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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch
Autoren: Jason Dark
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auch was?«
    »Vielleicht später. Ich haue mir zwei bis drei Eier in die Pfanne.«
    Suko schielte mich von unten her an. »Hast du an diesem schönen Sonntag noch etwas vor?«
    »Man weiß ja nie, was kommt.«
    »Bei dem Wetter hat keiner Lust.« Suko deutete auf die Fenster scheibe. Von außen her hämmerte der Wind die langen Regenschleier dagegen. Das Prasseln hörte sich an, als wäre ein Drummer dabei, auf seinem Instrument zu trommeln.
    »Sollen wir eine Partie Schach spielen?«
    Suko schüttelte den Kopf. »Lieber Halma.«
    »Das mag ich nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil es beim Halma keinen Elfmeter gibt.«
    Mein Freund winkte ab. »Du bist ein Scherzkeks. Aber den richtigen Bock hast du auch nicht.«
    »Genau.«
    »Du kannst ja in den Pub gehen.«
    »Dann ist der Tag hin.« Ich sah, daß Suko gähnte. »Sag nur, du bist müde.«
    »Leider. Ich habe in der letzten Nacht schlecht geschlafen. Das Bein, weißt du?« Er deutete auf seine verbundene Wade, die ein weißer Verband zierte, der sehr stramm saß.
    »Ich schaue am Abend noch mal vorbei.«
    »Okay, John, und viel Spaß.«
    »Wobei?«
    »Weiß ich doch nicht.«
    Achselzuckend verließ ich die Wohnung meines Freundes, ging in meine Küche und schlug zwei Eier in die Pfanne. Speck hatte ich keinen mehr, dafür Hunger. Mit einer Schnitte Brot zusammen verputzte ich die Eier, trank zwei Tassen Kaffee und starrte ansonsten vor mich hin. Dabei lauschte ich dem Regen, der einfach nicht aufhören wollte.
    London ertrank im Regenwasser!
    Eine Viertelstunde später schaute ich mir das vom Fenster aus an.
    Ich seufzte, atmete gegen das Fenster und schaute zu, wie die Scheibe beschlug. An Tagen wie solchen ist man auch lustlos. Eigentlich hätte ich meine Bücher sortieren können, Zeitschriften bündeln und wegwerfen können, aber ich bekam nicht die Kurve, zu einem Container zu gehen, der das Zeug auch schluckte.
    Einen Blick in die Glotze wollte ich werfen. Schon das erste Bild widerte mich an. Da lief ein Film über ein Sonnenparadies in der Südsee. Lachende, braungebrannte Menschen, die surften, am Strand lagen, schwammen, Drinks schlürften und ansonsten nichts taten.
    Ich tat nur eines, schaltete die Glotze aus, blieb im Sessel hocken und starrte gegen die Wand.
    Auch nicht lange, denn ich schlief rasch ein. Tage wie diese waren auch gut, um sich zu erholen, und so etwas braucht der Körper einfach. Wie lange ich geschlafen hatte, wußte ich nicht, jedenfalls schreckte mich die Wohnungsklingel auf.
    Ich fuhr hoch, schaute automatisch zum Fenster und sah, daß es noch immer regnete.
    Gene Kelly hatte vor Jahren den Song »Singing in the Rain« intoniert, mir war nicht nach Singen zumute, ich sinnierte darüber nach, wer mich an einem derart trüben Nachmittag – so spät war es mittlerweile geworden – besuchen wollte.
    Nach dem dritten Klingeln hatte ich die Gegensprechanlage in der Diele erreicht.
    »Ja bitte.«
    »Endlich«, hörte ich eine mir bekannte Frauenstimme. »Ich befürchtete schon, den Weg umsonst gemacht zu haben.«
    »Du – Glenda?«
    »Ja.« Sie räusperte sich. »Stört es dich? Wenn ja, kann ich wieder fahren.«
    »Warum sollte mich das stören?«
    »Deine Stimme hörte sich so an.«
    »Unsinn.«
    »Öffne, ich will dir etwas bringen.«
    »Was denn?«
    »Das zeige ich dir oben.« Ich hörte noch ein Knacken im Lautsprecher, dann nichts mehr.
    Über meine Lippen flog ein Lächeln. Jetzt sah der Tag schon ganz anders aus. Zwar regnete es auch weiterhin, aber die Wolken kamen mir längst nicht mehr so grau vor.
    Glenda brachte Sonne in das Grau. Sie war der Aufheller, und wenn sie mich an einem Sonntag besuchte, wobei sie sicherlich nichts dienstliches von mir wollte, konnten die nächsten Stunden verdammt interessant für uns werden.
    Ich ging auf den Flur, um den Lift zu erwarten. Es dauerte nicht lange, als sich die Türen zurückschoben und Glenda aus der Kabine trat. Ihr heller Regenmantel stand offen, auf den Schultern perlten Wassertropfen, das dunkle Haar wehte wie Rauschgold um ihren Kopf, nur eben schwarz. Auf beiden Händen trug sie einen runden Gegenstand. Er war verpackt.
    An ihren Ohrläppchen schaukelten Modeschmuck-Ringe. Sie strahlte mich an. »Willst du mich nicht hereinlassen?«
    »Aber sicher doch.«
    Glenda Perkins kannte sich aus und betrat die Wohnung, als würde sie selbst hier leben. Mit forschen Schritten ging sie durch bis ins Wohnzimmer.
    Ich kam später und hörte sie sagen. »Das habe ich mir doch
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