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0580 - Ginas Mörderschloß

0580 - Ginas Mörderschloß

Titel: 0580 - Ginas Mörderschloß
Autoren: Jason Dark
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hinterließen bei mir einen leichten Schock. Ich saß im Sessel, ohne mich zu rühren. Mein Blick glitt durch das Fenster in die abendliche Dämmerung, die einen wunderschönen Frühlingstag abgelöst hatte.
    »Bist du noch dran?«
    »Natürlich, Dad.«
    »Dann hör zu. Mallmann rief mich an. Er will innerhalb der nächsten Tage den Blutstein in seinen Händen halten. Wenn nicht, macht er deine Mutter zu einer Untoten.«
    »Die Drohung kenne ich.«
    »Diesmal klang sie mehr als ernst, John.«
    »Okay. Was sagte er noch?«
    »Es gibt eine Spur. Er gab mir einen Tip, John. Du mußt nach Deutschland fahren.«
    »Germany ist groß, Dad.«
    »Das weiß ich auch, er hat das Gebiet deshalb eingegrenzt. Der südliche Schwarzwald, die Nähe von Freiburg, in einem dichten Wald. Ein Waisenhaus, das du besuchen sollst. Nein, ein Internat. Dort wird dir angeblich jemand weiterhelfen.«
    »Wer denn?«
    »Ein Junge, ein Kind, ein Schüler…«
    »Moment mal, Dad. Ein Junge soll mir weiterhelfen können? Hast du dich nicht verhört?«
    »Sicherlich nicht.«
    »Gut. Dann kennst du auch den Namen?«
    »Den hat er ebenfalls gesagt. Der Junge heißt Dennis.«
    »Und der soll in dem Internat leben?«
    »Richtig.«
    »Weißt du, daß in Germany Osterferien sind. Dann sind die Internate meistens leer.«
    »Das dort unten wohl nicht.«
    »Also ist der Junge zurückgeblieben?«
    »So sagte Mallmann.«
    »Wieso kann er mir weiterhelfen, Dad?«
    »Das weiß ich nicht. Mallmann legte schnell wieder auf. Er fügte noch hinzu, daß du dich beeilen sollst. Seine Geduld ist erschöpft. Er will den Stein haben. Erst wenn du ihm das verdammte Ding übergeben hast, soll Mutter freigelassen werden. Ostern wäre eine gute Zeit, meinte er noch. Und, du sollst allein fahren. Niemand darf dich begleiten. Sollte er merken, daß du falsch spielst, gibt es für Mutter keinen Ausweg mehr. Dann ist alles vorbei.«
    »Das glaube ich, Dad.« Ich dachte nach. »Wie sieht es eigentlich bei euch in Lauder aus?«
    Mein Vater lachte bitter. »Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Die Vampire haben ihre Spuren hinterlassen. Die Menschen leben mit der Angst vor einer Rückkehr des Grauens.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Willst du fahren?«
    »Natürlich. Allerdings möchte ich auch nicht tagelang suchen und mich dabei auffällig benehmen…«
    »Nein, ich werde dir sagen, wo du das Internat finden kannst. Es ist nicht weit von Freiburg entfernt. Es soll im Wald liegen. In der Gegend zwischen Triberg und dem Titisee.«
    »Mehr weißt du nicht?«
    »Nein. Mallmann sagte mir nur, daß du einen Mund hättest, um zu fragen. Du wärst ja nicht dumm.«
    »Auf dieses Kompliment kann ich verzichten. Sonst noch was, Dad?«
    »Nein, Junge, das war alles.« Mit diesen Worten legte mein Vater auf, was mich wiederum wunderte. Mir lagen noch einige Fragen auf der Zunge, weshalb hatte mein Vater die Verbindung so schnell unterbrochen? Als hätte er Angst davor gehabt, weiterzusprechen.
    Ich tippte die Nummer. Es läutete durch, doch in Lauder hob niemand mehr ab.
    Wieso?
    Mir kam der Gedanke, daß es möglicherweise ein Fremder gewesen war, mit dem ich gesprochen hatte. Nein, das konnte nicht sein.
    Es war schon mein Vater gewesen.
    Will Mallmann, der Vampir. Der Anführer der Aktion Dracula.
    Das personifizierte Grauen, der Untote, der eine wahre Vampir-Armee auf der Welt aufbauen wollte.
    Ein Gegner, den ich einfach nicht fassen konnte, weil er mir immer zwei Schritte voraus war.
    Er hatte sich über uns lustig gemacht, hatte uns wie an einem langen Band geführt. Wir waren ihm unfreiwillig gefolgt, und er hatte mit uns gespielt.
    Ein ehemaliger Kommissar beim BKA, der alle Tricks kannte, der bis zu seiner Verwandlung zu den Top-Leuten gezählt hatte, um auf einen weiblichen Vampir namens Reva hereinzufallen, die vom alten Blut getrunken hatte.
    Das alte Blut…
    Ich wußte mittlerweile, daß es sich um den gewissermaßen konservierten Lebenssaft des Vampirgrafen Dracula gehandelt hatte.
    Dieses alte Blut war ungemein gefährlich. Es konnte einen Menschen zum Vampir machen.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und holte etwas zu trinken. Mit dem Glas in der einen und der Zigarette in der anderen Hand durchquerte ich meinen Wohnraum, die Stirn gefurcht, nachdenklich, denn es gab noch eine zweite Spur, die mein Vater am Telefon erwähnt hatte.
    Der Blutstein!
    Ich setzte mich wieder, stäubte Asche ab und ließ mir diesen Begriff durch den Kopf gehen. Oft genug hatte ich darüber
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