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056 - Satans Mörderuhr

056 - Satans Mörderuhr

Titel: 056 - Satans Mörderuhr
Autoren: Larry Brent
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Lokalausgang. Sabortki machte sich nicht die Mühe, erst noch
sein Zimmer aufzusuchen und sich ein Jackett zu holen. Wenn er durch Marbergs
Vermittlerrolle einen Kunden gewann, der finanziell potent genug war, dann
konnte er seine Einkünfte leicht verdoppeln oder verdreifachen. Quellen, woher
er die Ware bezog, hatte er genug. Er musste nur seinen Abnehmerstamm
vergrößern.
    Und je mehr Bieter da waren, desto eher bestand die Möglichkeit,
für eine Ware einen dementsprechend höheren Preis zu verlangen. Das Angebot
regelte die Nachfrage. Ein altes kaufmännisches Gesetz, das auch heute noch
seine Gültigkeit hatte. Sabortki verdiente mit seinem Job eine Unmenge Geld.
Eine Zeitlang hatte ihn die Polizei sogar im Verdacht gehabt, mit Rauschgift zu
handeln. Doch diese Bedenken hatte Sabortki zerstreuen können. Er handelte mit
alten Büchern, Skulpturen und antiken Uhren. Auf dieses Gebiet hatte er sich
spezialisiert.
    Im Lauf der letzten drei Jahre hatte er sich einen beachtlichen
Kundenstamm geschaffen, und er hatte sein Studium zunächst mal unterbrochen, um
viel Geld zu machen. Es hatte ihn einfach gepackt. Er hatte es satt, tage- und
nächtelang über Büchern zu hocken, in überfüllten Hörsälen zu sitzen und die
Aufgaben zu präparieren. Mit Geschichte und Politik hatte er angefangen. Dann
war er zu den Sprachwissenschaften übergegangen. Aber auch das hatte ihn nicht
gefesselt. Psychologie und Medizin vielleicht - das war schon etwas anderes.
Aber solange er sich noch nicht über sich selbst im Klaren war, würde es wohl
besser sein, das Studium weiterhin an den Nagel zu hängen und abzuwarten. Bis
dahin aber konnte er Geld verdienen. Seine speziellen Kenntnisse der Geschichte
des europäischen Abendlandes kamen ihm bei seinem augenblicklichen Job zugute.
    Jeder Sachkenner, mit dem er bisher zusammengetroffen war, musste
ihm das bestätigen. Sabortki schaffte gute Ware heran. Ausgefallene
Sammlerstücke waren seine Spezialität. Sabortki war Stammbesucher sämtlicher
bekannter Antiquitätengeschäfte der Mainmetropole, kannte auch den
Schifferbunker in Sachsenhausen, in den er hin und wieder ging. Der junge Mann
bezog seine Ware aber hauptsächlich von privater Seite. Von Sammlern, die Geld
brauchten, und von alten Leuten, die nicht wussten, was für Schätze sie
manchmal im Keller oder auf dem Dachboden hatten. Auch zu drogenabhängigen
Kreisen hatte er Verbindungen. Aber er war weder ein Dealer noch selbst
rauschgiftsüchtig.
    Doch es gab Leute unter den Süchtigen, die ihm hin und wieder
einen Tipp gaben oder sogar selbst ein Sammlerstück heranschafften. Dafür ließ
er dann - je nach Wert - einen Schein springen. Seine Informanten oder
Lieferanten setzten dieses Geld sofort in Stoff um. Doch das war schließlich
nicht seine Sache. Der Zerbrochene Krug war eine von vielen
Apfelweinwirtschaften. Alle glichen sich von innen und von außen. Und doch
hatte jede ihre eigene Atmosphäre. Das war das Besondere. Der Student drückte
die Schwingtür auf. Alkoholdunst, Rauchschwaden und verbrauchte Luft schlugen
ihm entgegen. Gleich links standen zwei kleinere, quadratische Tische. Nebenan
ein großer, an dem zwölf Leute sitzen konnten. Und sie saßen dort. Wie die
Heringe in der Dose reihten sich die Gestalten aneinander. Der Zerbrochene
Krug ging gut. Marberg stand an der umlagerten Theke und hielt den Eingang
im Auge. Als der Berliner, nur mit Hose und einem dünnen Rollkragenpulli
bekleidet, eintrat, winkte Marberg ihm zu und löste sich von der Theke. »Da
sind Sie ja«, sagte er und näherte sich auf unsicheren Beinen dem Eintretenden.
    Sabortki nickte lächelnd. »Wo ist er ?«
    Marberg winkte ab. »Nur langsam mit jungen Pferden, mein Freund.
Und langsam auch mit alten Männern. Wegen dem Herzinfarkt, verstehen Sie ?« Er klopfte sich auf die Brust. Marberg war gut zwei Köpfe
kleiner als Sabortki, ein schmaler, beinahe schmächtig zu nennender Mann Ende
der Fünfzig. Verwitterte Haut, wie Pergament. Aber ein fröhliches Gesicht mit
listig funkelnden Augen und zahllosen Lachfältchen.
    »Nun, so langsam darf es auch wieder nicht sein. Wenn der Herr
Baron sich entschließt sein Bettchen aufzusuchen, dürfte es zu spät sein, mich
noch mit ihm bekannt zu machen .« Sabortki zog seine
Geldbörse heraus und entnahm ihr einen Fünfzigmarkschein, den er Marberg rasch
zusteckte. »Das ist erst mal eine kleine Anerkennung für Ihre Vermittlertätigkeit,
Marberg. Wenn der Kontakt sich zu einem Geschäft
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