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056 - Satans Mörderuhr

056 - Satans Mörderuhr

Titel: 056 - Satans Mörderuhr
Autoren: Larry Brent
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Hause kamen oder Angeheiterte, die
nur einen Stellungswechsel an die nächste Theke, in das nächste Gasthaus
vornahmen. In einem der alten Häuser, am Ende der Straße wohnte unter dem Dach
in einer kleinen, fünfzehn Quadratmeter großen Mansarde ein Student namens
Heinz Sabortki.
    Sabortki, Mitte Zwanzig, trug das dunkelblonde Haar fast
schulterlang.
    Seine Oberlippe zierte ein buschiger, ungepflegter Bart. Was
Sabortki studierte, der angeblich aus Berlin kam, wusste eigentlich niemand so
recht. Sicher war nur, dass Sabortki in studentischen Kreisen verkehrte und
regelmäßig seine Miete an Ruhlmann, den Besitzer des Hauses und der
darunterliegenden Gaststätte, abführte. Und das war für den gewitzten Wirt die
Hauptsache. Die Kasse stimmte. Heinz Sabortki drückte nervös die
Zigarettenkippe im Ascher aus und warf einen raschen Blick auf seine
Armbanduhr. Zehn Minuten nach halb zwölf. Marberg hatte doch noch anrufen
wollen?
    »Verdammt«, sagte Sabortki, zog blitzschnell seine Finger aus dem
Ascher zurück und ließ die Kippe los. Er hatte sich an der Glut verbrannt.
Unruhig ging der junge Mann in dem kleinen Raum auf und ab. An Mobiliar wies
die Mansarde nur das Notwendigste auf. Vor dem Fenster stand ein ehemals
weißlackierter Küchentisch, der jetzt zu einem Schreibtisch umfunktioniert
worden war. Auf dem Tisch stand eine kleine Reiseschreibmaschine älteren Datums
und ein Alabasterascher. Es lagen ein großer Packen Papier und unerledigte
Briefe herum. Sabortki ließ hörbar Luft ab. »Herr Sabortki - Telefon !« , hallte es durch das Haus. Das war Frau Ruhlmann. Sie
stand unten an der Treppe.
    Wie ein Wiesel huschte der junge Mann durch das Zimmer und riss
die Tür auf. »Ich komme schon !« , rief er. Im
Treppenhaus funzelte eine Fünfzehn-Watt-Birne. Ruhlmann war ein sparsamer
Hauswirt. Das Telefon stand gleich neben der Theke. Frau Ruhlmann, mit
aufgelöstem Haar, verschwitzt und übermüdet, roch nach Zwiebeln. »Ein Herr
Maberch«, sagte sie in breitem Frankfurterisch. Sabortki wusste zum Glück, dass
der Mann nicht Maberch, sondern Marberg hieß.
    »Danke !« Der Student ergriff den Hörer
und meldete sich.
    »Na, ich habe ja gewusst, dass ich Sie noch erreiche«, sagte eine
alkoholumflorte Stimme. Der Mann am anderen Ende der Strippe zog die Nase hoch.
»Sie sind auch die reinste Nachteule, Sabortki. Aber auf diese Weise kann mer
Geschäfte mache .«
    »Es ist höchste Zeit, dass Sie was von sich hören lassen«, sagte
Sabortki. »Normalerweise liege ich um diese Zeit schon längst in den Federn !«
    »Mann, nun reden Sie doch nicht so groß daher. Sie haben mich
gebeten, dass ich mich bis zum 25. bei Ihnen melden soll - und da bin ich !«
    »Der 25. ist genau in siebzehn Minuten zu Ende, mein Lieber !«
    Marberg lachte. Es klang, als würde eine verrostete Nähmaschine in
Betrieb gesetzt. »Immerhin bin ich noch pünktlich. Das können Sie nicht
abstreiten .« Sabortki wollte kein langes Gespräch am
Telefon. Er fiel dem Anrufer ins Wort. »Also, was ist ?«
    »Was ist? Ei, ich hab's Ihnen doch versprochen: er ist hier! Es
hat auch gar nicht anders sein können .«
    »Baron von Berghofen?« Sabortki lauerte.
    »Genau. Mit Gespielin ...« Marberg lachte, dass die Membrane
dröhnte. »Herr Baron hat sich wieder ein paar schöne Stunden in Frankfurt
gemacht. Ich glaube, dass er in dieser Nacht nicht mehr in den Taunus
zurückfährt. Sieht ganz so aus, als wolle er sich hier einquartieren .«
    »Wo halten Sie sich auf? Ist es möglich, dass ich den Baron
sprechen kann ?«
    »Weshalb rufe ich Sie wohl an, Sie Olwel, he ?«
    Sabortki wohnte lange genug in Frankfurt, um zu wissen, was ein Olwel war. In Hochdeutsch allerdings ließ sich der Begriff nicht übersetzen. Trottel war die nicht ganz lupenreine Übersetzung.
    »Ich bin im Zerbrochenen Krug . Sie wissen, wo der liegt ?«
    »Natürlich ...«
    »Ich meine nicht den unten vor dem Haus. Den habe ich nicht kaputt
gemacht«, feixte Marberg. Er befand sich in bester Laune. Wie viel Gläser Apfelwein er an diesem Abend schon getrunken
hatte, wusste er wahrscheinlich selbst nicht mehr.
    »Ich komme«, reagierte der Student knapp.
    »Ich hoffe, Sie sind flüssig? Wenn ich Sie ins Geschäft bringe,
dann springt was dabei raus. Und es langt zu mehr, als bloß zu Handkäs mit
Musik, verstanden ?«
    »Verstanden«, bestätigte Sabortki. »In zehn Minuten bin ich drüben .« Er hängte ein, verließ seinen Platz hinter der Theke und
näherte sich dem
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