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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller
Autoren: Edgar Wallace
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Spiel begann.
    Erst wendete sich das Spiel zugunsten der Gäste, bald aber kehrte ihnen Fortuna den Rücken. Ohne mit der Wimper zu zucken, bezahlten sie die immer größer werdenden Verluste, und der Banknotenhaufen, den May vor sich liegen hatte, wurde höher und höher. Sie mußte, wie Pony in Gedanken kalkulierte, bereits zweitausend Pfund gewonnen haben.
    Endlich kam der erwartete Augenblick.
    »Mein Geld ist alle«, verkündete der ältere der beiden Gäste.
    »Borg mir fünfzig, Anthony.«
    Sein Freund schüttelte den Kopf. »Nee, mein Lieber. Ich habe auch nur noch zwanzig, und die werde ich noch setzen.«
    Er tat es und verlor. Eine tiefe Stille herrschte im Zimmer, die nur von dem Knistern der Banknoten unterbrochen wurde. Langsam und mit geübten Fingern zählte das Mädchen ihren Gewinn.
    »Pech!« meinte Pony lächelnd zu den beiden Gerupften. »Jetzt wollen wir noch einen auf den Schrecken genießen, Kinder. Habt ihr wirklich kein Geld mehr? Ich kann euch fünfzig borgen, wenn ihr weiterspielen wollt.«
    Aber die Opfer winkten ab. Während May die Getränke vorbereitete, stand der schweigsamere der beiden jungen Leute auf und begab sich zur Tür. Sein Freund nahm das Glas, das vor ihm stand, in die Hand und roch daran.
    »Laudanum?« sagte er dann ruhig. Pony starrte ihn an. Seine Augen wurden noch größer, als ihm der andere das Glas anbot.
    »Trinken Sie!«
    »Was soll das heißen?« rief Pony verwundert.
    »Trinken Sie!« wiederholte der andere. Im gleichen Augenblick verriegelte sein Freund die Tür. Pony wandte sich blitzschnell um und konnte gerade noch sehen, wie der zweite der Gerupften den Schlüssel in die Tasche steckte.
    »Was, zum Teufel, habt ihr denn vor?«
    »Eine große Sache, Freund Pony«, unterrichtete ihn der andere, der ein Monokel in das rechte Auge geklemmt hatte. »Trinken Sie das Glas aus, sonst schieße ich Sie nieder.«
    Das Mädchen sprang auf ihn zu, aber der junge Mann, der die Tür verschlossen hatte, fing den auf seinen Freund gerichteten Angriff auf. Muskulöse Arme umfingen das Mädchen.
    »Lassen Sie mich los«, schrie sie hysterisch. »Ich brülle so lange, bis die Polizei kommt. Pony, warum stehst du dort und ...?«
    »Nur ruhig, schönes Kind«, murmelte der Mann mit dem Einglas, ohne seine Umarmung zu lockern.
    »Ja, nur ruhig«, ließ sich auch sein Freund vernehmen. »Ich würde Ihnen abraten, die Polizei zu rufen. Pony wird Ihnen sagen, warum.«
    »Was wollt ihr von uns?« erkundigte sich jetzt Pony.
    »Zuerst möchte ich Sie um das Geld erleichtern, das Sie uns in so ungastlicher Weise abgenommen haben. Mit gezeichneten Karten soll man nicht spielen.« Der Fremde nahm May die Geldpäckchen aus der Hand und steckte sie in seine Tasche. Dann fuhr er fort:
    »Sie können sich dieses Glas ansehen, Pony«, sagte er. »Der Wein hätte uns wahrscheinlich schlafen geschickt.
    Nun möchte ich mir gestatten, euch einen Umriß des Planes zu geben, den ihr ausführen wolltet. Nachdem wir unser Geld verloren hatten, sollten wir ein kleines Schlafmittelchen eingeflößt bekommen und in irgendeiner Seitenstraße ausgesetzt werden. Ihre Freunde haben Ihren Anruf schon erwartet, um Ihnen dabei zu helfen. Morgen wollten Sie, geehrter Freund Pony, nach Frankreich abrutschen, um dort die Ergebnisse Ihrer Raubzüge durchzubringen. Sie haben jedenfalls Ihren Paß schon in der Tasche, aber, was uns mehr interessiert, auch das Geld, mit dem Sie sich in Frankreich die notwendigen Zerstreuungen verschaffen wollen.«
    »Nun, und?« fragte Pony.
    »Nun?« wiederholte der andere höhnisch. »Ehe ich meine Forderungen an euch stelle, möchte ich mich wenigstens vorstellen. Meinen Familiennamen werde ich euch nicht nennen, er tut nichts zur Sache. Man nennt mich Anthony oder häufiger noch: den Preller! Dieser junge Mann hier ist Paul, während der dritte Angehörige meiner Gesellschaft draußen vor der Tür auf uns wartet.«
    »Ihr wollt uns wohl bluffen?« erkundigte sich Pony.
    »Nein, ganz und gar nicht«, näselte sein Gegner. »Der draußen Wartende heißt Sandy, und er hat uns vor kurzer Zeit von den ›Sieben Federn‹ aus hierhergefahren. Er war im Feld mein Bursche und ist - ich kann es, da er nicht hier ist, ruhig sagen - ein vortrefflicher Kerl. Er hat es vorgezogen, nach Kriegsende bei mir zu bleiben, anstatt seinen alten Posten als Lagerhausarbeiter wieder anzutreten. Ich habe ihm außerdem versprochen, daß er eines Tages genug Geld haben wird, um sich aufs Land
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