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057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs
Autoren: Michael Schönenbröcher
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dieser lebensfeindlichen Welt, um zu wissen, dass dies nur ein frommer Wunsch war…
    ***
    Daryll ließ ihre Peitsche knallen - eine Geste, die ihre Macht besser unterstrich als jede Uniform. Augenblicklich verstummten die ohnehin nur verhalten geführten Gespräche im Hof und die Geschöpfe wandten sich ihr zu.
    Da waren halb verrostete Robots mit verbogenen Gelenken, manche kaum mehr fähig, sich fortzubewegen. Cyborgs, deren Plysterox-Implantate der ersten und zweiten Generation Auflösungserscheinungen zeigten oder deren Programmierung irgendwann Fehlfunktionen offenbart hatte. Und Androiden, die den Verlust all ihrer organischen Komponenten nicht verkraftet und depressiv oder neurotisch geworden waren.
    Sie alle liefen unter dem Begriff »Lo-Bots« - der Ausschuss der ansonsten so perfekten Enklave, die Miki Takeo im San Fernando Valley geschaffen hatte.
    Dass sie nicht einfach »entsorgt« worden waren, verdankten sie Takeos Erstem Diener Haank. Er hatte die Anweisung seines Herrn missachtet, um ihr Leben zu erhalten, und sie statt dessen mit den Koordinaten dieses Ortes versehen. Hier sollten sie unter medizinischer und technischer Betreuung ihren Lebensabend verbringen.
    Sollten.
    Erneut durchschnitt ein Peitschenknall die Stille. Und die schöne Cyborg betrat das Podest an der Stirnseite des Hofes. In ihrer Begleitung war - wie stets bei öffentlichen Auftritten - ihr Assistent Ruttger. Ein Cyborg mit gelegentlichen Aussetzern der Hüftmechanik, einem steifen linken Fußgelenk und einem Schaden an den Speicherbereichen, die für die Stimm-Modulation zuständig waren. Seine roten Augen unter dem kurz geschorenen weißen Haar blickten über die Menge. Sollte er einen der LoBots als unaufmerksam einstufen, bedeutete dies die elektrische Folter für den Bedauernswerten.
    »Gestern Nacht«, schallte Darylls Stimme über den Hof, »gab es den Versuch eines Ausbruchs!« Sie wartete einen Moment, damit der Schrecken unter den Versammelten auch die untersten Speicherebenen erreichen konnte. Dann fuhr sie fort: »Natürlich blieb es bei dem Versuch. Die Garde und ich stellten den Abtrünnigen schon eine Stunde später. Dem LoBot Newt wurde der P-Chip für immer entzogen und die Strafe eingespeist.« Ein entsetztes Raunen ging durch die Versammelten. »Und nun wird er euch sein Verbrechen selbst gestehen.«
    Daryll trat zur Seite. Ein Lächeln ließ ihre ebenmäßigen Züge erstrahlen. Ihre Haltung drückte Triumph aus.
    Newt betrat das Podest. Vielmehr: Er zog sich mühsam an einer Haltestange hinauf.
    Seine mechanischen Beine waren verkrüppelt worden, sein Brustkorb eingedrückt. Sein linker Arm war nur noch ein Stück nutzloser Schrott.
    »Ich bin des Verrats und der Flucht schuldig.« Seine Stimme klang blechern und erschreckend leer. »Ich habe die Gemeinschaft verraten und die Herrin hintergangen. Es zeugt von ihrer Güte, dass ich nicht deaktiviert wurde, sondern euch von meinem Fehler berichten darf. Lasst euch nicht fehl leiten von der Illusion der Freiheit! Sie existiert nicht da draußen. Dort lauern nur feindliche Bestien auf uns; schaut mich an, was sie mir angetan haben! Daryll und die Garde haben mich vor ihnen gerettet… Es gibt nur die Gemeinschaft unter der Führung unserer Herrin. Ihr dienen wir mit ganzer Kraft!«
    Die beiden letzten Sätze hatte er mit erhobener, aber nicht minder ausdrucksloser Stimme gerufen.
    Ruttger stieg zu Newt auf das Podium. »Wir danken danken dem LoBot Newt für seine Worte und sein Eingeständnis. Nun kann kann er wieder in unsere Gemeinschaft aufgenommen werden. Lasst euch sein Schicksal eine Warnung Warnung sein!« Dass sein defektes Sprachzentrum einzelne Worte wiederholte, fiel den Zuhörern kaum mehr auf.
    Zu lange schon war der Cyborg der Verkünder meist schlechter Nachrichten. So auch jetzt: »Um eventuelle Mitverschwörer zu zu bestrafen, die den LoBot Newt bei seiner Flucht Flucht unterstützt haben, entfallen sämtliche Vergünstigungen für eine eine Woche. Die Energieration wird für denselben Zeitraum halbiert.«
    Nach diesen Worten gesellte er sich zu Daryll, und beide gingen von der Bühne ab. Zurück blieb ein hilfloser Newt, dessen einzige Möglichkeit, das Podest zu räumen, darin lag, sich einfach hinabfallen zu lassen.
    »Ich liebe diese kleinen Ansprachen!«
    Daryll entledigte sich beim Betreten ihres Büros des Plastikmantels und warf ihn über die Lehne eines Metallstuhls mit Schellen in Höhe der Hand- und Fußgelenke. Nur mit ihren hohen
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