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056 - Satans Mörderuhr

056 - Satans Mörderuhr

Titel: 056 - Satans Mörderuhr
Autoren: Larry Brent
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brachte er nicht fertig. Unmittelbar nach dem Auffinden des toten
Trondell hatte er bereits diesen Gedanken gehabt. Aber er hatte ihn auch
genauso schnell wieder verworfen. Zuviel hatte er eingesetzt, um in den Besitz
dieser verhexten Uhr zu kommen. Nun stand sie in seinem Haus. Zum Verkauf
bereit. Trondell war besessen davon gewesen, sie für einen enorm
hochgeschraubten Kaufpreis zu erhalten. Dieser verdammte Unfall - er hätte
nicht dazwischenkommen dürfen ...
    Wäre er in der Nähe Trondells gewesen, es wäre bestimmt nicht dazu
gekommen. Doch Trondell hatte sich benommen wie ein unwissendes Kind. Die
Gefahr, die von der Uhr des Marquis de Bergerac ausging, hätte doch gerade ihm
bekannt sein müssen. Laveaux ging an diesem Tag im Haus hin und her, vermied es
aber, sich am Fenster oder im Laden sehen zu lassen.
    Mehr als einmal versuchte ein Kunde, trotz des Hinweises an der
Tür, Einlass zu erhalten. Sie klopften und riefen, aber da sich niemand im Haus
rührte, zogen sie bald wieder ab. Im ersten Stock des alten Hauses ließ er die
Stunden vorüberziehen. Der Himmel über Paris wurde grau und dann schwarz. In
den Häusern und in den Schaufenstern, gingen die Lichter an, die alten Laternen
in der Gasse tauchten das feuchte Pflaster in gelbliche Lichthöfe. Laveaux ließ
es neun Uhr werden, ehe er daranging, seinen Plan zu Ende zu bringen. Er
schleifte seine Last über den dunklen Hof, zog langsam das Garagentor auf, das
er am späten Nachmittag bereits heimlich und unbemerkt aufgeschlossen hatte und
zerrte das große Bündel in die Finsternis.
    Er verstaute die Last im Kofferraum des dunkelgrünen Renaults und
setzte sich dann hinter das Steuer des Wagens. Neben sich hatte er eine
Nylonschnur und auf dem Boden vor dem Vordersitz ein paar schwere Granitsteine
und Eisenstücke liegen, die er im Keller und im Schuppen aufgetrieben hatte. Er
startete und fuhr direkt zur Seine hinunter. Laveaux parkte seinen Wagen weit
ab von der nächsten Brücke neben einer alten, knorrigen Eiche. Träge floss das
Wasser des vielbesungenen Flusses dahin. Er war alles andere als ein schöner
Fluss, wie seine Dichter weismachen wollten. Auch die Seine war im Lauf der
letzten Jahre zu einer schmutzigen Kloake geworden. Eine graue, breite
Wasserstraße, die mitten durch die Weltstadt floss. Nachdem er sich
vergewissert hatte, dass weit und breit kein Mensch war, der ihn beobachten
konnte, schleppte er die Leiche ans Ufer, holte die Steine, die Eisenstücke und
die Nylonschnur und beschwerte damit den Plastiksack.
    Mit dieser Last watete er durch das Wasser und trug die Leiche ein
paar Meter in den Fluss hinein, ehe er sie langsam losließ. Der beschwerte
Plastiksack sank sofort nach unten, als würden unsichtbare Hände ihn in die
Tiefe ziehen. Der Strom schleppte die Last mit und zog sie über den Grund, wo
der Sack zwischen Gerät, Schlamm und Abfall hängenblieb. Laveaux ging ans Ufer
zurück. Es war nicht besonders warm, und die Zähne des Mannes schlugen
klappernd aufeinander. Er zog seine Hose wieder an, die er zuvor abgelegt
hatte, schlüpfte in seine Strümpfe und Schuhe und kehrte zu dem dunklen Wagen
zurück, der sich kaum von dem mächtigen Stamm und dem schwarzen Schatten abhob.
    Er schloss in dieser Nacht kein Auge. Unruhe, Angst, Verwirrung
und Ratlosigkeit erfüllten ihn. Er wusste, dass er mit dem Beseitigen der
Leiche praktisch nichts gewonnen hatte. Die verhexte Uhr befand sich immer noch
in seinem Besitz. Er konnte sich nicht von ihr trennen. Irgendetwas hinderte
ihn daran, und er wusste nicht, was es war. Er hatte den Einfluss wieder
gespürt, als er am späten Nachmittag nochmal in die Kammer gekommen war und
sich die Uhr betrachtete. Er musste an Trondell denken. Nur fünf Minuten hatte
er, Laveaux, seinen Besucher allein gelassen. In diesen fünf Minuten war eine
Entscheidung gefallen. Eine Entscheidung, welche die Uhr herbeigeführt hatte.
     
    ●
     
    Im Stadtteil Frankfurt-Sachsenhausen hockten die Zecher zusammen.
In den vielen kleinen, bekannten Gaststätten herrschte kurz vor Mitternacht
noch Hochbetrieb. Der Apfelwein, hier Äppelwoi genannt, das Lieblingsgetränk
der Alten und auch der Jungen, die den Bejahrten nacheiferten, wurde in
gewürfelten Gläsern von flotten Bedienungen und Kellnern an die Tische
gebracht. Es roch nach Sauerkraut und Rippchen, nach Handkäs mit Musik .
Dunkle Gestalten bewegten sich durch die gewundenen, schmalen Straßen mit dem
uralten Kopfsteinpflaster. Zecher, die nach
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