß dich zusammen.«
    Palmer wartete bereits auf sie, da er
tagein, tagaus gewartet hatte, seit er die Nachricht von der bevorstehenden
Ankunft des Herzogs von Pelham erhalten hatte. Der Herzog hatte ihm aus Bristol
geschrieben.
    Jonas Palmer stockte das Herz vor
Schreck, als er aus dem Fenster sah und beobachtete, wie der Herzog von Pelham vom
Kutschbock seines Wagens herabkletterte. Er hatte ihn als schlanken, hübschen
jungen Mann in Erinnerung, der sich mehr für sein Studium als für die Belange
seiner ausgedehnten Besitzungen interessierte. Palmer hatte ihn nicht mehr gesehen,
seit der Herzog auf die Pyrenäenhalbinsel gezogen war, um für sein Vaterland zu
kämpfen. Der hübsche Junge hatte sich in einen hochgewachsenen, beeindruckenden
Mann verwandelt.
    Palmer stürzte schnell hinter seinen
Schreibtisch, öffnete ein Hauptbuch und begann zu schreiben, als ob er mit der
Sorge um die Güter seines Herrn beschäftigt sei.
    Die Tür öffnete sich, und der Herzog
kam mit großen Schritten herein. »Du meine Güte, ist das eine Hitze hier drinnen«,
sagte er, trat ans Fenster und riß es auf. Dann zerrte er sich den Reiseumhang
von den Schultern und warf ihn in eine Ecke. Er zog sich einen Stuhl an den
Schreibtisch und sah Palmer ins Gesicht.
    »Nun«, sagte er, »heraus damit.«
    »Ich verstehe nicht, Euer
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