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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher
Autoren: Edgar Wallace
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aber ich muß Sie unbedingt sprechen.«
    Der Arzt blickte ihn erstaunt an.
    »Hier ist sie ja«, fuhr der Inspektor fort und fischte aus seiner Brieftasche einen zusammengefalteten Geldschein. »Das ist eine Fünfzigpfundnote, die auf der Rückseite den Abdruck Ihres Stempels trägt.« Er setzte seinen Kneifer auf und las: »Dr. Donald Wells, Mitglied der Königlichen Ärztegesellschaft, Harley Street 903. Das sind Sie doch, nicht wahr?«
    Der Arzt nahm die Banknote in die Hand und betrachtete genau den verblaßten Abdruck eines violetten Stempels.
    »Ganz recht«, antwortete er, »das ist mein Stempel. Ich verwende ihn zu den verschiedensten Zwecken, aber ich kann mich nicht entsinnen, jemals Banknoten gestempelt zu haben.«
    »Können Sie sich erinnern, diesen Geldschein in der Hand gehabt zu haben?«
    »Nun, Fünfziger sind seltene Noten. Soviel ich weiß, habe ich in der letzten Zeit nur einen von Mr. Peter Clifton bekommen - das ist einer meiner Patienten. Und diesen Fünfziger habe ich beim Rennen in Kempton ausgegeben. Ich wette nämlich manchmal am Totalisator, da ich mich mit Buchmachern nicht einlassen will.«
    Der Kriminalbeamte schmunzelte verständnisvoll. »Sie haben natürlich verloren?«
    »Ganz im Gegenteil! Ich habe ein paar hundert Pfund gewonnen.«
    Rouper kritzelte etwas auf die Rückseite eines Briefumschlages. »Peter Clifton«, murmelte er dabei vor sich hin. »Ich glaube, ich kenne den Herrn. Wohnt er nicht in einem Apartment auf der Carlton House Terrace?«
    »Ja, aber was soll das eigentlich bedeuten?« fragte Wells. Dann fügte er gutgelaunt hinzu: »Sie glauben doch nicht etwa, daß er die Banknote gestohlen hat?«
    Der Inspektor ließ sich Zeit mit der Antwort, bis er seine Notiz beendet hatte. »Das nicht, Doktor, aber diese Note ist gefälscht. Übrigens die schlechteste Arbeit, die der ›Fuchs‹ je geliefert hat! Das Papier hat ihn sofort verraten.«
    Er brauchte nicht erst zu erklären, wer der ›Fuchs‹ sei, denn seit über fünf Jahren bereitete der Banknotenfälscher, der sich diesen Ehrennamen erworben hatte, den Behörden und der Geschäftswelt die größten Unannehmlichkeiten.
    »Bisher hat er sich nicht mit britischen Banknoten befaßt«, fuhr Rouper fort. »Angefangen hat er mit der Bank von Südafrika, dann ist er auf die Schweizer Bundesbank übergegangen, danach hat er US-Dollar auf den Markt geworfen und schließlich Tausend-Francs-Noten gefälscht. Es war eine sehr unangenehme Überraschung für uns, als wir feststellen mußten, daß er neuerdings jedes patriotische Gefühl vermissen läßt!«
    Er lachte über seinen eigenen Scherz und hustete.
    »Sie haben keinen Schaden dabei, Doktor«, versicherte er dem Arzt, der etwas unangenehm berührt schien. »Für Sie ist die Angelegenheit erledigt; ich möchte nur den Mann fassen, der den Fünfziger gefälscht hat!«
    Wells öffnete einen kleinen Wandschrank und nahm ein Kontobuch heraus. »Ich will mich doch noch einmal vergewissern, von wem ich die Banknote erhalten habe«, sagte er und blätterte die Seiten um. Nach kurzer Zeit hielt er inne. »Hier ist die Eintragung. ›Mr. Peter Clifton - 52 Pfund 10 Shilling in bar.‹ Er hat seine Rechnungen nie durch Scheck beglichen,«
    »Haben Sie die Nummer der Banknote?«
    Wells schüttelte den Kopf.
    »Die Nummer habe ich nicht aufgeschrieben - warum sollte ich auch. Übrigens wäre das auch viel zu umständlich, denn fast alle meine Patienten bevorzugen Barzahlung.«
    Der Kriminalbeamte warf einen Blick auf das Kontoblatt.
    »Ich wollte nur das Datum sehen«, erklärte er. Dann zog er ein braunes Büchlein aus der Tasche und blätterte nach. »Stimmt! Das Rennen in Kempton fand am gleichen Tag statt. Danke, Doktor.«
    Auch diesen Besucher brachte Wells bis zum Tor. Dann kehrte er sehr nachdenklich ins Haus zurück. Er wußte ganz genau, daß er selbst diese Banknote nicht gestempelt hatte - aber wer konnte es getan haben? Und zu welchem Zweck?

2
    »Hast du Peter heute gesehen?« John Leith blickte von seiner Abendzeitung auf, als hätte ihn darin etwas an Peter erinnert.
    »Nein, Papa.«
    Mr. Leith vertiefte sich wieder in seine Lektüre. Er war ein gutaussehender, kräftiger Mann mit langem grauem Bart. Seinen Beruf verriet der große, luftige Raum, in dem sie sich aufhielten. Schon die hohen Fenster ließen erkennen, daß es sich um ein Atelier handelte. Die Wände waren nahezu vollständig mit Bildern bedeckt: mit Landschaften, Skizzen und Kopien großer Meister von
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