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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher
Autoren: Edgar Wallace
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rollte, schüttelte Jane die Haare zurück und sah ihren Gatten an. Er hatte den Arm aufgestützt und starrte nachdenklich auf den Weg. Sie wollte ihn fragen, ob er glücklich sei, brachte diese Heuchelei aber doch nicht über die Lippen. Dann erinnerte sie sich der Fünfpfundnote. Sie sagte es ihm zweimal, denn sie glaubte, er habe sie nicht richtig verstanden.
    »Porter? Ja, ich gab ihm das Geld. Es war falsch? Wie unachtsam von mir!«
    ›Unachtsam‹ war nicht das Wort, das sie zu hören erwartet hatte. Sie merkte plötzlich, daß sie brennend wünschte, er möge mit ihr plaudern.
    »Longford Manor war übrigens deine Idee, Jane«, sagte er unvermittelt.
    »So?« Jane konnte sehr herausfordernd sein.
    »Ich hätte jedenfalls alles andere als Longford Manor vorgeschlagen. Als ich dir das Haus zeigte, hatte ich den Eindruck, daß es dir nicht gefiel.«
    »Ist es dein Haus?« fragte sie ausweichend.
    »Nein - ich habe es vor drei Monaten gemietet. Der Besitzer lebt auf dem Festland und benützt es nicht mehr. Die Umgebung ist sehr hübsch, und die einsame Lage gefällt mir.«
    »Ich finde die Einsamkeit auch sehr schön«, sagte sie eigensinnig, doch dann fuhr sie fort: »Verzeih, ich bin heute so nervös. Eine Hochzeit ist doch sehr anstrengend. Hast du übrigens Marjorie in der Kirche gesehen? Diese Frau ist in dich verliebt, Peter.«
    Er war zu erstaunt, um zu widersprechen.
    »Doch, Peter, ich bin ganz sicher. Sie hat mich mit einem wahren Basiliskenblick angesehen. Eigentlich finde ich das komisch!«
    »Aber das ist doch unmöglich, du irrst dich«, wehrte er beinahe heftig ab.
    Jane zuckte nur die Achseln. Sie hatten die Hauptstraße von Tottenham passiert und befanden sich auf dem Weg nach Epping. Peter kam wieder auf die alte Streitfrage zurück - wo sie ihre Flitterwochen verleben wollten.
    »Wir könnten ja auch später noch ins Ausland fahren«, schlug er vor. »Vielleicht nach New York oder sonstwohin. Ich kenne eine Menge nette Leute in den Vereinigten Staaten. Im vorigen Jahr bin ich mit Bourke dort gewesen - er ist einer der besten Leute von Scotland Yard.«
    Jane wunderte sich, daß Peter Freundschaft mit Kriminalbeamten hatte, aber sie sagte nicht mehr viel. Ihr Herz begann zu klopfen, als sie vom Kamm des Hügels über Newport die Schornsteine von Longford Manor in der Ferne auftauchen sah. Noch ehe sie sich über ihre Gefühle im klaren war, rollte der Wagen schon durch das Gittertor.
    Im Hausflur warteten die beiden Diener, taube alte Männer, die schon jahrelang im Dienst des Besitzers standen. Eine alte Haushälterin brachte Jane eine Tasse Tee in ihr Wohnzimmer, aus dem eine Tür in Peters Schlafzimmer, eine andere in ihr eigenes führte. Die Abendsonne schien durch die Fenster, und Peter sagte:
    »Komm, ich zeige dir den Garten und das Alpinum.«
    Jane freute sich auf den Spaziergang, aber als Peter ihren Arm nahm, blieb sie so abweisend, daß er ihn wieder freigab..
    Die Zeit wollte nicht vergehen, und Jane war ganz abgespannt, als sie sich schließlich in Ihr Zimmer begab, um sich für das Dinner umzukleiden.
    Der Abend schien kein Ende nehmen zu wollen. Sie saßen in der riesigen Bibliothek, die einen ganzen Flügel des Herrenhauses einnahm.
    Peter versuchte einige Male, ein Gespräch anzuknüpfen, fiel aber nach wenigen Sätzen wieder in Schweigen. Am liebsten wäre Jane davongelaufen - zu ihrem Vater zurück. Doch als Peter jetzt begann, über ihre künftige Haushaltsführung zu sprechen, setzte sie sich gerade auf.
    »Du kannst alle Schecks selbst unterschreiben, ich werde ein gemeinsames Konto eröffnen lassen. - Aber wir wollen jetzt nicht über Geld reden, das ist kein passendes Thema für Jungvermählte, nicht wahr?«
    »Du bist sehr freigebig gewesen«, antwortete sie steif.
    »Ach, das war ja nichts«, schüttelte er den Kopf, »die hunderttausend Pfund, meine ich ... Geld ist eine Waffe, mit der man großes Unheil anrichten kann. Manchmal frage ich mich, ob ich mich ihrer nicht schon in recht grausamer Weise bedient habe.«
    »Nun, es verschafft einem, was man will.« Eine Welle von Zorn stieg in ihr auf, und Peter konnte nicht ahnen, daß sie nur ihre Angst überspielen wollte.
    »Es machte es möglich, dich zu bekommen.«
    Jane sprang auf und sah mit blitzenden Augen auf ihn herab.
    »Du willst sagen, du hast mich gekauft!«
    »Aber Jane, ich bitte dich ...«
    »Doch - so war es. Es war bequemer, mich zu kaufen als um mich zu werben! Du kannst doch wohl nicht glauben, daß ich
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