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0580 - Ginas Mörderschloß

0580 - Ginas Mörderschloß

Titel: 0580 - Ginas Mörderschloß
Autoren: Jason Dark
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rechts, dann nach links, konnte aber nichts erkennen. Die Finsternis zwischen den Mauern fraß jeden Gegenstand und auch das Licht.
    Wenn er sich konzentrierte, nahm er wohl schattenhafte Umrisse wahr, aber das war viel zu wenig, um etwas erkennen zu können.
    Carlos wischte über seine Augen.
    Vom langen Starren und von der Konzentration her schmerzten sie. Er fühlte sich immer unwohler. Wurde er beobachtet? Lauerte irgendwo in der dumpfen Finsternis irgendeine Person, die ihn beobachtete.
    Tief atmete er ein. Die Luft kam ihm verbraucht vor. Er hatte den Eindruck, als würde dieses alte Schloß den Besucher fressen. Es nahm ihn ein, ließ ihn nicht mehr los. Man stand da und identifizierte sich mit diesem alten Gemäuer.
    In den Anzeigen hatte die Hexe Gina den Kunden das Glück versprochen. Daran zu glauben, fiel Bob Carlos schwer. Bei ihm trat so etwas wie das Gegenteil ein.
    Die schweren Depressionen kehrten zurück. Nicht schlagartig, nein, die Gefühle krochen vorsichtig in seinen Körper hinein, als wollten sie ihn übernehmen.
    Er holte einige Male tief Luft, tastete auch in die Finsternis hinein, als suche er Halt.
    Bis er das Licht sah!
    Es war so plötzlich erschienen, daß er sich vor dem hellen Schein erschrak, obwohl er gleichzeitig froh darüber war, daß die Finsternis durchbrochen wurde.
    Der Schein stammte seiner Meinung nach nicht von einer Kerze, dann hätte er mehr geflackert. Dieses Licht floß ruhig aus einer offenstehenden Tür oder aus einem Fenster hervor, so genau hatte er das nicht erkennen können.
    Die Helligkeit beunruhigte ihn und machte ihn gleichzeitig etwas ruhiger. In seinem Innern tobte ein Widerspruch der Gefühle. Carlos war gekommen, um Hilfe zu suchen.
    War es die Hilfe?
    Noch traute er sich nicht, auf den Schein zuzugehen. Er stand im Dunkeln und lauschte. Sein Atem durchdrang überlaut die lastende Stille. Bob kam sich eingeklemmt vor. Er haßte die Dunkelheit. Ein Lebewesen trieb es immer zum Licht, egal, was es dort erwartete.
    »Komm zu mir…«
    Die Stimme! Seine Augen weiteten sich. Aus dem Licht schien sie gekommen zu sein. Flüsternd und dennoch verständlich gesprochene Worte, eine Aufforderung.
    Die Stimme besaß den Klang, den er auch vom Telefon her kannte.
    Jeden Buchstaben genau betonend, das war Locken und Aufforderung zugleich. Bob Carlos sah keinen Grund, länger auf dem Fleck stehenzubleiben. So leise wie möglich schob er sich dem Lichtschein entgegen. Noch immer blieb bei ihm der Eindruck, durch Watte zu gehen. Selbst das Licht besaß keine Klarheit, es wirkte diffus, als wäre es von Nebelschleiern durchzogen.
    Gina ließ sich nicht blicken. Sie wartete mit einer Engelsgeduld.
    Unter dem Gewicht des Mannes knarrten einige Bohlen. Wieder hörte es sich an, als würde jemand schwer atmen und stark ächzen.
    Diese Bohle brachte eine regelrechte Horrormusik als Begleitung mit. Gerade richtig für den Besuch bei einer Hexe.
    Er streifte mit der rechten Schulter einige an der Wand hängende Gegenstände. Es waren Lanzen, Schilde, Schwerter, zwei Hellebarden, die ein Bild einrahmten.
    Für einen Moment überkam Carlos der Gedanke, sich zu bewaffnen. Schnell schüttelte er ihn wieder aus dem Kopf. Nein, das konnte er nicht riskieren, die Hexe würde wer weiß was von ihm denken.
    Das Licht fiel aus einer offenstehenden Tür, wie er jetzt erst erkennen konnte.
    Eine Tür mit einer dicken Fassung, die im Lichtschein heller aussah, als sie war.
    Er trat hinein.
    Wie ein Schauspieler, der seinen Auftritt auf der Bühne hat, kam er sich vor, als ihn der Lichtschein umfloß. Plötzlich spürte er die »Nacktheit«. Vorhin hatte der schützende Mantel der Dunkelheit über ihm gelegen, jetzt nicht mehr.
    Gina erwartete ihn…
    Bob Carlos hatte sich bewußt keine Vorstellungen darüber gemacht, wie sie aussehen würde. Er hatte zwar in Illustrierten Bilder von angeblichen Hexen gesehen. Die hockten meist hinter einem Schreibtisch, umgeben von gewissen okkulten Gegenständen wie Pendeln, Totenköpfen, ausgestopften Tieren oder Kristallkugeln.
    Das war bei Gina nicht der Fall.
    Sie saß in einem Sessel, der eine sehr hohe Rückenlehne besaß, die vorn in die Armstützen überlief.
    Rechts neben dem Sessel stand ein kleines Tischchen. Auch die Kugel war vorhanden, allerdings als Lampe ohne elektrischen Anschluß. In der Kugel befand sich ein mit Petroleum getränkter Docht, auf dessen Spitze die Flamme ruhig brannte. Sie erinnerte an ein alles erkennendes Auge, das auch in
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