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0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

Titel: 0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe
Autoren: Andreas Kasprzak
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Rover jäh mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam.
    »Was…?« stieß sie verwirrt hervor. »Was ist los?«
    »Ganz ruhig«, murmelte Zamorra. »Alles in Ordnung.«
    Sie sah ihn skeptisch an. »Und warum dann diese Vollbremsung?«
    Zamorra deutete stumm nach vorn.
    Nicoles Blick folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger.
    Vor ihnen, vielleicht eine halbe Meile entfernt, schimmerte die schwarzgraue Spiegelplatte des Indischen Ozeans im bleichen Schein des Vollmonds. Davor waren vereinzelte helle Lichter zu erkennen, die von schäbigen Hütten aus Wellblech und Pappe und einigen wenigen solideren Steinhäusern stammten, die sich an den Rand des Dschungels schmiegten.
    »Ein Dorf«, sagte Nicole.
    Zamorra nickte. »Bingo.«
    »Bhadravar?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wohl weniger. Der Karte nach zu urteilen ist Bhadravar eine größere Ortschaft, fast eine Kleinstadt. Mehrere tausend Einwohner. Das da vorn sieht mir eher nach 'ner Freiland-WG aus.«
    Nicole grinste. »Mir egal«, erwiderte sie. »Hauptsache, wir bekommen da so etwas wie ein Dach über dem Kopf. Irgendeine Absteige, in der man nicht auf dem Fußboden schlafen muß. Fließend kaltes Wasser und Strom verlange ich ja gar nicht.«
    »Das würde auch nichts nützen«, sagte Zamorra. »Schließlich sind wir hier am äußersten Rand der östlichen Welt. Vermutlich wissen die in diesen Breitengraden noch nicht mal, daß die Erde keine Scheibe ist…«
    »Keine Scheibe?« feixte Nicole. Die Aussicht, bald aus dem Geländewagen herauszukommen und sich entspannen zu können, hob ihre Stimmung. »Wer, zum Teufel, sagt denn so was?«
    Zamorra verzichtete auf eine Antwort und gab schmunzelnd Gas. Der Rover rollte, hin und her schwankend wie ein Schiff in der Brandung, einen flachen Hügel hinab auf die Lichter zu, die zumindest einen Hauch von Zivilisation versprachen - hoffentlich…
    ***
    Zamorra wollte es kaum glauben, aber in dem Ort - wenn man die Ansammlung von drei Dutzend kaum menschenwürdiger Behausungen denn so nennen wollte - gab es tatsächlich eine Art Herberge. Unten eine Mischung aus Spelunke und einer Art ›Drugstore‹, und zufällig gab es im ersten Stock des heruntergekommenen Gebäudes ein Zimmer, das der Besitzer des putzbröckelnden Prachtbaus, ein Mann namens Gond, hin und wieder an Durchreisende vermietete. Das erfuhr Zamorra, als sie neben einem Burschen mit nacktem Oberkörper und rotem Turban hielten, der am Straßenrand auf einem Stein saß und auf Pfefferminzblättern herumkaute, als wären es Kaugummi.
    »Wo finden wir das Haus?« wollte Zamorra durch das heruntergekurbelte Seitenfenster wissen. Er beherrschte eine Handvoll der wichtigsten Sprachen dieser Welt - und die ein paar anderer Welten ebenso -, und sprach den Jungen fast akzentfrei an. Das Dorf war zwar klein, aber die Gebäude lagen im Unterholz verstreut, und die Wege dorthin waren zwischen den wuchernden Büschen häufig kaum zu entdecken.
    »Gar nicht weit«, sagte der Junge. »Nur zweihundert Meter die Straße lang, dann links abbiegen, danach wieder links, rechts, links, und schon sind Sie da.«
    »Na, das ist ja kaum zu verfehlen«, sagte Zamorra mit einem selbstmitleidigen Zug um die Lippen. »Danke für die Hilfe.« Er warf dem Inder ein paar Münzen zu - für ihn kaum mehr als der berühmte »Griff in die Portokasse«, in diesem Land mit seinen Billigst-Löhnen aber ein kleines Vermögen.
    Der Junge fing die Geldstücke geschickt mit einer Hand auf und betrachtete sie einen Moment lang zweifelnd. Dann schenkte er Zamorra ein überaus breites Grinsen, das mehr Zahnlücken sehen ließ, als Zamorra Finger besaß, und sagte: »Danke, Sahib ! Vielen Dank! Wishnu wache über dich!«
    Zamorra nickte, legte den Gang ein und fuhr weiter.
    Keine zwei Minuten später rollte der Landrover vor dem Haus, das dem Mann namens Gond gehören sollte, über einen kleinen, unbefestigten Hof und hielt. Die mit milchiger Plastikfolie verhangenen Fenster im Erdgeschoß - Glas konnte sich hier niemand leisten, der in einer der unteren Kasten geboren worden war -, waren von flackerndem Licht erhellt, das offensichtlich von Kerzen oder Fackeln stammte.
    Als Zamorra und Nicole aus dem Wagen stiegen, wurde die Tür des Gebäudes geöffnet, und ein ältlicher, wohlbeleibter Inder mit einer Glatze, die blank wie eine polierte Bowlingkugel war, trat heraus. Er trug eine weite Hose und ein Hemd aus grobem Stoff und keine Schuhe.
    »Hallo«, sagte Zamorra. »Sie sind Gond?«
    Der Mann nickte; von
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