Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0584 - Vampir-Katzen

0584 - Vampir-Katzen

Titel: 0584 - Vampir-Katzen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ihren Rücken entlangrann. Diese Bäume hatten für sie etwas Gespenstisches bekommen. Es war gut möglich, daß Mickey dort lauerte – oder jemand anderer.
    »Mickey?« Mit großer Beklemmung stellte sie die Frage. »Bitte, Mickey, komm doch…«
    Etwas rauschte bei den Tannen, dann glaubte Cathy, Schritte zu hören. Sie blieb stehen. Wieder klopfte ihr Herz bis hoch in den Hals. Auf der Stirn glitzerten kleine Schweißperlen, und der Atem drang stoßweise durch die Nasenlöcher.
    Ein Schatten löste sich von der Baumgruppe. Nein, das war nicht Mickey, sondern ein Mann.
    Groß wirkte er, übergroß, und er hatte seine Arme vorgestreckt.
    Das Mädchen konnte jedoch erkennen, das er etwas in den Händen hielt. Die Finger waren gekrümmt und fest in das dunkle Fell eingegraben.
    Mickey!
    Der Fremde hatte sich den Kater geholt, ihren Mickey. Cathy wußte nicht, was sie tun sollte. Sie hätte sich am liebsten auf diese fremde Person gestürzt. Das wiederum traute sie sich nicht, der Mann war bestimmt stärker als sie.
    Er stand da und schaute sie an. Trotz der Finsternis konnte sie sein Gesicht erkennen. Unter dem dunklen Haar wirkte es wie ein heller Fleck. Die Augen erinnerten an Knöpfe, der Mund war halbgeöffnet; etwas Weißes, Schmales, Längliches schaute aus dem Oberkiefer hervor wie zwei zu lang geratene Zähne.
    Wer war das?
    Mickey versuchte, sich loszureißen. Er kratzte mit seinen vier Pfoten. Die Krallen trafen auch, nur schafften sie es nicht, die Kleidung des Mannes zu durchdringen und seine Haut zu verletzen. Er hielt den Kater eisern fest.
    Diesmal fauchte Mickey, als er versuchte, sich mit einer Drehung aus dem Griff zu befreien.
    Das ließ der Mann nicht zu. Mit der linken Hand packte er den Kopf des Katers, so daß es aussah, als wollte er ihn regelrecht abbeißen. Cathy blieb fast das Herz stehen. Sie hatte das Gefühl, auf der weichen Erde angewachsen zu sein. Tun konnte sie nichts, die Angst war einfach zu mächtig.
    Im nächsten Augenblick sah sie etwas, das sie kaum glauben wollte. Der Mann stieß seinen Kopf vor, so daß sein Mund im Halsfell des Katers verschwand.
    Dann biß er zu.
    Ein kläglich klingendes Miauen hallte durch die Nacht und erreichte die Ohren des Mädchens.
    Es kam ihr vor wie ein Abschiedsgruß. Sie konnte auch nicht mehr stehenbleiben. Die Szene war einfach zu schrecklich. Cathy rannte weg, so rasch sie ihre Beine trugen. Dabei wedelte sie mit beiden Armen, schrie und hörte nicht, wie der Unheimliche schmatzend das Blut des schwarzen Katers schlürfte…
    ***
    »Wer hat denn da geschrien?« Harold Child fuhr aus seinem Sessel hoch. Er war ein breitschultriger Kerl, dem die harte Arbeit im Tiefbau anzusehen war. Sein Haar hatte er kurz geschnitten. Es fiel als braune, dicht aneinanderklebende Strähnen bis in die Stirn.
    Im Gegensatz zu ihm wirkte Lorna Child wie ein kleines Mädchen mit krausen Haaren.
    »Geschrien?« flüsterte sie.
    »Ja – verflixt, draußen. Stell mal den Flimmerkasten leiser, dann höre ich es besser.«
    Lorna griff zur Fernbedienung. Sie trug einen hellen Pullover, der ihr bis über die etwas zu rundlichen Hüften reichte.
    Das Bild auf der Mattscheibe verschwand völlig, als Lorna den Knopf gedrückt hatte.
    Beide lauschten sekundenlang. Und beide dachten dasselbe, nur Harold sprach es aus.
    »Cathy!«
    »Mein Gott, da wird doch nichts…« Lorna Child preßte die Hände flach vor die Brust.
    »Unsinn. Ich schaue nach!« Der Mann lief zur Tür, seine Gattin hinter ihm her.
    »Mummy, Daddy… bitte …!« Die schreiende Stimme ihrer Tochter schnitt ihnen beide ins Herz. Mit einem gewaltigen Ruck riß Harold Child die Haustür auf.
    Genau rechtzeitig, um seine herbeihetzende und weinende Tochter in die Arme zu schließen. Das Mädchen klammerte sich an seinen Vater wie eine Ertrinkende. Es schluchzte, weinte, redete und merkte nicht einmal, daß sein Vater es in das Haus zog. Erst als Cathy in einem der Sessel saß, schaute sie hoch.
    Ihr Gesicht war verquollen. Aus den Augen stürzten wahre Tränenbäche. Lorna stand neben ihr und strich über ihr Haar. Sie redete beruhigend auf Cathy ein, ohne jedoch von ihr eine Antwort zu bekommen, denn Cathy schüttelte nur den Kopf.
    »Ist es der Kater?« Harold stellte die Frage.
    Seine Tochter nickte. Sekundenlang hatte sie aufgehört zu weinen.
    Nur dieses Nicken schaffte sie.
    »Wo ist er?«
    »Tot – glaube ich.«
    »Was?«
    »Ja, Dad, er ist tot.« Sie sah ihre Eltern abwechselnd an und drehte dabei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher