Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0590 - Ritter Tod

0590 - Ritter Tod

Titel: 0590 - Ritter Tod
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
aus. Das lange Sitzen hatte ihn müde werden lassen. Für die anderen Mitarbeiter war er an diesem Sonntag nicht zu sprechen.
    Zudem hatten die meisten die Klinik über das Wochenende verlassen. Sie würden erst am übernächsten Tag zurückkehren. Nur eine Notbesatzung hielt sich in der Klinik auf, Er schloss den Kittel nicht, als er den Raum verließ. Gemächlich schlenderte er durch die Gänge, die Hände in den Taschen des Kittels vergraben. Auf seinem Gesicht lag ein leichtes Lächeln, was eigentlich immer vorhanden war. Es sollte die Freude und den Optimismus widerspiegeln, der in der Klinik herrschte.
    Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Dr. Franklin wusste das, und er rechnete damit, nun in die Welt des Schattens zu treten.
    Vor der bewussten Zimmertür stoppte er seine Schritte. Die Blicke ließ er rechts und links durch den Gang gleiten. Die Leere gefiel ihm, so gab es keine Zeugen.
    Dass die Tür nicht verschlossen war, wusste er genau. Lautlos schwang sie nach innen. Auf halbem Weg wurde sie von einem Hindernis gestoppt. Dr. Franklin lächelte. Er konnte sich denken, um welches Hindernis es sich dabei handelte.
    Kitty, die Schwester…
    Der Arzt drückte sich durch den Spalt und warf der Gestalt auf dem Stuhl einen Blick zu. Der Mann saß da und rührte sich nicht.
    Auf seinen Lippen lag ein eingefrorenes Lächeln.
    Kitty lag auf dem Boden. Sie war wie ein Brett gefallen und lag auf dem Rücken. Zwei rote Flecken auf ihrer Brust zeigten an, wo sie die Kugeln erwischt hatten.
    Der Arzt wollte ganz sichergehen, bückte sich und untersuchte die Frau kurz. Ja, sie war tot. Der Patient hatte so reagiert, wie er es sich gedacht hatte.
    Er drückte seinen Oberkörper wieder in die Höhe und schritt auf den Mann zu.
    Der rührte sich nicht. Er hockte auf seinem Stuhl, den Helm auf dem Kopf, die Hände auf die Oberschenkel gelegt, ein glückliches Lächeln im Gesicht, denn die Mind-Maschine sorgte dank ihrer Funktion dafür, dass er sich wohl fühlen konnte.
    Dr. Franklin freute sich darüber, dass sein Patient es geschafft hatte, die Maschine umzustellen. Er hatte die Wirkung praktisch ins Gegenteil gekehrt.
    »Nun, Mr. Lambert, haben Sie alles hinter sich?«
    »Ja, Doktor.«
    »Darf ich fragen, wie Sie sich fühlen?«
    »Eigentlich gut, jetzt sogar besser. Die Sonne, sie hat es geschafft, die trüben Gedanken zu vertreiben. Alles ist so wunderbar, wenn Sie verstehen, Doktor.«
    »Alles klar.« Dr. Franklin lächelte. »Wenn ich Sie so ansehe, möchten Sie den Helm sicherlich noch für eine Weile auf dem Kopf behalten?«
    »Gern, sehr gern…«
    »Das geht leider nicht. Eine halbe Stunde reicht. Wir haben das Limit damit bereits um zehn Minuten überschritten.«
    »Wie Sie meinen, Doktor.«
    Franklin löste mit geschickten Fingern die Schlaufe, die um das Kinn herumführte. Er legte seine Handfläche auf die beiden Seiten des Helms und zog ihn vorsichtig vom Kopf des Mannes.
    Lambert atmete tief durch. Das dünne, blonde Haar zeigte durch den Schweißfilm einen dunklen Schimmer. Lambert war ein Mensch mit heller Haut, die in der kalifornischen Sonne nie braun, sondern nur rot wurde.
    Er bewegte seine Schultern wie ein Ringer, der sich auf den Kampf vorbereitete. Dann stand er auf.
    Noch versperrte Franklin ihm den Blick auf die Tote. Lambert hatte sich auch zuvor nicht um Kitty gekümmert. Erst als Franklin einen Schritt zur Seite ging, wurde sein Blickfeld frei. Er sah sie, schaute einmal hin, dann ein zweites Mal und legte die Stirn in Falten.
    »Sie ist tot«, erklärte Franklin.
    »Ja, ja, das sehe ich.«
    »Sie haben Kitty erschossen.«
    Lambert beugte sich vor, als hätte er einen Schlag ins Genick erhalten. »Was habe ich?«
    Franklin wand ihm den Revolver aus der Hand und hielt ihm den Lauf unter die Nase. »Sie haben Kitty erschossen, Lambert, als Sie die Maschine umschalteten.«
    »Nein, das ist…«
    »Eine Tatsache, Lambert. Erinnern Sie sich nicht daran? Anders gefragt, an was erinnern Sie sich?«
    »An nicht viel, ehrlich gesagt.«
    »Bitte, versuchen Sie es. Es muss da etwas in Ihnen vorgegangen sein, als sie umschalteten.«
    »Ich – ich kann mich an nichts erinnern, wirklich nicht.« Er lachte unmotiviert. »Jedenfalls tat ich das, was Sie mir aufgetragen haben, Doktor. Ich schaltete um.«
    »Gut, dass wir soweit sind. Was passierte genau?« Dr. Franklin konnte seine Nervosität kaum mehr unter Kontrolle halten. Er beugte sich vor und hielt die Augen weit geöffnet, so dass sie auf Lambert wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher