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0572 - Die Stunde des Symbionten

Titel: 0572 - Die Stunde des Symbionten
Autoren: Unbekannt
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wie ruhig es auf den Deckgängen war. Als wäre das große Schiff ausgestorben. Die Freiwache schlief, der Rest der Leute war auf Posten, und die Offiziere mitsamt den Mutanten befanden sich im Kommandoraum. Die Fluoreszenzplatten unter den Decken verliehen der Szene etwas Gespenstisches, indem sie sie mit weißblauem Licht überfluteten, das die Konturen verwischte und Niveauunterschiede einebnete.
    Auf dem sanft gerundeten Innengang des Hauptdecks kam Ras Tschubai ihm entgegen.
    „Was bedrückt dich, Mann mit der Nachthaube?" strahlte er.
    Mentro faßte ihn am Ellenbogen und zog ihn mit sich den Gang entlang. Ohne den Afrikaner anzusehen, stellte er fest: „Ich habe das Gefühl, ihr seid alle ein bißchen durchgedreht."
    „Wir alle", lachte Ras. „Aber du nicht?"
    „So ähnlich", gab Mentro zu. „Ich habe das Gefühl einer drohenden Gefahr, das keiner von euch zu teilen scheint. Ihr seid alle überzeugt, daß auf Asporc alles in Butter ist, nicht wahr?"
    Der Afrikaner wirkte überrascht.
    „Ja, natürlich. Bis auf den lächerlichen Raketenangriff, der uns natürlich niemals gefährlich werden kann."
    „Aber obwohl er uns nicht gefährlich werden kann, will der Chef die Stadt mit Bomben belegen?"
    „Nur mit kleinkalibrigen", verteidigte Tschubai den Großadministrator.
    „Du kennst unsere kleinkalibrigen Bomben genauso gut wie ich", erwiderte Mentro nicht ohne Ärger. „Wie viele Leute, meinst du, würden in Raraimorc sterben, wenn wir die Stadt bombardierten?"
    „Worüber regst du dich auf, Mann?" umging Tschubai die Frage. „Du weißt, daß die Bombardierung nicht stattfinden wird.
    Jemand hatte eine bessere Idee."
    „Ja, natürlich", spottete Mentro bitter: „Flutung mit Nervengas.
    Oder Überfliegen der Stadt in geringer Höhe, mit einer Geschwindigkeit von Mach acht und einer Schockwelle, die achtzig Prozent aller Gebäude einfach zu Staub zerblasen wird."
    Ras Tschubai blieb stehen und musterte den Freund mit verwundertem Blick.
    „Was erwartest du?" fragte er. „Daß wir uns den lästigen Raketenbeschuß einfach gefallen lassen?"
    Vom Deckinnengang zweigten in regelmäßigen Abständen rechtwinklig Seitengänge ab, die zur Peripherie des Schiffskörpers hinausführten. Einen dieser Gänge passierten die beiden diskutierenden Freunde, während Mentro sich eine passende Antwort auf Ras Tschubais Feststellung zurechtlegte.
    Dabei warf er geistesabwesend einen Blick in den Seitengang.
    Im Schein der Deckenplatten glaubte er, die Umrisse einer Gestalt zu erkennen, die in merkwürdiger Hast um das jenseitige Gebäude bog.
    Er blieb stehen und musterte die Beschriftung über dem Seitengang.
    „Hat hier nicht irgendwo der Asporco sein Quartier?" fragte er.
    Der Afrikaner orientierte sich.
    „Genau richtig. In diesem Seitengang."
    „Laß uns nachsehen, ob er noch da ist!" drängte Mentro.
    Ras lachte.
    „Mann, dich hat's wirklich erwischt! Du weißt genau, daß Koat seit der Landung auf Asporc wie ein Gefangener behandelt wird.
    Das Schott seiner Kabine ist positronisch verriegelt..."
    „Jemand könnte es geöffnet haben", beharrte Mentro. Ohne weiter auf den Freund zu achten, stürmte er in den Seitengang hinein.
    Das Schott der Kabine, die Heydrac Koat angewiesen worden war, war geschlossen, öffnete sich jedoch ohne Zögern, als Mentro drauf zutrat. Damit war bewiesen, daß hier nicht alles mit rechten Dingen zuging. Mentro betrat den kleinen Vorraum, der unmittelbar hinter dem Schott lag. Ein junger Offizier räkelte sich in einem Gliedersessel.
    „Wo ist der Asporco?" fuhr Mentro ihn an.
    „Fort, Sir", war die Antwort.
    „Auf wessen Anlaß und in wessen Begleitung?"
    „Begleitung?" Der Mann zuckte mit den Schultern. „Er hatte keine Begleitung, Sir. Er war alleine."
    „Wie kommt es, daß er das Schott öffnen konnte?"
    „Ich weiß nicht, Sir. Es klickte plötzlich, und die Verriegelung war gelöst."
    „Warum haben Sie ihn nicht aufgehalten!"
    Der Unteroffizier zuckte mit den Schultern.
    „Sollte ich denn? Jemand hatte die Verriegelung beseitigt, und er machte mir klar, daß er nur ein paar Schritte spazieren gehen wollte."
    Ras Tschubai erschien in der Schott-Öffnung. Er hatte die letzten Worte gehört.
    „Worüber regst du dich auf?" fragte er leichthin.
    „Wahrscheinlich ist er nur um die nächste Ecke und kommt gleich wieder zurück."
    Mentro drängte sich an ihm vorbei in den Gang hinaus.
    „Dessen möchte ich ganz sicher sein", stieß er hervor und stürzte auf die nächste
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