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0567 - Der Mann aus dem Eis

Titel: 0567 - Der Mann aus dem Eis
Autoren: Unbekannt
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lassen.
    Hokar ging zu Jake-O und kraulte ihn im Nacken. Der Hund, der darauf normalerweise seinen Kopf gegen Hokars Beine zu stoßen pflegte, stand völlig still.
    Hokar packte den Kopf des Hundes mit beiden Händen und hob ihn hoch.
    „Du bist doch nicht krank, Alter?"
    Jake-O winselte leise. Hokar griff mit beiden Händen in das dicke Fell des Tieres und tastete den Bauch ab. Alles schien in Ordnung zu sein.
    Bardonsch gähnte.
    „Ich gehe schlafen."
    Er verschwand im Tunnel.
    Hokar blieb noch eine Zeitlang bei den Hunden, dann kehrte er ebenfalls ins Haus zurück. Doch der alte Muschelsammler schlief nicht mehr. Er holte sich ein Bier aus dem Vorratsschrank und dachte nach. Bei Hunden kannte er sich aus. Wenn sie ihr Verhaltensmuster auf so krasse Weise durchbrachen, konnte das nur schwerwiegende Gründe haben.
    Aber was war geschehen?
    Der Muschelsammler nahm die Flasche mit nach oben in die Aussichtskuppel. Im ungewissen Licht lag das Coats-Land vor ihm. Am Horizont glaubte Hokar die Lichter von Jatanmansch zu sehen, aber das konnte auch eine Täuschung sein. Es war eine ruhige Nacht. Die Station war nur fünf Meilen vom Gletscher entfernt und stand mitten in Eis und Schnee.
    Das Coats-Land war eines der wenigen Gebiete am Südpol, die noch ihre Ursprünglichkeit erhalten hatten.
    Hokar ließ sich in einem Sessel nieder. Bei Tagesanbruch würden die Touristen mit einem Spezialbus der CLTO eintreffen, einem Gefährt, das von der Gesellschaft zu einem monströsen Schlitten umfunktioniert worden war - schließlich hatte man den zahlungswilligen Narren viel Echtheit versprochen.
    Früher waren Menschen von allen Welten des Solsystems und von den Kolonien hierhergekommen, doch das war im Augenblick nicht möglich.
    Trotzdem hatte der Touristenstrom nicht nachgelassen. Gerade im Augenblick höchster Gefahr schien es Menschen zu geben, die auf irgendeine Weise die Flucht zu ergreifen suchten.
    Als wenn das möglich gewesen wäre!
    Hokar schüttelte unwillig den Kopf.
    Für ihn war es schon immer schwierig gewesen, andere Menschen zu verstehen. Viel besser verstand er sich mit Tieren, vor allem mit Hunden.
    In der Dämmerung erschienen die Positionslampen des Spezialbusses. Hokar stand auf und stieß eine Verwünschung aus. Er hatte vor sich hin gedöst. Jetzt war der Bus fast vor der Station. Der alte Muschelsammler richtete sich auf. Unten tauchte jetzt Bardonsch auf, eine in Pelz gehüllte Gestalt, die mit langsamen Schritten auf den Bus zuging. Eine Tür öffnete sich, der Fahrer sprang heraus. Danach die Touristen, Männer und Frauen (warum, zum Teufel, kamen nie Kinder hierher?), die unschlüssig vor dem Bus verharrten.
    Hokar ging nach unten und begab sich in seinen Wohnraum.
    Dort legte er die Kleidung an, von der die Gesellschaft annahm, daß er in ihr besonders imposant wirkte und Eindruck auf die Touristen machen würde.
    Inzwischen hatten sich die Touristen im Vorraum der Station versammelt, wo sie ein gemeinsames Frühstück einnehmen würden. Bardonsch bewegte sich geschäftig zwischen den Tischen hin und her, sammelte Bons ein und verteilte Prospekte.
    Hokar warf nur einen kurzen Blick in den Vorraum.
    „Das ist unser Schlittenführer!" rief Bardonsch.
    Wahrscheinlich hatten ihn überhaupt nicht alle Touristen gesehen, so schnell war Hokar wieder verschwunden.
    Er ging in den Stall zu den Hunden. Obwohl er sie aufmerksam beobachtete, konnte er nichts Ungewöhnliches in ihrem Verhalten feststellen. Sie schienen sich vollständig beruhigt zu haben.
    Der alte Muschelsammler ging in den Nebenraum, wo der Schlitten stand. Er schob ihn vor das Tor, dann preßte er die Atemmaske vor das Gesicht. Als er den Schlitten ins Freie zog, hatte er seinen Zorn auf Bardonsch fast wieder vergessen.
    Er bereitete alles vor und holte dann die Hunde. Viel brauchte er nicht mehr zu tun. Die Tiere wußten genau, worauf es ankam, außerdem war Jake-O ein Meutenführer, der sehr diszipliniert war und von den anderen anerkannt wurde. Nur der alte Otter versuchte, einen der jüngeren Hunde zu beißen.
    Bardonsch kam heraus. Er trug einen weißen Pelz und eine dunkelbraune Kappe. Mit schwerfälligen Bewegungen kam er auf Hokar zu. Der alte Muschelsammler hatte schon festgestellt, daß Bardonsch im Freien viel von seiner Eleganz verlor.
    „Sind Sie fertig?" fragte der Reiseleiter.
    „Das sehen Sie doch!" gab Hokar zurück. Er konnte zu Bardonsch einfach nicht freundlich sein - und umgekehrt war es offenbar genauso.
    Bardonsch
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