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0586 - Gasthaus zur Hölle

0586 - Gasthaus zur Hölle

Titel: 0586 - Gasthaus zur Hölle
Autoren: Jason Dark
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mich besorgt an. »Nimm es nur nicht auf die leichte Schulter«, warnte er.
    »Davon kannst du ausgehen.« Ich wischte über meine Oberlippe, auf der ein Schweißfilm lag. Im Dienstzimmer des Wachtmeisters war es viel zu heiß. Mit ihrer jungen, ungebändigten Kraft strahlte die Mai-Sonne in den Raum.
    Eberleitner kehrte zurück. In der rechten Hand hielt er einen braunen Umschlag. »Die Mordkommission besitzt die Originale. Wir haben Abzüge bekommen. Der Fall ist so außergewöhnlich gewesen, daß wir alle zusammenarbeiten müssen, um ihn zu lösen. Bisher jedoch haben wir keine Spur finden können.« Er blieb vor seinem Schreibtisch stehen, drehte den Umschlag und konnte die Fotos herausschütteln.
    Wir sahen die Abzüge, als sich die Bilder verteilten. Suko und ich wurden bleich. Gertrud Moser war tatsächlich auf eine fürchterliche Art und Weise ums Leben gekommen. Ich möchte auf eine nähere Beschreibung verzichten, aber sie sah so aus, als wäre sie einem Ghoul in die Klauen gefallen.
    Dennoch schaute ich mir eine der Aufnahmen genauer an, weil mich der Hintergrund interessierte. Man hatte die Tote auf einem Friedhof gefunden, zu erkennen an den Grabsteinen und an der hohen Mauer, von der ein Teilstück abgebildet war.
    Eberleitner hatte mich beobachtet. Auch ihn schockte der erneute Anblick der Bilder, und er hatte meine Gedanken erraten. »Ja, auf einem Friedhof ist sie getötet worden.«
    »Liegt er in der Nähe?« fragte ich.
    Der Polizist nickte. »Etwas außerhalb der Stadt, aber er gehört zu Salzburg.«
    Ich dachte für einige Sekunden nach, bevor ich mich danach erkundigte, ob er etwas Besonderes an sich hatte.
    Eberleitner hob die Schultern. »Das kann man so und so sehen«, erwiderte er, »für viele Fremde schon. Für uns ist es eigentlich normal. Man kann hier nicht so ohne weiteres begraben werden, man muß sich schon einkaufen, wenn Sie verstehen.«
    »Nein.«
    Eberleitner lächelte. »Sie müssen eine gewisse Summe für Ihre letzte Ruhestätte hinlegen. Das ist alles.«
    »Ist das hier üblich?« fragte Suko.
    »Nicht überall. Auf besonderen Friedhöfen schon. Wie auf unserem berühmtesten, dem St.-Peter-Friedhof an der Festung Hohensalzburg. Er ist mit seinen außergewöhnlichen Gräbern, Gruften und Kammern zu einer Touristenattraktion geworden. Dort finden Sie Gräber aus verschiedenen Jahrhunderten, mit Toten aller Glaubensrichtungen: Katholiken, Protestanten, Freimaurer… Die Gegend ist ein interessantes und kulturhistorisch wertvolles Stück Erde.«
    Ich hatte einen Einwand. »Aber nicht mit dem Friedhof identisch, auf dem die Leiche der jungen Frau gefunden wurde.«
    »Richtig.«
    Suko wollte etwas wissen. Er lehnte neben dem Fenster mit dem Rücken an der Wand und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Wo wurde die Tote denn beigesetzt?«
    Eberleitner packte die Fotos wieder ein. Mit dem Rücken nach oben, damit er sie nicht noch einmal anzuschauen brauchte. »Sie ist noch nicht beerdigt worden.«
    »Was?«
    »Ja.« Der Kollege schaute auf die Uhr. »In einer Stunde müßte es soweit sein.«
    »Und wo?« fragte Suko.
    »Auf dem normalen allgemeinen Friedhof.«
    »Dann müssen wir hin«, sagte ich.
    »Weshalb denn?«
    »Herr Eberleitner«, sagte ich. »Gertrud Moser ist auf eine ungewöhnliche Art und Weise ums Leben gekommen. Man hat sie ermordet, wir wissen auch nicht, aus welch einem Grund man es getan hat. Beerdigungen sind oft interessant. Als Fremder sieht man mehr als die Person, die unmittelbar betroffen ist.«
    Er nickte. »Das kann stimmen. Nur möchte ich Sie fragen, welch ein Interesse Sie an der Toten haben?«
    »Sie schrieb mir ja diesen Brief.«
    »Darf ich fragen, was darin stand?«
    »Die Antwort gebe ich Ihnen gern. Man machte mir klar, daß auf dem Friedhof, wo man die Leiche fand, auch für mich ein Grab gekauft und reserviert wurde.«
    »Nein.« Eberleitner trat einen Schritt zurück, als würde er sich vor mir fürchten. »Das… das geht doch nicht.«
    Ich lächelte hölzern. »Und ob das geht, mein Lieber. Das Grab wurde für mich reserviert.«
    »Jetzt wollen Sie es sich ansehen?«
    »Genau.«
    Eberleitner verstand die Welt nicht mehr. Er mußte sich erst einmal setzen. »Sie kommen aus London in unsere Stadt und wollen ein Grab suchen, das für Sie gekauft wurde? Wer hat es getan? Wer kauft für Sie ein Grab?«
    »Das wollen wir herausfinden!«
    »Ohne einen Verdacht zu haben?«
    »Mehr eine Spur, die über Gertrud Moser führt. Sie hat den Brief
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